Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Titel: Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
nicht mehr sehen, für unsere Augen einfach zu weit wegbewegt.«
    »Obos Stern war ziemlich hell - wäre er nicht über einen langen Zeitraum immer mehr verblasst, ehe er ausgegangen wäre?«
    »Vielleicht treffen beide Antworten zu. Sterne sterben. Sterne bewegen sich weg.«
    »Also - ist der Jaghut da hinten gestorben, oder hat er sich wegbewegt?«
    »Deine Frage ergibt keinen Sinn.«
    Wirklich nicht? Igel stieß ein bellendes Lachen aus. »Du bist eine verdammt schlechte Lügnerin, Emroth.«
    »Dies ist nun mal keine perfekte Welt«, sagte sie.
    Die farbigen Streifen, die über ihnen am Himmel dahinzogen, zischten leise, während um sie herum der Wind an Stofffetzen und Fellbüscheln zupfte und klagend durch winzige Löcher und Höhlen im Eis fuhr; noch näher bei ihnen gab es Geräusche, die dem Geist und der T’lan Imass gemeinsam zu eigen waren - das Knirschen der Zerstörung, die sie mit jedem Schritt auf dem eisigen Plateau anrichteten.
     
    Onrack kniete neben dem Bach, streckte seine Hände ins eisige Wasser und zog sie dann wieder heraus, um die Rinnsale zu betrachten, die an ihnen entlangliefen. Seit seiner Verwandlung, seit er durch ein Wunder das Leben zurückbekommen hatte, war der Ausdruck der Verwunderung nicht mehr aus seinen dunkelbraunen Augen gewichen.
    Ein Mann, der Zeuge dieser Wiedergeburt wurde - dieser unschuldigen Freude eines barbarischen Kriegers, der hunderttausend Jahre lang tot gewesen war - und dabei nichts empfand, hatte kein Herz. Onrack hob glattgeschliffene Steine auf, als wären sie Schätze, strich mit stumpfen, schwieligen Fingerspitzen über Flechten und Moose, berührte ein abgeworfenes Geweih mit den vollen Lippen, um mit seiner Zunge zu schmecken und den Geruch von verbranntem Fell einzusaugen. Einmal hatte er überrascht aufgeschrien und war stehen geblieben, als er durch das dornige Gestrüpp einer arktischen Rose gegangen war und plötzlich die roten Kratzer an seinen krummen Schienbeinen gesehen hatte.
    Der Imass war, wie Trull Sengar sich noch einmal ins Gedächtnis rief, nicht so - ganz und gar nicht so -, wie er ihn sich vorgestellt hatte. Er war praktisch haarlos, abgesehen von der braunen, beinahe schwarzen Mähne, die ihm bis über die breiten Schultern fiel. In den Tagen, seit sie in diese fremdartige Sphäre gekommen waren, hatte ihm am Kinn und über dem Mund ein dünner Bart zu sprießen begonnen, dessen Stoppeln weit verstreut und schwarz wie die eines Ebers waren; aber sie wuchsen weder auf den Wangen noch am Hals. Seine Gesichtszüge waren breit und flächig und wurden von einer Nase mit breiten Flügeln und einer ausgeprägten Brücke dominiert; Letztere wirkte wie ein Fingerknöchel zwischen weit auseinanderstehenden, tief in ihren Höhlen liegenden Augen. Die dünnen Augenbrauen ließen das schwere Jochbein über diesen Augen noch massiver aussehen.
    Obwohl Onrack nicht sonderlich groß war, wirkte er riesig. Muskelstränge an schweren Knochen, lange Arme, breite Hände mit stummeligen Fingern. Die Beine waren unverhältnismäßig kurz und krumm, so dass die Knie fast so weit außen waren wie die Hüften. Dennoch bewegte Onrack sich mit geschmeidiger Leichtfüßigkeit, verstohlen wie Beute, während seine Blicke immer wieder in alle Richtungen huschten und er den Kopf neigte und die Nasenflügel blähte, wenn er die Gerüche aufnahm, die der Wind herantrug. Er bewegte sich wie Beute, doch jetzt musste er einen gewaltigen Appetit stillen, und wenn Onrack jagte, dann tat er das so diszipliniert und unbeirrbar, dass es eine wahre Lust war, ihm zuzusehen.
    Diese Welt war in jeder Hinsicht seine Welt. Im Norden Tundra und im Süden eine Baumgrenze, die sich da und dort bis in den Schatten der riesigen Gletscher zog, die bis in die Täler hinunterreichten. Der Wald war eine wirre Mischung aus Laub- und Nadelbäumen, unterbrochen von Schluchten und umgestürzten Felsbrocken, Quellen mit klarem Wasser und sumpfigen Tümpeln. In den Zweigen schwärmten Vögel, deren unaufhörliches Gezwitscher zeitweise alles andere überdeckte.
    Entlang des Waldrands gab es Trampelpfade. Karibus bewegten sich beim Grasen willkürlich zwischen Wald und Tundra. Auf dem höher gelegenen und dem Eis näheren Gelände, wo der nackte Fels sichtbar war, gab es ziegenähnliche Tiere, die auf Felsvorsprünge hüpften und von dort auf die zweibeinigen Fremden herabschauten, die ihren Herrschaftsbereich durchquerten.
    In der ersten Woche ihrer Wanderschaft war Onrack ziemlich häufig im

Weitere Kostenlose Bücher