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Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Titel: Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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die ältere Frau mit den anderen sprach.
    Nimander Golit konnte die junge Frau, die er seine Schwester nannte, aus dem Augenwinkel sehen, und er fragte sich einmal mehr, welcher Quelle Phaeds unauslöschliche Bosheit entstammte, die - soweit er sich erinnern konnte - schon von Anfang an dagewesen war. Sie besaß keinerlei Einfühlungsvermögen; stattdessen gedieh in ihr etwas Kaltes, das bei jedem Sieg - ob wirklich oder eingebildet, ob offensichtlich oder unterschwellig - eine Art brutaler Schadenfreude versprach.
    In dieser jungen, schönen Frau war nichts Entspanntes. Es fing mit dem ersten Eindruck an, den ein Fremder von ihr hatte, wenn er sie sah und eine Art natürlichen Glanz an ihr wahrnahm, der einem den Atem verschlagen konnte. Die Vollkommenheit von Kunst, die wortlose Sprache des Romantikers.
    Dieser anfängliche Augenblick war kurzlebig. Er starb normalerweise nach der ersten höflichen Frage, die Phaed stets mit kaltem Schweigen beantwortete. Ein Schweigen, das jene wortlose Sprache verwandelte, alle romantischen Vorstellungen vertrieb und die gewaltige, ausgedehnte Abwesenheit von Anstand mit nackter Verachtung füllte.
    Bosheit behielt sie jenen vor, die sahen, wie sie wirklich war, und bei diesen Gelegenheiten spürte Nimander den Schauder einer Vorahnung, denn er wusste, dass Phaed fähig war, einen Mord zu begehen. Wehe dem scharfen Beobachter, der ihr unerschrocken bis in die Seele blickte - bis zu jenem zitternden Knoten aus Dunkelheit, der von unvorstellbaren Ängsten durchzogen war - und sich dann entschloss, nichts von dieser Erkenntnis zu verbergen.
    Nimander hatte seither längst gelernt, eine Art Unschuld zur Schau zu tragen, wenn er mit Phaed zusammen war, und ein rasches, entspanntes Lächeln, das sie zu beruhigen schien. Leider pflegte sie ihm gerade in diesen Augenblicken ihre grausamen Empfindungen mitzuteilen, indem sie von komplizierten Rache-Intrigen gegen die Verursacher ganzer Heerscharen von Kränkungen flüsterte.
    Sandalath Drukorlat war absolut scharfsichtig, was nicht sonderlich überraschend war. Sie hatte Jahrhunderte um Jahrhunderte gelebt. Sie hatte alle Arten von Kreaturen gesehen, von den ehrenhaften bis zu den dämonischen. Sie hatte nicht lange gebraucht, um zu entscheiden, an welches Ende des Spektrums Phaed gehörte. Sie hatte auf kalte Blicke mit ebensolchen reagiert; die Verachtung, die ihr entgegengeschleudert wurde, war wie Kieselsteine, die gegen den Schild eines Kriegers prallten, ohne einen Kratzer zu hinterlassen. Und als schneidendste Riposte von allen hatte sie angesichts von Phaeds stummem, theatralischem Getue Erheiterung bis hin zu offenem Spott gezeigt. Folglich waren dies die tiefen Wunden, die in Phaeds Seele schwärten, und sie waren ihr von der Frau zugefügt worden, die Ersatzmutter für sie alle war.
    Und jetzt, das wusste Nimander, plante Phaed mit dem herzförmigen Gesicht einen Muttermord.
    Er gestand sich seine eigene Niedergeschlagenheit ein - lange Phasen matter Gleichgültigkeit, als ob nichts von alledem es tatsächlich wert wäre, darüber nachzudenken. Schließlich hatte er seinen persönlichen Haufen von Dämonen, von denen keiner Lust zu haben schien, einfach zu verschwinden. Unbeeindruckt von der gelegentlichen Leugnung spielten sie weiter ihre dunklen Spiele, und der bescheidene Reichtum, der Nimanders Leben ausmachte, wurde mehr und wieder weniger, bis die Waagschalen sich pausenlos drehten. Zwietracht und Chaos, die aufeinanderprallten, um die triumphierenden Schreie zu kennzeichnen, die gezischten Flüche, das unachtsame Verstreuen von Münzen. Er fühlte sich oft in jeder Hinsicht betäubt.
    Es mochte sein, dass dies die Charakterzüge der Tiste Andii waren. Introvertierte ohne Innenschau. Dunkelheit im Blut. Schimären, sogar füreinander. Er hatte gewollt, dass ihm der Thron, den sie verteidigt hatten, etwas bedeutete, der Thron, für den Andarist gestorben war, und er hatte seine ihm Anvertrauten ohne zu zögern in jene wilde Schlacht geführt. Vielleicht sogar mit echter Begeisterung.
    Dem Tod entgegenstürmen. Je länger man lebt, desto weniger wird dieses Leben geschätzt. Warum ist das so?
    Aber das wäre eine Selbstbetrachtung, oder? Und solchen Fragen nachzugehen, war eine zu anstrengende Aufgabe. Da war es leichter, einfach den Befehlen anderer Folge zu leisten. War das ein weiterer Charakterzug seiner Art, diese Behaglichkeit dabei, anderen zu folgen? Aber wer galt bei den Tiste Andii als Symbol für Respekt und

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