Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens
worden war. Ein weiteres Werkzeug der Götter.
Es war schwierig, das alles unbesorgt hinzunehmen. Schwierig, irgendeine Art von Vertrauen in die kühne Entscheidung der Mandata zu haben. Die Seesoldaten waren an die letheriische Küste geworfen worden - nicht in einer einzigen Landung in Massen, in voller Stärke, sondern weit verstreut, heimlich, in der Nacht. Und dann waren - vollkommen im Widerspruch zu dieser Strategie - die Transportschiffe in Brand gesteckt worden.
Was selbstverständlich eine Ankündigung gewesen war.
Wir sind hier. Suchtuns, wenn ihr es wagt. Aber seid versichert, beizeiten werden wir euch finden.
Während der größte Teil einer anderen Legion an Bord von Schiffen verblieb, die sich weit vor der letheriischen Küste befanden. Und nur die Mandata wusste, wo die Khundryl hin waren. Und der größte Teil der Verender.
»Du grübelst vor dich hin, Mann.«
Withal hob langsam den Kopf und betrachtete die Frau, die ihm in der Kajüte gegenübersaß. Ihre Haut war schwarz wie Onyx. »Ich bin ein Mann, der gerne nachdenkt«, sagte er.
»Du bist eine faule Kröte, die in einer Grube aus Besessenheit von sich selbst gefangen ist.«
»Das auch.«
»Wir werden bald an Land gehen. Nach all deinem Geächze und Gestöhne hatte ich angenommen, du würdest ungeduldig auf dem Schandeck stehen. Bei Mutter Dunkel, mit deinem unerschütterlichen Hass auf das Meer hätte ich dich nie für einen Meckros gehalten.«
»Unerschütterlicher Hass? Nein, es ist eher … Wut und Enttäuschung.« Er hob die großen Hände. »Schiffe zu reparieren, ist ein Spezialgebiet. Aber nicht meines. Ich muss wieder das tun, was ich am besten kann, Frau.«
»Hufeisen schmieden?«
»Genau.«
»Und Schildfassungen? Dolchgriffe? Schwerter?«
»Wenn es sein muss.«
»Armeen haben immer Schmiede dabei.«
»Das ist nicht mein Spezialgebiet.«
»Blödsinn. Du kannst Stahl genauso gut zu einer Klinge falten wie jeder Waffenschmied.«
»Dann hast du wohl viele Waffenschmiede gesehen, was?«
»Wenn ein Leben so lange dauert wie das meinige, hat man zu viel von allem gesehen. Nun, unsere armseligen Schützlinge sind wahrscheinlich wieder unten im Frachtraum. Willst du sie holen, oder soll ich es tun?«
»Ist es tatsächlich an der Zeit aufzubrechen?«
»Ich glaube, die Mandata ist schon weg.«
»Geh du. Ich kriege immer noch eine Gänsehaut.«
Sie stand auf. »Es mangelt dir an Mitgefühl - was charakteristisch ist für jemanden, der von sich selbst besessen ist. Diese Tiste Andii sind jung, Withal. Sie wurden erst von Anomander Flake im Stich gelassen. Dann von Andarist. Ihre Brüder und Schwestern sind in einem sinnlosen Kampf gefallen. Zu viele Verluste - sie sind in der Zerbrechlichkeit der Welt gefangen, in der Verzweiflung, die sie ihren Seelen zufügt.«
»Es ist ein Vorrecht der Jungen, in zynischem Weltschmerz zu schwelgen.«
»Das ist ja auch etwas ganz anderes als deine eigene Tiefsinnigkeit.«
»Etwas vollkommen anderes als meine eigene Tiefsinnigkeit, Sand.«
»Du glaubst, sie haben sich dieses Vorrecht noch nicht verdient?«
Er konnte ihren wachsenden Zorn spüren. Sie war schließlich nicht weniger Tiste Andii als ihre Schützlinge. Manchen Dingen musste man ausweichen. Vulkaninseln. Treibenden Eisbergen. Flammenmeeren. Und Sandalath Drukorlats Liste von Empfindlichkeiten. »Ich nehme an, sie haben es«, antwortete er vorsichtig. »Aber seit wann ist Zynismus eine Tugend? Davon mal abgesehen, wird er mit der Zeit verdammt ermüdend.«
»Kein Einwand dagegen«, sagte sie in einem giftigen Tonfall, drehte sich um und verließ die Kajüte.
»Vor sich hin zu brüten ist was anderes«, sagte er leise zu dem leeren Stuhl, der ihm gegenüberstand. »Zum einen kann es da um alles Mögliche gehen. Um etwas, das nicht zynisch ist. Wie die Einmischung der Götter - nein, schon gut, das ist kein gutes Beispiel. Aber das Schmieden, ja. Hufeisen. An Hufeisen ist nichts Zynisches … glaube ich zumindest nicht. Nein, bestimmt nicht. Hufeisen sorgen dafür, dass es Pferden gut geht. So dass sie in die Schlacht galoppieren und auf schreckliche Weise sterben können.« Er verstummte. Und starrte düster vor sich hin.
Phaeds plattes, herzförmiges Gesicht hatte die Farbe von schmutzigem Schiefer, ein Farbton, der in seiner Leblosigkeit unvorteilhaft wirkte. Ihre Augen waren ausdruckslos, es sei denn, sie waren voller Gehässigkeit. So wie jetzt, als ihr Blick auf dem Rücken von Sandalath Drukorlat ruhten, während
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