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Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Titel: Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Wald verschwunden. Jedes Mal, wenn er wieder zurückgekehrt war, hatte er seine Ausrüstung um irgendwelche Stücke erweitert. Einen hölzernen Stock, dessen Spitze er in ihrem Lagerfeuer härtete; Lianen und Röhricht, aus denen er Schlingen bastelte und Netze, die er dann am anderen Ende seines Speers befestigte, um anschließend auf beeindruckende Weise vorzuführen, wie man Vögel im Flug fing.
    Von den kleinen Säugetieren, die sich nachts in seinen Schlingen verfingen, nahm er sich Felle und Darm. Aus den Mägen und Eingeweiden von Hasen machte er Schwimmer für die beschwerten Netze, die er quer über Bäche spannte, und von den Aschen und Stören, die er auf diese Weise fing, sammelte er zahlreiche Gräten, die er dann dazu benutzte, die Felle zusammenzunähen und sich so einen Beutel anzufertigen. Er sammelte Holzkohle und Baumharz, Flechten, Moose, Knollen, Federn und kleine Beutel mit Tierfett, und das alles wanderte in den großen Fellbeutel.
    Aber all diese Dinge waren bedeutungslos im Vergleich dazu, wie der Mann selbst aufblühte. Ein Gesicht, das Trull nur als straff gespannte, vertrocknete Haut über zerschmetterten Knochen gekannt hatte, war jetzt belebt und ausdrucksvoll, und es war, als wäre Trull früher seinem Freund gegenüber blind gewesen, als selbst dessen Stimme flach und leblos geklungen hatte.
    Onrack lächelte jetzt. Ein unerwartetes Aufblitzen unverfälschter Freude, das nicht nur Trull den Atem verschlug - und, wie er zugeben musste, ihm oft die Tränen in die Augen trieb -, sondern auch den Schnellen Ben zum Schweigen bringen konnte, und dann zeigte sich auf dem Gesicht des Magiers plötzlich ein Ausdruck unbeschreiblicher Verwunderung, ein Ausdruck, den ein wohlmeinender Erwachsener haben mochte, wenn er einem Kind beim Spielen zusah.
    Alles an diesem Imass lud zur Freundschaft ein, als würde schon allein sein Lächeln einen Zauber wirken, einen Bann der Anmut, auf den die einzig mögliche Antwort uneingeschränkte Loyalität war. Trull Sengar hatte kein Interesse daran, sich diesem Zauber zu widersetzen. Schließlich ist Onrack der eine Bruder, den ich mir erwählt habe. Aber der Tiste Edur konnte gelegentlich einen misstrauischen Schimmer in den Augen des malazanischen Magiers aufblitzen sehen, als würde der Schnelle Ben sich selbst am Rand eines inneren Abgrunds ertappen, einer Rutschbahn zu einem Ort, dem Ben von Natur aus nicht vollständig trauen konnte.
    Trull machte sich keine Sorgen; er sah, dass Onrack nicht daran interessiert war, seine Gefährten zu beeinflussen. Er besaß einen Geist, der in sich selbst ruhte, einen Geist, der einen verfluchten Ort hinter sich gelassen hatte und nun frei davon war. Tot in einem dämonischen Alptraum. Wiedergeboren in ein Paradies. Onrack, mein Freund, du bist erlöst, und du weißt es, mit all deinen Sinnen - durch das, was du berührst und was du siehst, durch die Gerüche des Landes und die Lieder der Bäume.
    Am vergangenen Abend war der Imass mit einem Stück Rinde, an der bröckelige ockerfarbene Klumpen hingen, von einem Ausflug in den Wald zurückgekehrt. Später - während der Schnelle Ben das restliche Fleisch von einem kleinen Hirsch briet, den Onrack zwei Tage zuvor erlegt hatte - zerstampfte der Imass die Klumpen zu Pulver, fügte dann Speichel und Fett hinzu und stellte daraus eine gelbe Paste her. Dabei summte er ununterbrochen eine Melodie, eine leiernde, vibrierende Kadenz, die er gleichermaßen durch die Nase wie mit dem Mund erzeugte. Der Tonumfang war genauso unheimlich, wie wenn er sprach. Er schien in der Lage zu sein, gleichzeitig zwei unterschiedliche Töne von sich zu geben, einen hohen und einen tiefen. Das Lied endete, als er die Aufgabe vollendet hatte. Es trat eine lange Pause ein; dann, als Onrack begann, sich die Farbe ins Gesicht, auf den Hals und die Arme zu schmieren, ertönte ein anderes Lied, dieses Mal mit einem Rhythmus, so schnell wie der Herzschlag eines fliehenden Tiers.
    Sobald er den letzten Farbklecks in seinem bernsteinfarbenen Gesicht aufgetragen hatte, endete das Lied.
    »Bei den Göttern hienieden!«, keuchte der Schnelle Ben, eine Hand auf der Brust. »Mein Herz hämmert, als wollte es mir jeden Moment aus der Brust springen, Onrack!«
    Der Imass, der sich wieder in seinen üblichen Schneidersitz sinken ließ, betrachtete den Magier mit ruhigen, dunklen Augen. »Du bist oft verfolgt worden … in deinem Leben.«
    Der Schnelle Ben verzog das Gesicht, ehe er nickte. »Fühlt sich an, als

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