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Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Titel: Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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furchterregend aus. Die eine, die gerade gesprochen hatte - in einer schrecklichen fremden Sprache - war wie eine Erscheinung aus dem Alptraum eines Halbwüchsigen. Gefahr und Sinnlichkeit, eine Blutrünstigkeit, die Schwall schlicht den Atem raubte - und mit dem Atem schwand ihm auch der Mut. Und seine Männlichkeit.
    Die andere Frau war dunkel, klein, aber geschmeidig, und in ein Pantherfell gehüllt. Der blauschwarze Schimmer des Fells schien sich im Zentrum ihrer Augen unter dem kräftigen Brauenwulst zu spiegeln. Eine Schamanin, eine Hexe, oh ja. Eine überaus schreckliche Hexe.
    Der Mann war mit ihr verwandt - die Ähnlichkeiten in ihren Gesichtszügen waren unverkennbar, genauso wie ihre eher bescheidene Größe und die krummen Beine. Und so sehr auch die Frauen Schwall zu erschrecken vermochten, die Sturheit, die sich im Gesichtsausdruck des Kriegers zeigte, ließ dem Ahl die Seele gefrieren.
    Die größere Frau, deren Gesicht mit weißen Streifen bemalt war, richtete den Blick jetzt auf Schwall und sagte stockend in der Handelssprache: »Du lebst noch. Weil der Krieger auf dem Pferd sich geopfert hat. Aber«, sie deutete mit einem Nicken auf den Wilden mit dem Feuersteinschwert, »er ist noch unentschlossen. Verstehst du?«
    Schwall nickte.
    Der Mann sagte nichts, und die Frau mit dem weißen Gesicht sah weg, kniff die Augen zusammen. Dann fiel ihr Blick auf den Ranzen, der an einem Lederriemen immer noch von Schwalls Hand baumelte. Sie deutete darauf. »Was trägst du da?«
    Der Ahl blinzelte, schaute dann auf die Ledertasche hinunter. Schulterzuckend warf er sie beiseite. »Geschreibsel«, sagte er. »Er hat viele Worte gemalt, wie eine Frau. Aber er war nicht der Feigling, für den ich ihn gehalten hatte. Nein, das war er nicht.«
    »Geschreibsel?«
    Schwall stellte fest, dass plötzlich Tränen auf seinen Wangen waren. »Der Krieger auf dem Pferd«, sagte er. »Der Mezla.«
     
    Hetan sah, wie ihr Mann bei diesem Wort langsam den Kopf wandte, wie er den Blick auf den Ahl-Krieger richtete, und beobachtete dann, wie sich in Tools Gesicht eine wahre Sturzflut von Erkenntnissen abzeichnete - und alles mit einem schrecklichen Schrei endete, als er sich die Hände vors Gesicht schlug und auf die Knie fiel.
    Und sie war plötzlich an seiner Seite, drückte seinen Kopf an ihren Bauch und wiegte ihn, während er einen zweiten durchdringenden Schrei ausstieß und sich ins Gesicht griff.
    Der Ahl starrte ihn vollkommen fassungslos an.
    Barghast-Krieger kamen aus den Reihen hinter ihnen angerannt - die Jugendlichen, von Tool heiß geliebt, die er als seine eigenen Kinder betrachtete, schwangen ihre Schwerter mit den einschneidigen Hakenklingen. Auf ihren Gesichtern spiegelten sich Betroffenheit und Furcht, als sie nun auf Tool zuströmten.
    Hetan hob eine Hand, hieß sie alle stehenbleiben.
    Neben ihnen beiden befand sich jetzt Kilava Onass, die sich ihr Pantherfell eng um die Schultern zog. Die Schwester ihres Mannes, deren Herz mehr Leid und Verlust beherbergte, als Hetan begreifen konnte, die jede Nacht weinte, als würde das ein Ritual zu Sonnenuntergang von ihr verlangen. Die das Lager verließ und wortlose Lieder zum Nachthimmel sang - Lieder, die die Ay heulend davonrennen ließen, ein Geheul, das von Trauer und Kummer kündete.
    Sie stand jetzt zur Rechten ihres Bruders. Aber sie streckte keine Hand nach unten, schenkte Tool nicht einmal einen mitfühlenden Blick. Stattdessen musterte sie mit ihren dunklen Augen die letheriische Armee. »Sie machen sich für uns bereit«, sagte sie. »Die Tiste Edur schließen sich den letheriischen Soldaten an. Die Reiterei wartet an der alten Küstenlinie. Onos Toolan, wir verlieren Zeit. Du weißt, dass ich bald fortmuss. Sehr bald.«
    Tool befreite sich aus Hetans Umarmung. Er sagte nichts, stand einfach nur auf und schritt davon.
    Dorthin, wo sein Freund gefallen war.
    Der Ahl-Krieger machte einen halben Schritt auf ihn zu. »Nein!«, rief er, sah Hetan flehend an. »Das darf er nicht! Der Mezla - er war ein Freund, ja? Bitte, er darf da nicht hingehen!«
    Tool ging weiter.
    »Bitte! Sie haben ihm das Gesicht weggeschnitten!« Hetan zuckte zusammen. »Das weiß er«, sagte sie. Und dann blieb Tool stehen, drehte sich um, sah Hetan in die Augen. »Meine Liebe«, sagte er mit rauer Stimme. »Ich verstehe es nicht.« Sie konnte nur den Kopf schütteln.
    »Sie haben ihn verraten«, fuhr Tool fort. »Doch sieh nur. An diesem Tag. Er ist dem Feind entgegengeritten.«
    »Ja«,

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