Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Titel: Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
grausamen Lawine durch die Geschichte raste.
    Der Geschmack von Asche erfüllte seinen Mund. Er schaute weg, musterte die Rinnsale, die an den steinernen Wänden des Zimmers herabliefen. »Es steigt«, sagte er und schaute sie wieder an.
    »Er war nie so verloren, wie er glaubte«, sagte Federhexe, während sie gedankenverloren ein paar verfilzte Strähnen ihrer einst blonden Haare zwischen den Fingern zwirbelte. »Bist du nicht ungeduldig, mein teurer Gott? Dieses Imperium steht kurz davor, sich dir zu Füßen zu werfen. Und«, sie lächelte plötzlich, »auch zu meinen.«
    Ja, zu deinen Füßen, Federhexe. Diesen faulenden, halbtoten Anhängseln, die du zum Laufen hättest benutzen können. Vor langer Zeit einmal. Das Imperium kniet, und Lippen spitzen sich bebend. Ein erblühender Kuss. So kalt, so klebrig, und dann der Geruch, oh der Geruch …
    »Ist es nicht an der Zeit?«, fragte sie mit einem merkwürdig verschämten Blick.
    »Wofür?«
    »Du warst ein Galan. Du kennst die Liebe. Lehre mich - jetzt.«
    »Dich lehren?«
    »Ich bin unversehrt. Ich habe niemals bei einem Mann oder einer Frau gelegen.«
    »Das ist eine Lüge«, erwiderte der Abtrünnige. »Gribna, der lahme Sklave im Dorf der Hiroth. Du warst noch so jung. Er hat dich benutzt. Oft und auf üble Weise. Es hat dich zu dem gemacht, was du jetzt bist, Federhexe.«
    Und er sah ihre Augen zurückscheuen, sah ihr Stirnrunzeln, und er begriff die entsetzliche Wahrheit: dass sie es vergessen hatte. Zu jung, zu naiv. Und dann hat sie jeden dieser Augenblicke in einem tiefen Loch am Grunde ihrer Seele vergraben. Beim Abgrund, sie hat sich nicht mehr daran erinnert. »Federhexe …«
    »Geh weg«, sagte sie. »Ich brauche jetzt nichts von dir. Ich habe Udinaas.«
    »Du hast Udinaas verloren. Du hast ihn nie gehabt. Hör zu, bitte …«
    »Er lebt! Ja, er lebt! Alle diejenigen, die ihn gewollt haben, sind tot - die Schwestern, alle tot! Hättest du das gedacht«
    »Du Närrin. Silchas Ruin kommt hierher. Um diese Stadt in Trümmer zu legen. Um sie vollständig zu zerstören …«
    »Er kann Rhulad Sengar nicht besiegen«, gab sie zurück. »Noch nicht einmal Silchas Ruin kann das!«
    Der Abtrünnige sagte nichts zu dieser kühnen Behauptung. Stattdessen wandte er sich ab. »Ich habe Wundbrand an deinen Füßen gesehen, Federhexe. Mein Tempel, wie du diesen Raum hier zu nennen pflegst, stinkt nach faulendem Fleisch.«
    »Dann heile mich.«
    »Das Wasser steigt«, sagte er, und dieses Mal schien die Feststellung in ihm aufzublühen, um sein ganzes Selbst zu erfüllen. Das Wasser steigt. Warum? »Hannan Mosag trachtet nach dem Dämonengott - nach demjenigen, der im Eis gefangen ist. Und besagtes Eis schmilzt, Federhexe. Überall ist … Wasser. Wasser…
    Bei den Festen, war es möglich? Sogar das? Aber nein, ich habe den Dreckskerl festgesetzt. Ich habe ihn festgesetzt!
    »Er hat den Finger genommen«, sagte Federhexe hinter ihm. »Er hat ihn genommen und geglaubt, es würde reichen, ihn einfach nur mitzunehmen. Aber wie hätte ich dort hingehen können, wohin er gegangen ist? Ich hätte es nicht gekonnt. Und deshalb habe ich ihn gebraucht, ja. Ich habe ihn gebraucht, und er war nie so verloren, wie er geglaubt hat.«
    »Und was ist mit dem anderen?«, fragte der Abtrünnige, der ihr noch immer den Rücken zukehrte. »Ich habe nie heraus …«
    Der Ältere Gott wirbelte herum. »Wo ist der andere Finger?« Er sah, wie ihre Augen sich weiteten.
    Kann das sein? Kann das …
    Er merkte, dass er im Korridor war; das Wasser reichte ihm bis zu den Hüften, doch er bewegte sich ohne Anstrengung vorwärts. Der Augenblick ist gekommen - Icarium geht - wohin? Eine fremde Armee und ein schreckenerregender Magier nähern sich. Silchas Ruin kommt von Norden herangeflogen; in seinen Augen lodert ein Feuer. Hannan Mosag - dieser Narr - kriecht zum Trübsee, im gleichen Moment, da der Dämonengott sich rührt - und sie sagt, er war nie so verloren, wie er geglaubt hat.
    Es war fast Dämmerung, irgendwo jenseits dieser absackenden, weinenden Mauern.
    Ein Imperium auf den Knien.
    Der erblühende Kuss, nur noch wenige Augenblicke entfernt.
     
    Varat Taun, der frisch in die Palastgarde berufene Finadd, hatte die Nachricht erhalten, dass Icarium zusammen mit Taralack Veed und dem Rangältesten Beurteiler geflohen war. Als er es gehört hatte, waren seine Knie weich geworden, und ihn hatte eine wahre Woge durchlaufen, aber es war eine trübe, verworrene Woge gewesen. Erleichterung,

Weitere Kostenlose Bücher