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Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Titel: Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Tropfen von ihrem Blut von den vielen Malen, als sie ihn in sich hineingesteckt hatte. Monat um Monat hatte er sie aufgesogen, wie sich ein Stück Holz in einem Bach mit Wasser vollsaugt.
    Brys Beddict gehörte ihr, und sie wusste, wie sie ihn einsetzen würde.
    Er würde Rhulad, dem wahnsinnigen Imperator, den Tod bescheren, der ein Nicht-Tod war. Würde Hannan Mosag töten. Den Kanzler. Und alle anderen, die sie nicht leiden konnte. Und dann … würde der gutaussehende junge Mann vor ihr knien, während sie auf ihrem erhöhten Tempel-Thron saß - in dem neuen Tempel, der zu Ehren des Abtrünnigen gebaut werden würde - er würde knien, ja, und sie würde die Beine spreizen und ihn zu sich einladen. Ihn die Stelle küssen lassen, wo sein Finger gewesen war. Seine Zunge tief eindringen lassen.
    Die Zukunft war so strahlend, so unglaublich … Federhexe riss die Augen auf. Ungläubig.
    Denn sie spürte, wie Brys Beddict fortgezogen wurde, ihrem Griff entzogen. Von einer anderen Kraft geraubt.
    Fortgezogen!
    Sie kreischte auf, warf sich auf dem Podest nach vorn, tauchte die Hände ins Flutwasser - als ob sie in die Strömung greifen und ihn erneut packen wollte -, doch das Wasser war tiefer, als sie in Erinnerung gehabt hatte. Aus dem Gleichgewicht geraten, fiel sie mit dem Gesicht voran hinein. Sog unfreiwillig einen Mundvoll der kalten, beißenden Flüssigkeit in die Lunge.
    Ihre Augen starrten in die Dunkelheit, während sie um sich schlug und ihre Lunge sich wieder und wieder zusammenzog, eine neue Ladung Wasser einsog, und noch eine, und noch eine.
    Tief nach unten - wo war oben?
    Eins ihrer Knie streifte den steinernen Fußboden, und sie versuchte, die Beine unter sich zu bringen, aber sie waren gefühllos und schwer wie Holzklötze - sie wollten einfach nicht mitarbeiten. Dann also eine Hand auf den Fußboden, und sich nach oben abstoßen - aber sie kam nicht hoch genug, um die Wasseroberfläche zu durchbrechen. Die andere Hand versuchte, ihre Knie zusammenzuhalten - aber das eine Knie trieb davon, sobald sie es losließ, um nach dem anderen zu tasten.
    Die Dunkelheit vor ihren Augen flutete herein. In ihren Geist.
    Und voller gesegneter Erleichterung hörte sie auf zu kämpfen.
    Sie würde jetzt träumen. Sie konnte die süße Verlockung spüren, die jener Traum bot - fast in ihrer Reichweite -, und jeglicher Schmerz in ihrer Brust war fort. Sie konnte das hier atmen, sie konnte es. Herein und hinaus, herein und hinaus, und dann musste sie nicht einmal mehr das tun. Sie konnte ganz ruhig werden und sich nach unten, auf den schlammigen Fußboden sinken lassen.
    Dunkelheit, die herein- und hinausflutete, der Traum trieb näher heran, war fast in Reichweite.
    Fast…
     
    Der Abtrünnige stand im hüfttiefen Wasser und hatte seine Hand auf ihrem Rücken. Er wartete noch, als sie längst aufgehört hatte, sich zu winden und zu strampeln.
    Ja, es stimmte schon - manchmal reichte ein Stups eben nicht.
     
    Das missgebildete, verzerrte Ding, das Hannan Mosag war, kroch die letzte Straße vor der schmalen, krummen Gasse entlang, die zum Trübsee führte. Umherstreifende Banden waren in der Dunkelheit vor Anbruch der Morgendämmerung auf den jämmerlichen Tiste Edur gestoßen und hatten einen großen Bogen um ihn gemacht, waren von seinem Lachen in die Flucht geschlagen worden.
    Schon bald würde alles wieder zu ihm zurückkehren. Seine ganze Macht, reinstes Kurald Emurlahn, und er würde seinen zerschundenen Körper heilen, würde die Narben in seinem Geist heilen. Wenn der Dämonengott erst einmal aus dem Eis befreit und erneut an seinen Willen gebunden war - wer konnte ihn, Hannan Mosag, dann noch herausfordern?
    Rhulad Sengar konnte Imperator bleiben - es spielte eigentlich keine Rolle, oder? Der Hexenkönig würde sich nicht vor ihm fürchten, nicht mehr. Und um ihn noch mehr zu zerbrechen, verfügte er über ein Schriftstück, ein Geständnis - oh, was für ein Wahnsinn dann ausbrechen würde!
    Dann diese verdammten Invasoren - nun gut, sie würden schon bald feststellen müssen, dass sie keine Flotte mehr hatten.
    Und der Fluss wird anschwellen, alles überfluten - ein reißender Strom, um diese verfluchte Stadt zu säubern. Von den Fremden. Von den Letherii selbst. Ich werde sie alle ertrinken lassen.
    Als er die Mündung der Gasse erreichte, zog er sich in ihre Düsternis - erfreut darüber, das graue Licht der Morgendämmerung verlassen zu können -, und der Gestank des Tümpels wehte zu ihm heran. Fäulnis,

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