Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens
Schlammwogen beinahe verschluckt.
Der gerüstete Krieger trat zu ihnen. Er trug ein in einer Scheide steckendes Schwert, das er neben dem Letherii in den Meeresgrund stieß.
»Nimm es, Retter. Spüre die Strömungen - sie sind ungeduldig. Geh, du hast nicht viel Zeit.«
Immer noch auf Händen und Knien und mit hängendem Kopf griff Brys nach der Waffe. Kaum schloss sich seine Hand um die Scheide, hob eine mächtige Strömung den Mann vom Meeresgrund. Er wirbelte in einer Woge aus Schlammfahnen davon - und war fort.
Bruthen Trana stand einfach nur da, reglos. Die Strömung war genau durch ihn hindurchgegangen, vollkommen ungehindert. Wie sie durch einen Geist hindurchgehen würde.
Schlagartig fühlte er sich beraubt. Er hatte keine Chance gehabt, ein Wort zu Brys Beddict zu sagen, ihm zu erzählen, was getan werden musste. Ein Imperator, der noch einmal niedergehauen werden musste. Ein Imperium, das wiederauferstehen musste.
»Deine Aufgabe hier ist erledigt, Geist.«
Bruthen Trana nickte.
» Wo wirst du hingehen?«
»Da war ein Haus. Ich habe es verloren. Ich würde es gerne wiederfinden.«
»Dann wirst du das tun.«
»Oh, Padderunt, sieh nur! Er zuckt!«
Der alte Mann schaute blinzelnd durch eine dichte Rauchwolke zu Selush hinüber. Sie machte das in letzter Zeit ziemlich oft. Scheffelweise Rostlaub, seit Tehol Beddict verhaftet worden war. »Du hast genügend Tote hergerichtet, um zu wissen, wie die Lunge von Leuten aussieht, die das zu oft machen, Herrin.«
»Ja. Nicht anders als alle anderen.«
»Es sei denn, sie haben die Fäulnis gekriegt, den Krebs.«
»Lungen mit Fäulnis sehen alle gleich aus, und das ist mit ziemlicher Sicherheit wahr. Nun, hast du gehört, was ich gesagt habe?«
»Er hat gezuckt«, antwortete Padderunt und verdrehte sich auf seinem Stuhl, um zu dem blasigen Glaskrug auf dem Regal hochschauen zu können, der einen stummeligen, kleinen abgetrennten Finger - in pinkfarbenem klebrigem Zeug eingelegt - enthielt.
»Außerdem ist es so weit. Geh zu Rucket«, sagte Selush zwischen zwei tiefen Zügen an dem Mundstück, wobei ihre beträchtliche Brust anschwoll, als wollte sie bersten. »Und erzähl es ihr.«
»Dass er gezuckt hat.«
»Ja!«
»In Ordnung.« Er stellte seinen Becher ab. »Rostlaub-Tee, Herrin.«
»Ich würde ertrinken.«
»Nicht inhaliert. Getrunken, auf zivilisierte Weise.«
»Du bist immer noch hier, mein lieber Diener, und das gefällt mir ganz und gar nicht.«
Er stand auf. »Bin schon unterwegs, oh in Nebel Gehüllte.«
Sie hatte es geschafft, den Leichnam von Tanal Yathvanar zur Seite zu schieben, und nun lag er neben ihr, wie im Schlaf zusammengekauert, das aufgedunsene, fleckige Gesicht dicht an ihrem.
Es würde niemand kommen, um nach ihr zu sehen. Der Zutritt zu diesem Raum war allen außer Tanal Yathvanar verboten, und wenn in den nächsten ein, zwei Tagen nicht irgendeine Katastrophe über diesen Gebäudekomplex hereinbrach, die dazu führen würde, dass Karos Invictad Tanals Anwesenheit für erforderlich hielt und nach ihm zu suchen begann, würde es für sie zu spät sein. Das wusste Janath.
Ans Bett gekettet, mit gepreizten Beinen, während Flüssigkeiten aus ihr herausrannen. Sie starrte zur Decke hinauf, auf merkwürdige Weise getröstet durch den Leichnam, der neben ihr lag. Durch seine Reglosigkeit, die Kühle seiner Haut, das schlaffe, nachgiebige Fleisch. Sie konnte das verschrumpelte Ding, das sein Penis war, an ihrem rechten Oberschenkel spüren. Und das Tier in ihr war erfreut.
Sie brauchte Wasser. Sie brauchte es dringender als alles andere. Ein Mundvoll würde schon ausreichen, würde ihr die Kraft geben, wieder an den Ketten zu ziehen, die Kettenglieder gegen das Holz zu zerren, davon zu träumen, wie das ganze Bettgestell unter ihr zersplitterte - aber sie wusste, dass es einen starken Mann erfordern würde, um das zu tun, einen starken, gesunden Mann. Ihr Traum war nichts weiter als genau das - ein Traum -, und doch klammerte sie sich an ihn; er war ihr einziges Vergnügen, das ihr, wie sie hoffte, bis in den Tod folgen würde. Ja, bis hin zum letzten Augenblick.
Es würde reichen.
Tanal Yathvanar, ihr Peiniger, war tot. Doch so leicht würde er sich ihr nicht entziehen können. Sie hatte vor, ihre Verfolgung wieder aufzunehmen, war doch ihre Seele - von diesem Fleisch erlöst - vollet dämonische Hungern, voller Grausamkeit, die sie dem wie auch immer beschaffenen, wimmernden, sich duckenden Ding zufügen wollte,
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