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Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Titel: Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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meistens tat. Ein gutes Stück vorneweg marschierten Silchas Ruin und Clip. Die Nächste war Seren Pedac selbst, während zwanzig oder mehr Schritte hinter ihr die Nachzügler Udinaas - der noch immer den Imass-Speer als Gehstock benutzte -, Kessel und Forcht Sengar folgten.
    Seren wusste nicht so recht, ob sie die Einsamkeit absichtlich suchte. Wahrscheinlicher übte irgendein Überbleibsel ihres alten Berufs verstimmt Druck auf sie aus, die Führung zu übernehmen - und blendete dabei geflissentlich aus, dass da zwei Tiste-Krieger vor ihr herstapften. Als würden sie nicht zählen. Als wären sie als Führer eigentlich unzuverlässig … wohin auch immer wir gehen.
    Sie dachte oft an ihre langwierige Flucht aus Letheras zurück - an das schiere Chaos, zu dem der Marsch geworden war, da ihr eigentliches Ziel und die Richtung, in die sie sich tatsächlich bewegt hatten, so häufig unvereinbar gewesen waren; sie dachte an die Zeiten, in denen sie nicht weitergezogen waren - Zeiten, in denen sie zögernd Wurzeln in einem hinterwäldlerischen Weiler oder einem verlassenen Gehöft geschlagen hatten - ohne dass ihre Erschöpfung nachgelassen hätte, denn sie war nicht körperlicher Natur gewesen. Scabandari Blutauges Seele erwartete sie - wie ein auslaugender Schmarotzer - an einem längst vergessenen Ort. Das war das erklärte Ziel ihrer Reise, aber Seren hatte irgendwann angefangen, sich Fragen zu stellen.
    Silchas hatte sich nach Kräften bemüht, sie nach Westen zu führen, immer nach Westen, und war jedes Mal wieder abgebogen, als wäre er der Drohung, die von Rhulads und Hannan Mosags Dienern ausging, nicht gewachsen. Und das ergab keinen Sinn. Der elende Kerl kann sich in einen verdammten Drachen verwandeln. Und ist Silchas in seinem tiefiten Innern ein Pazifist? Wohl kaum. Wenn er jemanden tötet, hat er ungefähr so viele Gewissensbisse wie ein Mann, der ein paar Mücken totschlägt. Hat er uns weggeführt, um uns das Leben zu retten? Auch das ist unwahrscheinlich. Ein Drache lässt schließlich nichts am Leben, oder?
    Sie waren wieder und wieder nach Norden abgedrängt worden, weg von den dichter bevölkerten Gebieten.
    Bis an den Rand von Blaurose, einem Gebiet, das einst von Tiste Andii beherrscht worden war - die sich immer noch direkt vor der Nase von Letherii und Edur verstecken - nein, ich traue alledem nicht. Ich kann es nicht. Silchas Ruin hat seine Artgenossen gespürt. Er muss sie gespürt haben.
    Silchas Ruin der Täuschung zu verdächtigen, war eine Sache, einen solchen Vorwurf auszusprechen, etwas ganz anderes. Dazu hatte sie nicht den Mut. So einfach war das. Außerdem ist es ja wohl leichter, einfach weiterzugehen und nicht zu gründlich nachzudenken. Gründlich nachgedacht hat Udinaas - und jetzt schau dir an, in welchem Zustand er ist. Doch er schafft es trotzdem, den Mund zu halten. Meistens. Er mag ein ehemaliger Sklave sein, er mag »niemand« sein - aber ein Narr ist er nicht.
    Und so marschierte sie allein dahin. An niemanden durch freundschaftliche Bande gebunden - zumindest an niemanden hier - und nicht gewillt, das zu ändern.
    Die Ruinenstadt - kaum mehr als ein Haufen umgestürzter Steine - erstreckte sich in alle Richtungen; der Hang voraus fiel immer steiler ab, und nach einiger Zeit hatte sie das Gefühl, als könnte sie das Flüstern des Sandes, des zerbröckelten Mörtels und des Gerölls hören - ganz so, als würde sich diese Landschaft allein dadurch, dass sie hindurchschritten, noch weiter neigen, und als zögen sie und ihre Begleiter beim Gehen Ströme aus abrutschendem Unrat hinter sich her. Als ob allein schon unsere Anwesenheit ausreichen würde, das Gleichgewicht zu verändern.
    Das Flüstern hätte auch von Stimmen stammen können, es hätten vom Säuseln des Windes überdeckte Worte sein können, und sie hatte das Gefühl - die plötzliche Erkenntnis trieb ihr Schweißperlen auf die Stirn -, als wäre sie ganz kurz davor, die Worte zu verstehen. Die Worte der Steine und des zerbröckelten Mörtels. Ich rutsche allmählich tatsächlich in den Wahnsinn …
    » Wenn der Stein zerbricht, entfliehen alle Schreie. Kannst du mich jetzt hören, Seren Pedac?«
    »Bist du das, Verblichener? Lass mich in Ruhe.«
    »Leben Gewirre? Die meisten würden sagen: Nein. Unmöglich. Sie sind Kräfte. Aspekte. Neigungen, die sich als das Vorhersehbare manifestieren oh, die Großen Denker, die schon lange zu Staub zerfallen sind, haben sich hierüber in fiebriger Not Sorgen gemacht, wie es

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