Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens
ein überlebender Offizier der Stadtgarnison der Mandata die förmliche Kapitulation überbracht, und jetzt führte Tavore ihre Besatzungsarmee nach Letheras hinein.
Sie übergab Faust Blistig den Befehl über die Hauptstreitmacht, zog die etwa fünfhundert überlebenden Seesoldaten - darunter auch Faust Keneb - sowie ihre Reiterei zusammen und machte sich zum Imperialen Palast auf. Der fälschlicherweise »Ewiges Domizil« genannt wurde.
Sünd, die jetzt hinter Lostara Yil ritt, hatte aufgeschrien, als der Drache über der Stadt erschienen war; und dann, als mindestens zwei Knaller und etliche Wogen grimmiger Zauberei die Kreatur in die Flucht geschlagen hatten, hatte sie gelacht und in die Hände geklatscht.
Hauptmann Faradan Sorts Voraustrupps waren immer noch beschäftigt - so viel war überdeutlich klar geworden. Und sie waren beim Palasr, oder zumindest ganz in seiner Nähe. Und sie haben schlechte Laune.
Die meisten Befehlshaber hätten bei so etwas einen Wutanfall bekommen - unbeaufsichtigte Soldaten, die irgendwo voraus ein Gemetzel veranstalteten, eine Handvoll schmuddeliger Seesoldaten, die viel zu lange in der Wildnis gelebt hatten und jetzt auf die Palasttore einhämmerten, rasend vor Mordlust und wild darauf, sich zu rächen. Wollte sie auf diese Weise deutlich machen, dass eine Eroberung stattgefunden hatte? Würden die verdammten Narren überhaupt noch jemandem im Palast am Leben lassen?
Und was war mit diesem Imperator, der nicht getötet werden konnte? Lostara Yil glaubte nicht, dass es so etwas gab. Ein Knaller in den Schritt von dem Dreckskerl, da oben auf seinem Thron, und er würde tagelang auf sein Volk herunterregnen. Fiedler würde sie so was glatt zutrauen. Einen Schritt rein in den Thronraum, das Swock seiner übergroßen Armbrust, und dann würde der Sergeant nach hinten wegspringen und versuchen davonzukommen, während der ganze Saal in die Luft flog. Für einen solchen Spaß würde er sich vermutlich sogar bereitwillig umbringen.
Obwohl die Mandata zweifellos ähnliche Visionen haben musste, sagte Tavore nichts. Und sie wies ihre Truppen auch nicht an, sich zu beeilen - nicht, dass sie überhaupt in der Verfassung gewesen wären, vor allem die Seesoldaten. Stattdessen rückten sie in gemäßigtem Tempo vor, und Bürger tauchten aus den Seitenstraßen und Gassen auf, um sie vorbeimarschieren zu sehen. Ein paar hießen sie sogar willkommen, mit vor Erleichterung brechenden Stimmen.
Die Stadt war ein Trümmerhaufen. Aufsrände und Erdbeben und Moranth-Munition. Lostara Yil wurde plötzlich klar, dass die Ankunft der Knochenjäger - wenn sie denn überhaupt etwas verhieß - dann am ehesten die Rückkehr zu geordneten Verhältnissen, einen Neuanfang von zivilisiertem Verhalten, eine Wiederherstellung von Gesetz und Ordnung - und ironischerweise auch Frieden bedeutete.
Aber das wird sich ändern, wenn wir hier zu lange hängenbleiben, Mandata. Das tut es immer. Niemandem gefallt es, unter der Knute von Besatzern zu leben. Es ist einfach menschlich, die eigene Verzweiflung zu nehmen und ihr das Gesicht eines Fremden zu gehen - und dann die Bluthunde loszulassen.
Siehst du diese Bürger? Diese strahlenden, erfreuten Gesichter? Jedes von ihnen könnte sich in kürzester Zeit verändern. Die gewalttätigsten Schnitter können sich hinter dem gelassensten Blick, dem freundlichsten Lächeln verbergen.
Die Marschkolonne wurde langsamer, da sich nun mehr und mehr Menschen vor ihr befanden. Hier und da wurden Lieder gesungen. Letheriische Worte, und ihr Tonfall lag irgendwo zwischen Hoffnung und Beharrlichkeit.
»Mandata, was ist das - was sagen die alle?«
»Es ist ein Name«, lautete die Antwort. »Nun, ich glaube, es sind zwei Namen. Den einen nennen sie den Retter. Den anderen …«
»Wie, Mandata? Wie nennen sie den anderen?«
Tavore warf Lostara einen raschen Blick zu; ihre Lippen spannten sich leicht an, bevor sie sagte: »Imperator.«
Imperator? »Aber ich dachte …«
»Ein neuer Imperator, Hauptmann. Der wohl ausgerufen wurde, wie es aussieht.«
Oh - und wir haben in dieser Angelegenheit nichts zu sagen?
Direkt voraus war jetzt eine wahre Mauer aus Bürgern, die jede Hoffnung auf ein Weiterkommen unmöglich machte. Eine kleine Gruppe schob sich durch die Menge hindurch, drängte sich nach vorn.
Die Mandata hob ihre Hand, und die Marschkolonne machte halt.
Die Gruppe trat aus der Menge heraus, angeführt von einer unglaublich fetten Frau. Ihr folgte ein knorriger kleiner
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