Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens
erneut in den Ställen, kam aber bereits kurz darauf wieder heraus und führte die Pferde am Zügel, gerade als er auf die breiten Türen zutrottete.
Grinsend marschierte Schnabel in die Ställe, und die Knochen folgten ihm. Sobald er drinnen war und den wunderbar muffigen Geruch von Pferden, Leder, Mist und urinfeuchtem Stroh riechen konnte, verteilte er die Knochen - ein paar in jede Box - und blies die Purpurne Kerze aus, als er fertig war. Er ging zu dem Strohhaufen an einem Ende, schloss die Augen, um die Orangefarbene Kerze zu wecken, und spuckte ins Stroh.
Als er sich draußen wieder zu Hauptmann Sort gesellte, sagte er zu ihr: »Wir können jetzt gehen.«
»Das war’s?«
»Ja, Hauptmann. Wir werden schon tausend Schritt weit weg sein, wenn Teilann entflammt …«
»Ein Feuer?«
»Ja, Hauptmann. Ein schreckliches Feuer - sie werden nicht nah rangehen können -, und es wird schnell brennen, aber auf nichts sonst übergreifen, und am Morgen wird nichts als Asche übrig sein.«
»Und verkohlte Knochen, die von den Pferden stammen könnten.«
»Ja, Hauptmann.«
»Du hast deine Sache heute Nacht gut gemacht, Schnabel«, sagte Faradan Sort, während sie sich auf eins der gesattelten Pferde schwang.
Schnabel, der sich auf einmal unglaublich leicht fühlte, sprang auf das andere. Dann drehte er sich um und warf voller Stolz einen Blick auf die übrigen sieben Pferde. Ordentliche Tiere, nur schlecht behandelt. Daher war es gut, dass sie sie stahlen. Schließlich kannten die Malazaner sich mit Pferden aus.
Plötzlich runzelte er die Stirn und schaute nach unten auf seine Steigbügel.
Hauptmann Sort tat das Gleiche, wie er einen Moment später sah. »Was ist das denn?«, zischte sie.
»Sind sie gebrochen?«, wunderte sich Schnabel.
»Sieht nicht so aus - und bei deinen ist es genauso. Was für ein Idiot hat die Dinger denn erfunden?«
»Hauptmann«, sagte Schnabel, »ich glaube nicht, dass wir uns über die letheriische Reiterei allzu viele Sorgen machen müssen, oder?«
»Du hast ja so was von Recht, Schnabel. Also gut, lass uns losreiten. Wenn wir Glück haben, werden wir uns nicht gleich auf den nächsten zwanzig Schritt den Hals brechen.«
Der Vater des Mannes namens Gurgelschlitzer pflegte bereits Geschichten von der Eroberung Li Hengs durch den Imperator zu erzählen, als Kellanved noch Imperator von gar nichts war. Schon klar, er hatte Mock auf Malaz verdrängt und sich selbst zum Herrscher der Insel erklärt, aber seit wann war Malaz irgendwas anderes als ein verkommenes Piratennest? Nur die wenigsten auf dem Festland nahmen Notiz von diesen Dingen. Ein neuer verbrecherischer Tyrann anstelle des alten verbrecherischen Tyrannen.
Die Eroberung von Li Heng änderte alles. Es hatte keine Flotte gegeben, die sich in der Mündung des Flusses südlich und östlich der Stadt gedrängt hatte; genau genommen hatte es gar nichts gegeben, was den Angriff angekündigt hatte. Stattdessen hatte an einem schönen Frühlingsmorgen, der sich nicht von zahllosen anderen solcher Morgen unterschied, Gurgelschlitzers Vater genau wie tausende weitere tapfere Bürger bei einem beiläufigen Blick zum Inneren Mittelpunkt, wo der Palast der Beschützerin stand, plötzlich merkwürdige Gestalten auf den Wällen und Befestigungsanlagen bemerkt. Sie waren stämmig, gedrungen, trugen Felle und schwangen missgestaltete Schwerter und Äxte. Und hatten Knochenhelme auf den Köpfen.
Was war mit der gerühmten Garde passiert? Und warum stiegen Rauchfahnen von den Truppenunterkünften im Innenhof und vom Exerzierplatz auf? Und war es - war es wirklich - die Beschützerin selbst gewesen, die dabei gesehen worden war, wie sie vom Hohen Turm neben dem Stadttempel im Herzen des Anziehungspunktes gesprungen war?
Irgendjemand hatte Li Heng im Palast den Kopf abgeschlagen. Untote Krieger standen Wache auf den Mauern und tauchten kurze Zeit später zu Tausenden aus dem Tor zum Inneren Mittelpunkt auf, um die Stadt zu besetzen. Li Hengs stehende Armee kapitulierte - nach einem halben Dutzend selbstmörderischer Geplänkel - noch am gleichen Tag. Kellanved herrschte jetzt über den Stadtstaat, und Offiziere und Adlige des Hofes knieten zum Lehensschwur vor ihm. Vom Nachhall dieser Eroberung klapperten die Fenster sämtlicher Paläste auf dem ganzen Kontinent Quon Tali.
»Dies, mein Sohn, war die Erweckung der Logros T’lan Imass. Der untoten Armee des Imperators. Ich war da, auf der Straße, und habe die schrecklichen Krieger mit
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