Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens
Niemals.
Einer der Wandleuchter hatte ein schadhaftes Ventil und stieß dicke Fahnen aus schwarzem Rauch aus, die sich wie Schlangen in der Luft ringelten, und Uruths Husten hallte wie Gebell durch das Vorzimmer. Sirryn Kanar stand mit verschränkten Armen vor der Tür zum Thronraum und beobachtete die beiden Tiste Edur. Tomad Sengar ging auf und ab, wobei er darauf achtete, den anderen wartenden Wachen nicht zu nahe zu kommen, obwohl er sichtlich versuchte so zu tun, als wären sie gar nicht da. Seine Frau hatte ihr dunkelgraues Gewand eng um sich gezogen - so eng, dass sie Sirryn an einen Geier mit angelegten Flügeln erinnerte. Das Alter hatte ihre Schultern leicht gebeugt, was das Vogelhafte so sehr verstärkte, dass der Anblick den Wächter zu einem dünnen Lächeln veranlasste.
»Zweifellos erheitert dich diese Warterei«, knurrte Tomad.
»Dann hast du mich also doch beobachtet.«
»Ich habe die Tür beobachtet, vor der du zufällig stehst.«
Und zweifellos darüber nachgedacht, sie einzutreten. Sirryns Lächeln wurde breiter. Leider würdest du da zuerst mich aus dem Wegschaffen müssen, und das wirst du nicht tun, oder? »Der Imperator ist sehr beschäftigt.«
»Womit?«, wollte Tomad wissen. »Schließlich trifft Triban Gnol alle Entscheidungen. Rhulad sitzt nur mit glasigen Augen da und nickt dann und wann.«
»Du hast keine sehr hohe Meinung von deinem Sohn.«
Mit diesen Worten hatte er einen wunden Punkt berührt, wie ihm klar wurde, denn beide Sengars musterten ihn jetzt mit harten Blicken.
»Von Triban Gnol halten wir noch weniger«, sagte Uruth.
Es bestand keine Notwendigkeit, auf diese Bemerkung einzugehen, denn Sirryn wusste sehr genau, welche Meinung die beiden vom Kanzler hatten; ja, tatsächlich von allen Letherii. Natürlich war das nichts weiter als blinde Engstirnigkeit, die noch dazu schrecklich heuchlerisch war angesichts des Eifers, mit dem die Edur die Lebensweise der Letherii angenommen hatten, während sie gleichzeitig darüber spotteten und ihren Abscheu und ihre Verachtung verkündeten. Wenn ihr so angewidert seid, Edur, warum nuckelt ihr dann immer noch an der Zitze? Ihr habt eure Chance gehabt, das alles zu vernichten. Uns zu vernichten. Und unsere ganze schreckliche Zivilisation. Nein, es gab nicht viel, das es wert gewesen wäre, es zu diesen beiden Wilden zu sagen.
Er spürte das Kratzen an der Tür hinter seinem Rücken, mehr als er es hörte, und richtete sich langsam gerade auf. »Der Imperator wird euch jetzt empfangen.«
Tomad wirbelte herum, starrte zur Tür, und Sirryn sah im Gesicht des Dreckskerls plötzlich die Anspannung hinter der hochmütigen Fassade. Uruth schlug ihren Umhang zurück, so dass sie die Arme frei hatte. War das Furcht in ihren Augen? Er sah zu, wie sie vortrat und sich neben ihren Mann stellte, doch es schien, als würde diese Nähe eine zusätzliche Spannung zwischen den beiden erzeugen.
Sirryn trat zur Seite und öffnete die Tür. »Bleibt im gefliesten Kreis stehen«, sagte er. »Wenn ihr über seine Grenzen hinaustretet, werdet ihr von einem Dutzend Pfeilen durchbohrt. Es wird keine Warnung geben. Auf Befehl des Imperators persönlich. Und jetzt, geht weiter. Langsam.«
In diesem Augenblick näherten sich ein Tiste Edur und vier letheriische Soldaten auf schäumenden Pferden dem Westtor der Stadt. Ein Ruf des Edur ließ die Fußgänger auf der Straße zur Seite springen. Die fünf Reiter waren schlammbespritzt, und zwei waren verwundet. Die Schwerter der beiden, deren Schwertscheiden nicht leer waren, waren blurverkrustet. Der Edur war einer von denen, die keine Waffe mehr hatten, und aus seinem Rücken ragte ein Pfeilschaft, dessen eiserne Spitze sich in sein rechtes Schulterblatt gebohrt hatte. Sein Umhang war dort, wo das Geschoss ihn an seinen Rücken geheftet hatte, blutgetränkt. Dieser Krieger war dem Tode nahe. Er war es schon seit vier Tagen.
Ein weiterer heiserer Ruf des Tiste Edur, als er seine mitgenommene Truppe unter dem Torbogen hindurch und hinein in die Stadt Letheras führte.
Der Abtrünnige musterte Rhulad Sengar, der reglos da gesessen hatte, seit der Kanzler zurückgekehrt war und die bevorstehende Ankunft von Tomad und Uruth verkündet hatte. Hatte den Imperator der Mut verlassen? Warum sonst hatte er nicht gefordert, dass sie unverzüglich vor ihn traten? Aber das war unmöglich zu sagen. Selbst die vorsichtigen Fragen des Kanzlers hatten keinerlei Klarheit gebracht.
Laternen brannten weiter. Die
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