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Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Titel: Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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traditionellen Fackeln verströmten Rauch, ihr flackerndes Licht leckte über die Wände. Triban Gnol stand mit gefalteten Händen da und wartete.
    In Rhulads Kopf tobte ein Kampf. Armeen aus Wille und Wunsch stritten mit den rasenden Kräften von Furcht und Zweifel. Das Schlachtfeld war blutgetränkt und von gefallenen Helden übersät. Oder ein Nebel, der blind machte, war in seinen Kopf eingedrungen, erdrückend wie das Vergessen an sich, und Rhulad wanderte verloren darin umher.
    Er saß da, als wäre er aus Stein gehauen, in besudelten Reichtum gehüllt, das Ergebnis der Vision eines wahnsinnigen Künstlers. Lackierte Augen und narbiges Fleisch, ein verzerrter Mund und strähnige, fettige schwarze Haare. Fest mit dem Thron verbunden, um Symbole der Beständigkeit und Gefangenschaft zu beschwatzen, aber dieser Wahnsinn hatte jegliche Raffinesse verloren - der Fluch des Totalitarismus, wie immer, die Tyrannei hämischer Unterwürfigkeit, die keinen Umsturz ertrug.
    Schau ihn an und sieh, was geschieht, wenn die Gerechtigkeit der Rache dient. Wenn jede Herausforderung ein Verbrechen ist. Wenn Skepsis Verrat ist. Appelliere an sie, Imperator! An deinen Vater, deine Mutter. Fordere sie auf, in diesem verdrehten Alptraum von Treue vor dich zu treten, und entfessele deinen Zorn!
    »Jetzt«, sagte Rhulad krächzend.
    Der Kanzler gab einer der Wachen nahe der Seitentür ein Zeichen, woraufhin der Mann sich, begleitet vom leisen Rascheln seiner Rüstung, umdrehte und mit einer behandschuhten Hand über die verzierte Türfüllung strich. Einen Augenblick später öffnete sich die Tür.
    All dies geschah zur Linken des Abtrünnigen, an der gleichen Wand, an der er lehnte, so dass er nicht sehen konnte, was dahinter geschah, sondern nur ein paar undeutliche Worte hörte. Tomad und Uruth Sengar traten in den Thronraum, blieben im gefliesten Kreis stehen. Dann verbeugten sich beide vor dem Imperator.
    Rhulad leckte sich die rissigen Lippen. »Sie sind Verwandte«, sagte er.
    Tomad runzelte die Stirn.
    »Die von Menschen versklavt wurden. Sie haben es verdient, dass wir sie befreit haben, oder?«
    »Die von der Insel Sepik, Imperator?«, fragte Uruth. »Sprecht Ihr von ihnen?«
    »Sie wurden tatsächlich befreit«, sagte Tomad und nickte.
    Rhulad beugte sich vor. »Versklavte Verwandte. Die befreit wurden. Aber warum verrotten sie jetzt in Ketten, teurer Vater?«
    Tomad schien nicht in der Lage zu antworten; auf seinem faltigen Gesicht lag ein verwirrter Ausdruck.
    »Sie warten auf Eure Verfügung«, sagte Uruth. »Imperator, wir haben viele Male um Audienz bei Euch nachgesucht, seit wir zurückgekehrt sind. Leider«, sie warf einen Blick auf Triban Gnol, »hat uns der Kanzler weggeschickt. Unerbittlich.«
    »Und daher«, sagte Rhulad mit heiserer Stimme, »habt ihr sie zu Gästen des Imperiums erklärt, wie es ihr Recht war, und habt sie dann wo hingebracht? Nun, nicht in eine unserer vielen schönen Residenzen, die den Palast umgeben. Nein. Ihr habt euch für die Gräben entschieden - die Gruben, habt sie zu Schuldnern, Verrätern und Mördern gesteckt. Ist das eure Vorstellung von einem Gastgeschenk? Tomad? Uruth? Merkwürdig, denn ich kann mich nicht erinnern, dass diese Sitte der Edur in meiner Jugend so grundlegend verraten worden wäre. Nicht im Haus meiner Familie!«
    »Rhulad. Imperator«, sagte Tomad, der angesichts der Wut seines Sohnes beinahe einen Schritt zurückgewichen wäre, »habt Ihr diese Verwandten von uns gesehen? Sie sind … erbärmlich. Man braucht sie nur anzuschauen, und schon fühlt man sich befleckt. Beschmutzt. Ihr Geist ist zermalmt. Sie sind zu etwas gemacht worden, das alles verspottet, für das die Tiste Edur stehen. Dieses Verbrechen haben die Menschen von Sepik an unserem Blut begangen - und darauf haben wir reagiert, Imperator. Diese Insel ist jetzt tot.«
    »Verwandte«, flüsterte der Imperator. »Erkläre es mir, Vater, denn ich verstehe es nicht. Du erkennst das Verbrechen und verkündest das Urteil, ja, du verkündest es im Namen des Blutes der Edur. Ganz egal, wie beschmutzt, ganz egal, wie heruntergekommen es auch sein mag. Tatsächlich sind diese Dinge bedeutungslos - sie beeinflussen die Strafe nicht im Geringsten, außer dass sie sie vielleicht noch härter machen. Das alles folgt einem einzigen Gedankengang, der in sich schlüssig ist. Aber da ist noch ein anderer, oder? Ein verdrehtes, verknotetes Ding. Ein Gedankengang, in dem die Opfer jener Menschen unsere Achtung nicht

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