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Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Titel: Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Zwölfzehenmann Und rund um den Hügel hüpft er rum Ruh-mich-Hand, der Todeslächelnmann Hüpft hüpfend runter und drumrum Shillidan aus den roten Wassern Beißt ins Gras und küsst die Maid Hillihan mit dem blauen Schwanz -«
     
    »Um des Vermummten willen, hör endlich mit der verdammten Singerei auf, Krumm!«
    Der schlaksige Sappeur richtete sich auf, starrte seinen Korporal mit weit aufgerissenem Mund an, bückte sich dann wieder und fuhr fort, die Grube auszuheben. Er fing an, sein verrücktes, nie endendes Sumpflied leise vor sich hin zu summen.
    Korporal Scherbe schaute noch einen Moment lang zu, wie der Dreck aus dem Loch geflogen kam und von den peitschenden Windböen davongewirbelt wurde. Zwanzig Schritt hinter dem tiefen Loch und Krumms aufblitzender Schaufel befand sich die von niedrigen Mauern umgebene Einfriedung, wo der Trupp seine Ausrüstung versteckt hatte und Sergeant Strang, Masan Gilani, Humpel und Ebron jetzt hockten, um ein bisschen Schutz vor dem böigen Wind zu finden. Schon bald würde Strang sie alle hochscheuchen, und die Patrouille an diesem Teil der Küste würde beginnen.
    In der Zwischenzeit grub Krumm eine Grube. Eine tiefe Grube, genau wie der Sergeant es befohlen hatte. Genau wie der Sergeant es nun schon seit fast einer Woche jeden Tag befahl.
    Scherbe rieb sich das betäubte Gesicht, krank vor Sorge um seine Schwester. Die Sünd, die er gekannt hatte, war fort, und nicht das geringste Anzeichen von ihr war zurückgeblieben. Sie hatte ihre Macht gefunden, die etwas Gieriges, fast schon Entsetzliches in ihren dunklen Augen hatte aufsteigen lassen. Er hatte Angst vor ihr, und er war nicht der Einzige. Humpels schlimme Knie klapperten gegeneinander, wann immer sie ihm zu nahe kam, und Ebron machte hinter ihrem Rücken - unbemerkt und unauffällig, wie er meinte - abwehrende Gesten. Masan Gilani schien von alledem ungerührt - das war immerhin etwas; aber vielleicht war auch das so eine Frauensache, denn Faradan Sort hatte sich ziemlich genauso verhalten.
    War es wirklich so einfach? Schrecklich für Männer, aber nicht für Frauen? Aber warum sollte das der Fall sein?
    Er hatte keine Antwort auf diese Frage.
    Krumms Gesumme wurde lauter, lenkte Scherbes Aufmerksamkeit wieder auf den Sappeur. Es war nun so laut, dass es beinahe das aus der Ferne herandringende Ächzen des sterbenden Eises von der anderen Seite der Meerenge übertönte. Sollte er sich den Idioten deswegen noch einmal vorknöpfen? Vielleicht lieber nicht.
    Dreck flog aus dem Loch, wurde hochgewirbelt und vom eiskalten Wind davongetragen.
    Ein anderthalb Meilen langer Geländestreifen an der Nordküste dieser Insel war jetzt mit Löchern gesprenkelt. Krumm war stolz auf seine Leistung, und er würde auch weiterhin stolz auf sie sein, vermutlich für immer. Die besten Löcher, die jemals gegraben worden waren. Zehn, fünfzig, hundert - so viele, wie der Sergeant wollte, jawohl.
    Scherbe glaubte, dass Strangs inbrünstige Hoffnung, eines dieser Löcher würde einstürzen und den verdammten Idioten ein für alle Mal unter sich begraben, nichts als Wunschdenken war.
    Schließlich gräbt Krumm großartige Löcher.
    Er hörte einen pfeifenden, schrillen Ton, der von irgendwo hinter ihm kam, und drehte sich um. Und da war sie. Sünd, das Mädchen, das er sich einst wie einen Knollensack über die Schulter geworfen hatte einen kichernden Sack -, um dann mit ihr von einem Zimmer zum anderen zu rennen, während ihr Gelächter sich in Gekreische verwandelt und sie angefangen hatte, mit den Füßen zu strampeln. Ihre strähnigen schwarzen Haare wehten im Wind, und in den Händen hielt sie eine Knochenflöte, deren Musik wie tiefschwarze Fäden in das bittere Durcheinander hinausgeschleudert wurde, während sie trotz des Wetters herumhüpfte, als wäre sie von einer Spinne gebissen.
    Sünd, die Kindhexe. Die nach Blut dürstende Hohemagierin.
    Ein Kind der Rebellion. Dem Leben entrissen, das sie hätte führen sollen, durch unsägliche Schrecken zu etwas Neuem gemacht. Kind der Sieben Städte, Kind der Apokalyptischen, oh, ja. Dryjhnas gesegnete Brut.
    Er fragte sich, wie viele solcher Kreaturen es da draußen geben mochte, die wie hungrige Hunde durch die Ruinen stolperten. Der gescheiterte Aufstand, und dann die Pest: Wie viele Narben konnte eine junge Seele ertragen? Bevor sie sich so verbog, dass sie zu etwas wurde, das nicht mehr zu erkennen war - zu etwas, das kaum noch menschlich war?
    Fand Sünd Erlösung in der Zauberei?

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