Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens
Verfall dieser Leute nicht überrascht sein dürfen - schließlich hatte das neue Kapitel, das sie in der Geschichte des Imperiums aufgeschlagen hatte, mit Verrat und Blut begonnen. Aus bitterer Saat werden bittere Früchte, wie das Sprichwort sagte.
Moralischer Verfall und Unfähigkeit - das waren die Funken, die die Rebellion entfacht hatten. Funken, die im Imperialen Palast von Unta geboren worden waren, und die nun mit aller Macht dorthin zurückkehrten.
Laseen hatte die Klaue benutzt, um ihren Staatsstreich durchzuführen. In ihrer Arroganz hatte sie sich offensichtlich eingebildet, dass niemand das Gleiche tun könnte - dass niemand ihren tödlichen Kader aus Assassinen unterwandern könnte. Aber genau das war geschehen, wie Banaschar nun vermutete. Und so hatte die mächtigste sterbliche Frau der Welt sich plötzlich entmannt gesehen, im wahrsten Sinne des Wortes gefangen in einem wilden Durcheinander aus Zwangslagen, unerträglichem Druck und unausweichlichen Erfordernissen. Und ihre tödlichste Waffe zur Aufrechterhaltung der Kontrolle im Inneren war unwiderruflich beschädigt.
Es hatte keinen Bürgerkrieg gegeben - dafür hatte die Mandata gesorgt - aber die Geschehnisse in Malaz mochten sehr wohl den letzten Nagel in das sich plagende Herz von Laseens Herrschaft getrieben haben. Die Klaue war dezimiert worden, vielleicht so sehr, dass sich auf Jahre hinaus niemand ihrer bedienen konnte.
Die Klaue hatte den falschen Leuten den Krieg erklärt. Und so hatte Cotillion - der einst Tänzer gewesen war - sich zu guter Letzt doch noch an der Organisation rächen können, die seine eigene Kralle zerstört und dann Laseen auf den Thron gehoben hatte. Denn in jener Nacht hatte in Malaz ein Schattentanz stattgefunden.
Ursache und Wirkung waren wie die Spinnweben, die sich in Kartool von Turm zu Turm spannten, ein tödliches Netz, ein Strang, der an tausend Stellen festgemacht war. Und sich einzubilden, dass die Dinge einfach wären, bedeutete naiv zu sein. Mit oft tödlichen Folgen.
Ein Verbrechen, dessen er sich selbst schuldig gemacht hatte, wie Banaschar mittlerweile klar war. D’reks Flache an ihren Anhängern war kein von allem anderen losgelöstes, nur ihre Priesterschaft betreffendes Ereignis gewesen. Nein, es war Teil eines gewaltigen Krieges, und in einem Krieg starben Menschen. Vielleicht hatte Tayschrenn sich im Gegensatz zu Banaschar von der Tragödie nicht sonderlich betroffen gefühlt. Vielleicht hatte der Imperiale Hohemagier tatsächlich alles schon längst gewusst.
Solche unangenehmen Gedanken pflegten in seinem Verstand aufzutauchen, wenn die Sonne schon längst vom Himmel geflohen war und er eigentlich hätte schlafen sollen - wenn er tief versunken in der trunkenen Benommenheit des Vergessens hätte dahindämmern sollen, hier, in diesem heruntergekommenen Zimmer gegenüber der Harridict-Taverne, das er sich auf dieser verdammten Insel gemietet hatte. Stattdessen stand er hellwach am Fenster und hörte zu, wie der kalte Wind sich ächzend einen Weg durch die Fensterläden bahnte. Doch selbst wenn es eine warme Nacht gewesen wäre, glaubte er nicht, dass er die Läden aufgemacht hätte. Es war besser, nur diese verwitterten Lamellen zu sehen; besser, daran erinnert zu werden, dass es keinen Ausweg gab.
Der Wurm des Herbstes hatte sich in seinen Eingeweiden gerührt; ein unsterblicher Parasit, dessen sterblicher Wirt er war. Die Göttin war einmal mehr in ihm, nach all diesen Jahren. Aber das war keine Überraschung. Schließlich bin ich der Einzige, der noch übrig ist. Doch D’rek war nicht mehr als eine Präsenz, ein schwacher Geschmack auf der Zunge. Es hatte keinen Kampf der Willenskräfte gegeben; aber er wusste, dass der noch kommen würde. Die Göttin brauchte ihn, und früher oder später würde sie zupacken, und eine kalte Faust würde sich um seine Seele schließen.
Dies war nicht die Art und Weise, wie man von seinem Gott gerufen werden sollte.
Er hörte huschende Geräusche hinter seinem Rücken und schloss langsam die Augen.
»Gerüche. Gerüche, Gerüche, Gerüche.«
Die Worte waren ein quengeliges Flüstern in Banaschars Kopf.
»Das ist das Problem, Telorast. Mit dieser Insel. Mit diesem ganzen Kontinent! Oh, warum sind wir nur hierhergekommen? Wir hätten die Körper von zwei Möwen stehlen sollen, und nicht diese verfaulenden Stockdinger mit den leeren Bäuchen, die wir niemals füllen können! Wie viele Ratten haben wir getötet, Telorast? Antworte mir!«
»Aber auch
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