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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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– nein, er war erschüttert. Er konnte einen geeigneten Gegenangriff sehen und hatte angenommen, dass sein Kontrahent ihn ebenfalls unverzüglich gesehen hatte, aber damit beschäftigt gewesen war, nach etwas Besserem, etwas Wilderem zu suchen. In anderen Nächten pflegte in Augenblicken wie diesem Domänensers Talent durchzubrechen – und das Ergebnis war meist ein furchtloser Spielzug, der die Welt auf diesem bloßen Spielbrett zum Kreiseln zu bringen schien.
    Wenn ich vielleicht noch ein bisschen länger warte …
    »Ich gebe auf«, sagte Domänenser.
    Worte, die ausgesprochen wurden – und mit denen eine Krise verkündet wurde.
    »Resto, bring uns einen Krug, wenn du so …« Domänenser führte den Satz nicht zu Ende. Er schien auf seinem Stuhl nach hinten zu rücken, als wenn ihm gerade eine unsichtbare Hand einen Schlag gegen den Brustkorb versetzt hätte. Sein Blick war auf den Eingang der Schenke gerichtet.
    Spinnock drehte sich auf seinem Platz um und sah, dass Fremde im Kolk angekommen waren. Eine junge Frau in einem grob gewobenen rostroten Gewand, deren Haare kurz geschnitten waren – sogar kürzer als die der Hohepriesterin, doch ebenso mitternachtsschwarz. Ein blasses, gleichermaßen sanftes wie auserlesenes Gesicht mit dunkelbraunen Augen, die sich nun in der Düsternis suchend umblickten, bis sie den fand, den sie suchte: Domänenser. Hinter ihr drängten sich andere, die alle kaum mehr als Lumpen trugen und in deren bleichen Gesichtern sich so etwas wie panische Angst abzeichnete.
    Die Frau an der Spitze kam zu ihnen an den Tisch.
    Domänenser saß da wie ein Mann, den man an seinem Stuhl festgenagelt hatte. Einen Augenblick zuvor war ihm jegliche Farbe aus dem Gesicht gewichen, doch jetzt lief es dunkel an. Seine Augen blitzten wütend.
    »Umnachteter …«
    »Das hier ist meine Zuflucht«, sagte er. »Verschwinde. Jetzt sofort.«
    »Wir …«
    »›Wir‹? Schau dir deine Gefolgschaft an, Priesterin.«
    Sie drehte sich um – gerade noch rechtzeitig, um den Letzten von ihnen durch die Tür verschwinden zu sehen.
    Domänenser schaubte.
    Beeindruckenderweise wich die junge Frau nicht von der Stelle. Ihr Gewand öffnete sich – sie hatte keinen Gürtel –, und Spinnock Durav kam zu dem Schluss, dass sie kaum eine Heranwachsende war. Eine Priesterin? Oh, der Große Grabhügel, der Erlöser. »Umnachteter«, nahm sie das Gespräch wieder auf; dieser Stimme längere Zeit zuzuhören hätten wohl nur die Wenigsten als anstrengend empfunden. »Ich bin nicht um meiner selbst willen hier. Diejenigen, die bei mir waren, haben darauf bestanden, und auch wenn ihr Mut sie am Ende verlassen hat, macht das ihre Not nicht weniger berechtigt.«
    »Sie sind mit Forderungen gekommen«, sagte Domänenser. »Dazu haben sie kein Recht, und das ist ihnen in dem Augenblick klar geworden, als sie mich gesehen haben. Du solltest jetzt das Gleiche tun wie sie und verschwinden.«
    »Ich muss es versuchen …«
    Domänenser sprang auf – so plötzlich, dass Garsten und Fuldit sich trotz ihres benebelten Zustands erschreckten; beide starrten furchtsam aus weit aufgerissenen Augen zu ihm hoch.
    Die Priesterin zuckte noch nicht einmal zusammen. »Ich muss es versuchen«, wiederholte sie, »um ihretwillen und um meinetwillen. Wir werden im Lager bedrängt …«
    »Nein«, unterbrach Domänenser sie. »Du hast kein Recht dazu.«
    »Bitte … würdest du einfach mal zuhören?«
    Die Schärfe dieser Worte überraschte Domänenser offensichtlich. Garsten und Fuldit schnappten sich ihre Krüge und Flaschen und machten eilig, dass sie wegkamen.
    Spinnock Durav stand auf, verbeugte sich leicht vor Domänenser und der Priesterin und begab sich zum Ausgang. Als er an Resto vorbeikam – der reglos mit einem Krug in der Hand dastand –, sagte er leise: »Setz bitte alles auf meine Rechnung – die ganze Nacht. Wenn Domänenser geht, wird er keinen Gedanken an dich verschwenden.«
    Resto sah ihn blinzelnd an und nickte dann.
    Spinnock Durav wartete in der Dunkelheit gegenüber dem Eingang zum Kolk. Eigentlich hatte er mehr oder weniger damit gerechnet, dass die Pilger draußen auf die Priesterin warteten, aber die Straße war leer – sie waren in der Tat im Laufschritt geflohen, vermutlich den ganzen Weg zurück zum Lager. Die Anhänger des Erlösers hatten nicht gerade viel Rückgrat.
    Von zumindest einer Ausnahme abgesehen, korrigierte er sich, als die Priesterin ins Freie trat.
    Selbst aus zehn Schritt Entfernung sah er, wie sie

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