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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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es letztlich so kommen konnte, dass man verloren ging und sich zum Sterben im Graben zusammenrollte.
    Sie hatte so viele Schwache gesehen. Sie starben ungerechterweise zu Tausenden. Zu Zehntausenden. Sie starben, weil sie die Unwissenheit verehrten und glaubten, dieser blinde Gott könnte ihnen Sicherheit bieten.
    Was die Starken anging, waren nur ein paar von ihnen es wert, dass man sie beachtete. Die meisten waren brutale Kerle. Schläger. Sie bedrohten andere mit körperlicher oder seelischer Gewalt, doch das Ergebnis war das Gleiche – sie sorgten dafür, dass das Opfer sich schwach fühlte. Und diese Schläger hatten sich selbst die Aufgabe auferlegt, so viele Leute wie möglich davon zu überzeugen, dass sie innerlich schwach waren, dass sie ein armseliges Dasein fristeten. Sobald das getan war, würde der Schläger sagen: Tu, was ich sage, und ich werde dafür sorgen, dass du sicher bist. Ich werde deine Stärke sein … es sei denn, du ärgerst mich. Wenn du mich ärgerst, werde ich dich in Angst und Schrecken versetzen. Vielleicht werde ich dich sogar töten. Es gab viele von diesen Dreckskerlen, schweinsäugige lärmende kleine Jungen in großen Körpern. Oder fischäugige gemeine Biester – obwohl die das ganze vergossene Blut auflecken würden, nachdem sie ihren Opfern bewiesen hatten, wie schwach sie waren. Zarte Zungen, die vor und zurück zuckten. Es gab die Schläger, die körperlich brutal waren, und es gab die, die seelisch brutal waren, und beide schwelgten darin, Leben zu zerstören.
    Nein, für die hatte sie keine Zeit. Aber es gab andere, deren Stärke von einer viel selteneren Art war. Sie waren nicht leicht zu finden, denn sie offenbarten nichts. Sie waren ruhig. Sie hielten sich oft für viel schwächer, als sie es tatsächlich waren. Aber wenn sie zu hart bedrängt wurden, überraschten sie sich selbst, indem sie herausfanden, dass sie keinen weiteren Schritt zurückweichen würden, dass in ihrer Seele eine Mauer emporgewachsen war, eine unnachgiebige Mauer, eine unüberwindliche Barriere. So einen zu finden war die kostbarste aller Entdeckungen.
    Desra hatte mehr als einmal den Schläger gespielt, ebenso aus Langeweile wie aus anderen Gründen. Sie hatte ihren Anteil an Blut aufgeleckt.
    Es war gut möglich, dass sie mit dem hier namens Clip das Gleiche machte – falls er jemals wieder zu ihnen zurückkehrte, und dafür gab es keine Garantie. Ja, sie würde ihn benutzen – ihn und und solche wie ihn, die sich selbst für stark hielten, aber in Wirklichkeit schwach waren –, das würde sie schließlich beweisen. Gewiss schmeckte ihr Blut kein bisschen reiner, kein bisschen süßer.
    Sie hatte schließlich doch noch denjenigen entdeckt, dessen Stärke absolut war. Vor dem sie sich schwach fühlte, aber auf eine überaus angenehme, überaus befriedigende Weise – denjenigen, dem sie was auch immer übergeben würde, ohne zu fürchten, dass er es eines Tages gegen sie benutzen würde. Nein, der nicht.
    Nicht Nimander Golit.
    Desra sah Kallor wieder aus der Ruine auftauchen, und es war deutlich zu sehen, dass er aufgeregt war. Mit rasselnder Rüstung marschierte er zwischen den Vogelscheuchen hindurch und auf die Straße. Als er den Wagen erreichte, stellte er einen abgetragenen Stiefel auf eine hölzerne Speiche, zog sich hoch und verharrte dann, um auf Clip hinunterzustarren. »Ihr solltet diesen Idioten vom Wagen werfen«, sagte er zu Aranatha, die dasaß und ein dünnes Stück Stoff über dem Bewusstlosen ausgebreitet hielt.
    Sie lächelte zur Antwort und sagte nichts.
    Desra sah Kallor stirnrunzelnd an. »Wo sind die anderen?«
    »Ja«, antwortete er hämisch grinsend, »die anderen .«
    »Nun?«
    Er schwang sich in den Wagen. »Unglücklicherweise – für sie – hat der Jaghut beschlossen, sie zu benutzen.«
    Sie zu benutzen?
    Nenanda, der auf dem Kutschbock saß, drehte sich um. »Was für ein Jaghut?«, fragte er.
    Aber Desra hatte sich bereits abgewandt, rannte hinunter durch den Graben und weiter auf das vertrocknete Feld. Zwischen die umgefallenen Vogelscheuchen …
    Also, wer ist dieser Sterbende Gott?
    Skintick, der sich selbst gut kannte und wusste, dass seine Vorstellungskraft die tödlichste Waffe war, die er gegen sich einsetzte, der wusste, dass er in jeder nur erdenklichen Situation noch lachen konnte – ein Sprung in die Tiefen der Absurdität, ein verzweifelter Versuch, seine geistige Gesundheit zu retten –, stellte nun fest, dass er auf einer staubigen Plattform

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