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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Kreatur hoch. Er wusste nicht, was er sagen sollte.
    »Es gibt einen letzten Augenblick«, fuhr Gothos fort, »in dem jeder lebenden Kreatur klar wird, dass es vorbei ist, dass nicht genug getan wurde, dass späte Einsicht den Tod nicht überlebt. Es war nicht genug getan worden – ihr Tiste Andii habt das verstanden. Anomander Rake hat es verstanden. Ihm war klar, dass nur auf einer einzigen Welt zu leben Wahnsinn war. Um zu überleben, muss man sich wie Ungeziefer ausbreiten. Rake hat sein Volk aus seiner Selbstzufriedenheit herausgerissen. Und dafür wurde er verflucht.«
    »Ich habe – ich habe eine Welt sterben gesehen.«
    »Wenn du das gesehen hast, dann ist es so. Irgendwo, irgendwann. Auf den Pfaden der Azath gleitet eine ferne Welt ins Vergessen. Eine Möglichkeit, die ausgelöscht wurde. Was hast du empfunden, Skintick?«
    »Ich habe … mich frei gefühlt.«
    Der Jaghut richtete sich auf. »Wie ich gesagt habe, eine schlechte Wahl.«
    »Wo – wo ist Nimander?«
    Geräusche am Eingang …
    Desra stürzte in das Zimmer. Sie sah Skintick, sah, wie er sich langsam aufsetzte. Sie sah jemanden, der ein Jaghut sein musste; die Kapuze war zurückgeschlagen und enthüllte das grünliche, unmenschliche Gesicht, der kahle Schädel war so fleckig, dass er die Karte eines Seefahrers mit Inseln, einer ausgefransten Küstenlinie und Riffen hätte sein können. Er wirkte groß in seinen wollenen Gewändern.
    Aber Nimander konnte sie nirgendwo sehen.
    Die Augen des Jaghut richteten sich einen Moment auf sie, und dann sah er eine der Mauern aus Eis an.
    Sie folgte seinem Blick.
    Er stolperte in die Dunkelheit – und wurde unzählige Male geschlagen. Fäuste schlugen zu, Finger zerfetzen ihm die Haut. Hände schlossen sich um seine Gliedmaßen und zogen.
    »Der gehört mir!«
    »Nein, mir!«
    Schlagartig ertönte auf allen Seiten Geschrei, und eine Hand schloss sich um Nimanders Taille, riss ihn in die Luft. Die riesige Gestalt, die ihn trug, rannte, und ihre Schritte dröhnten wie Donner; es ging einen steilen Hang hinauf, Felsen polterten nach unten, erst ein paar, dann eine tosende Sturzflut aus Steinen – und danach Schreie.
    Erstickender Staub machte ihn blind.
    Ein scharfkantiger Grat knirschte unter den Füßen, und dann ein plötzlicher, sogar noch steilerer Abstieg, hinunter in einen Krater hinein. Schwaden grauer Wolken stiegen auf, eine plötzliche funkelnde Hitze, von Gasen verpestet, die seine Augen tränen ließen und in seiner Kehle brannten.
    Er wurde auf heiße Asche geworfen.
    Die riesige Kreatur dräute über ihm.
    Durch Tränen schaute Nimander nach oben, sah ein merkwürdig kindliches Gesicht, das zu ihm herunterspähte. Eine fliehende Stirn, darunter ein wogender Überaugenwulst, von dem dichte, zottige Augenbrauen aus hellen, fast weißen Haaren herabströmten. Runde, sanfte Wangen, dicke Lippen, eine Stupsnase, ein blasser, praller Kehllappen unter dem gerundeten Kinn. Die Haut des Wesens war hellgelb, seine Augen smaragdgrün.
    Es sprach in der Sprache der Tiste Andii. »Ich bin wie du. Ich gehöre auch nicht hierher.«
    Die Stimme war sanft, eine Kinderstimme. Der Riese blinzelte langsam und lächelte dann, enthüllte eine Reihe dolchähnlicher Fänge.
    Nimander mühte sich zu sprechen. »Wo – wer – all diese Leute …«
    »Geister. Gefangen wie Ameisen im Bernstein. Aber es ist kein Bernstein. Es ist das Blut der Drachen.«
    »Bist du ein Geist?«
    Der große Kopf vollführte ein verneinendes Kopfschütteln. »Ich bin ein Älterer, und ich bin verloren.«
    »Ein Älterer.« Nimander runzelte die Stirn. »So nennst du dich selbst. Warum?«
    Ein Schulterzucken, als würden Hügel erbeben. »Die Geister haben mich so genannt.«
    »Wie kommt es, dass du hier bist?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe mich verirrt, verstehst du.«
    »Und bevor du an diesen Ort gekommen bist?«
    »War ich irgendwo anders. Ich habe Dinge gebaut. Aus Stein. Aber jedes Haus, das ich gebaut habe, ist verschwunden – ich weiß nicht, wohin. Es war ziemlich … entmutigend.«
    »Hast du einen Namen?«
    »Älterer.«
    »Sonst nichts?«
    »Manchmal habe ich die Steine behauen. Damit sie wie Holz aussehen. Oder wie Knochen. Ich erinnere mich an … Sonnenuntergänge. Verschiedene Sonnen, jede Nacht verschiedene Sonnen. Manchmal zwei. Manchmal drei, die eine feurig, die anderen wie Kinder. Ich würde noch ein Haus bauen, wenn ich könnte. Ich glaube, wenn ich das tun könnte, würde das Gefühl aufhören, dass ich mich

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