Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
erwachsen war, würde er nicht zulassen, dass irgendjemand so mit ihm umsprang. Er würde ihnen die Gesichter zerschlagen. Er würde ihnen auf die Köpfe treten. Er würde ihnen Angst einjagen, jedem Einzelnen von ihnen, so dass er weiter tun konnte, was immer er wollte. Er konnte es gar nicht erwarten, älter zu werden, das war die ganze Wahrheit.
    Und dennoch stellte er fest, dass er auf das Zwei-Ochsen-Tor zusteuerte. Er musste es einfach wissen. Lag Harllo immer noch dort? So hart hatte er ihn doch nicht getroffen, oder? Hart genug, um ihn zu töten? Nur wenn Harllo schwach geboren worden war, nur wenn mit ihm von Anfang an etwas nicht in Ordnung gewesen war. Und das wäre ja keine Überraschung, oder? Schließlich hatte Harllos eigene Mutter ihn weggeworfen. Von daher war es nicht Snells Fehler, wenn Harllo tot im Gras auf der Hügelkuppe lag, oder? Früher oder später hätte ihn sowieso irgendetwas umgebracht.
    Also, das war eine Erleichterung, aber er sollte doch besser hingehen und sich Gewissheit verschaffen. Was, wenn Harllo doch nicht gestorben war? Was, wenn er irgendwo da draußen war und vorhatte, ihn zu töten? Möglicherweise beobachtete er Snell in genau diesem Augenblick heimlich! Mit einem Messer, das er gefunden hatte, oder einem Knotenstock. Schnell, hinterlistig, dazu imstande, außer Sicht zu huschen, ganz egal, wie schnell Snell sich auf der Straße auch umdrehte – er war irgendwo da draußen! Wartete, beobachtete.
    Snell musste die Dinge überprüfen, und deshalb rannte er durch Maiten, wo der Gestank der Braunwasserbucht und der Leprakranken fast ausreichte, ihn würgen zu lassen – und hah! Hört nur, wie sie schreien, wenn sie von einem der größeren Steine getroffen wurden, die er nach ihnen warf! Er war kurz in Versuchung, einige Zeit zu verweilen und einen von den Hässlicheren zu suchen, den er wieder und wieder steinigen könnte, bis die Schreie einfach aufhörten, und wäre das nicht eine Gnade? Besser als langsam zu verfaulen.
    Aber nein, jetzt nicht, vielleicht auf dem Rückweg, nachdem er einige Zeit lang dagestanden und auf Harllos von Fliegeneiern und Maden befallenen Kadaver hinuntergeschaut hatte – das wäre dann schließlich der perfekte Abschluss dieses Tages. Alle seine Probleme wären gelöst. Niemand mehr da, der ihn im Schatten jagte. Dann würde er die Steine kräftig und schnell werfen, ein menschliches Katapult – klatsch! Zerschmettere den schwachen Schädel!
    Er mochte vielleicht noch nicht erwachsen sein, aber er konnte schon etwas tun. Er konnte Leben nehmen.
    Er verließ die Straße, ging den Hügelhang hinauf. Ja, dies war die Stelle – wie könnte er es vergessen? Jede Einzelheit war in sein Gehirn eingebrannt. Der erste riesige Wandteppich in der Geschichte von Snell. Wie er seinen bösen Rivalen erschlägt, und seht dort, am Himmel über dem See kreisen die Drachen – als Zeugen!
    Der Hang machte ihn unerklärlich müde, brachte seine Beine zum Zittern. Es war natürlich einfach nur Nervosität. Seine Schienbeine brannten, als er hastig durch das Gras lief und zu der Stelle kam.
    Keine Leiche.
    Plötzliches Entsetzen. Snell blickte sich um, nach allen Seiten – er war irgendwo da draußen! Er war überhaupt nicht verletzt! Vermutlich hatte er die ganze Zeit nur so getan als ob, hatte bei jedem Tritt die Zähne zusammengebissen. Und jetzt versteckte er sich, ja, einfach nur, um dafür zu sorgen, dass Snell Ärger am Hals hatte, und wenn Grantl zurückkam, dann würde er tatsächlich jede Menge Ärger am Hals haben – der würde ihn womöglich zum Vermummten schicken! Grantl, der Harllo zu seinem Liebling erkoren hatte, weil Harllo Dinge machte, mit denen er der Familie half, aber war es nicht Snell gewesen, der den letzten Sack Brennstoff besorgt hatte? Es war so! Natürlich war Grantl nicht da gewesen, um das zu sehen, oder? Also wusste er von nichts, denn wenn er es wüsste …
    Wenn er es wüsste, würde er mich umbringen.
    Fröstelnd, im Seewind zitternd, rannte Snell wieder den Hügel hinunter. Er musste nach Hause, vielleicht nicht ganz nach Hause, aber irgendwo in die Nähe – so dass er sich auf Harllo stürzen konnte, wenn der auftauchte, um seine Lügen darüber zu erzählen, was passiert war. Lügen – Snell hatte keinen Beutel mit Münzen, oder? Die Münzen von Harllos Mutter, ha, war das nicht lustig? Sie war sowieso reich genug, und Snell hatte das Geld ebenso sehr verdient wie irgendjemand sonst – er hob die Hand und tastete

Weitere Kostenlose Bücher