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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Juwelen waren eine Aufforderung für die zupackende Hand eines Diebes und außerdem unfein. Und ihre langen Haare würden von den parfümierten Ölen glänzen, und in ihren Augen läge ein bestimmter Ausdruck, träge, befriedigt, auf verführerische Weise verschlossen, so dass es den Anschein hatte, als würde sie von nichts und niemandem Notiz nehmen, und dies verlieh, wie sie genau wusste, ihren immer noch schönen Augen einen überaus verlockenden Blick …
    Sie stellte fest, dass sie in diese Augen hineinsah, da, in dem Spiegel; auch nach einer halben Karaffe Wein zum Frühstück und einer Rostlaub-Pfeife danach waren sie immer noch klar, und sie hatte plötzlich das Gefühl, dass das nächste Mal, wenn sie so dastünde, das Gesicht, das dann zurückstarren würde, einer anderen gehören würde, einer anderen Frau, die ihre Haut trug, ihr Gesicht. Einer Fremden, die viel mehr wusste, sich viel besser mit den düsteren Wegen der Welt auskannte als die Frau, die sie jetzt vor sich sah.
    Freute sie sich darauf, ihre Bekanntschaft zu machen?
    Das war möglich.
    Der Tag winkte, und sie wandte sich ab – ehe sie zu viel von der Frau sah, die sie zurückließ – und machte sich daran, sich für die Stadt anzuziehen.
    »So, du bist also der Historiker, der die Kette der Hunde überlebt hat.«
    Der alte Mann, der am Tisch saß, blickte stirnrunzelnd auf. »Genau genommen habe ich sie nicht überlebt.«
    »Oh«, sagte Scillara und ließ sich auf dem Stuhl ihm gegenüber nieder – ihr Körper fühlte sich heute merkwürdig an, als wenn selbst Fett gewichtslos sein könnte. Zugegeben, sie wurde nicht schwerer, aber ihre Knochen trugen viel, und da war ein Gefühl von Fülle, von Rundheit, und aus irgendeinem Grund empfand sie sich dadurch als sexuell aufgeladen, beinahe schon überschäumend vor langsamer, sinnlicher Trägheit. Sie zog ihre Pfeife heraus und beäugte den Malazaner, der ihr gegenübersaß. »Nun, es tut mir leid, das zu hören.«
    »Es ist eine lange Geschichte«, sagte er.
    »Die du dem Barden mit dem Pferdeschwanz erzählst.«
    Er grunzte. »So viel zur Privatsphäre.«
    »Klingt nach einer guten Sache, das alles mal rauszulassen. Als er rausgefunden hat, dass ich in Sha’iks Lager in der Raraku war, hat er geglaubt, dass er mich beschwatzen könnte, irgendwelche Einzelheiten zu erzählen. Aber ich war die meiste Zeit kaum bei Bewusstsein, von daher war ich keine große Hilfe. Aber ich habe ihm von Heboric erzählt.«
    Duiker setzte sich langsam aufrechter hin, und in seinen Augen funkelte plötzlich etwas, das all seine Traurigkeit, all seine Müdigkeit wegbrannte. »Heboric?«
    Scillara lächelte. »Fisher hat gesagt, dass du daran interessiert sein könntest.«
    »Das bin ich. Oder«, er zögerte, »ich glaube, dass ich es bin.«
    »Ich fürchte, er ist gestorben. Aber ich werde dir davon erzählen, wenn du willst. Von der Nacht, in der wir aus Sha’iks Lager geflohen sind …«
    Das Licht in Duikers Augen war wieder schwächer geworden, und er schaute weg. »Der Vermummte scheint entschlossen zu sein, dafür zu sorgen, dass ich der einzige Überlebende bin. All meine Freunde …«
    »Die alten Freunde vielleicht«, sagte sie und entzündete die Pfeife. »Das schafft Platz für neue.«
    »Das ist ein bitterer Trost.«
    »Ich glaube, wir sollten einen Spaziergang machen.«
    »Ich bin nicht in der Stimmung …«
    »Aber ich, und Barathol ist unterwegs, und deine Kameraden sind oben und reden sich die Köpfe über irgendwelche Verschwörungen heiß. Chaur ist in der Küche und isst alles auf, was er in die Finger kriegt, und Blend hat sich in mich verliebt … gewiss, das ist amüsant und einige Zeit lang sogar angenehm, aber für mich ist das nicht das Richtige. Nur hört sie nicht zu. Wie auch immer, ich möchte Begleitung, und du bist auserwählt.«
    »Wirklich, Scillara …«
    »Alt zu sein bedeutet nicht, dass du unhöflich sein kannst. Ich möchte, dass du mich zum Phoenix bringst.«
    Er starrte sie einen langen Moment an.
    Sie zog heftig an ihrer Pfeife, blähte die Lunge, um ihre üppigen Brüste vorzurecken, und sah, dass sein Blick ein bisschen tiefer rutschte. »Ich habe vor, einen Freund verlegen zu machen, verstehst du«, sagte sie und entließ den Rauch in Richtung der von schwarzen Flecken übersäten Dachsparren.
    »Nun«, sagte er gedehnt und etwas säuerlich, »wenn das so ist …«
    »Rallick ist wütend«, sagte Schlitzer. Er setzte sich hin und griff nach dem Käselaib, brach sich

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