Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)
ausgebildet?«
»Carpala.«
Sie schnaubte. »Der hat nur alle drei Jahre einen Schüler angenommen.«
»Ja.«
Jetzt betrachtete sie ihn mit einer Intensität, die er zuvor bei ihr nicht gesehen hatte. »Das Letzte, was ich gehört habe, war, dass noch sieben von seinen Schülern in dieser Stadt übrig sind.«
»Fünf, genauer gesagt. Fedel ist eine Treppe runtergefallen und hat sich das Genick gebrochen. Er war betrunken. Santbala …«
»Hat von Gorlas Vidikas einen Stich durchs Herz bekommen – der erste ernsthafte Sieg von dem Balg.«
Murillio verzog das Gesicht. »Das war eigentlich gar kein richtiges Duell. Santbala war fast blind geworden, aber er war zu stolz, um es zuzugeben. Ein Schnitt am Handgelenk hätte gereicht, und Gorlas hätte seinen Triumph gehabt.«
»Die Jungen töten lieber, als dass sie verwunden.«
»Darauf läuft es mittlerweile bei den Duellen hinaus, ja. Glücklicherweise werden die meisten von Euren Schülern sich eher selbst durchbohren als irgendeinen Gegner, dem sie vielleicht eines Tages gegenüberstehen werden, und solche Wunden sind nur selten tödlich.«
»Wie heißt Ihr?«
»Murillio.«
Sie nickte, als wenn sie es bereits vermutet hätte. »Und Ihr seid hier, weil Ihr als Lehrer arbeiten wollt. Wenn Ihr damit angefangen hättet, so lange Carpala noch am Leben war …«
»Dann wäre er auf mich losgegangen und hätte mich getötet, ja. Er hat Schulen verachtet. Tatsächlich hat er das Duellieren verachtet. Er hat einmal gesagt, jemanden den Umgang mit dem Rapier zu lehren sei wie einem Kind eine giftige Schlange in die Hand zu geben. Er hatte keine Freude am Ausbilden und war ganz und gar nicht überrascht, dass fast alle seine hochgeschätzten Schüler entweder getötet wurden oder ihr Leben als Trunkenbolde oder was auch immer vergeudet haben.«
»Ihr habt weder das eine noch das andere getan.«
»Nein, das stimmt. Ich habe Frauen gejagt.«
»Und jetzt sind sie zu schnell für Euch geworden?«
»Etwas in der Art.«
»Ich bin Stonny Menackis. Diese Schule gibt es nur, weil sie mich reich machen soll, und ja, es funktioniert. Sagt mir, werdet Ihr es genauso hassen zu unterrichten wie Euer alter Lehrer?«
»Nicht so intensiv, nehme ich an. Ich gehe nicht davon aus, dass es mir irgendwie Spaß machen wird, aber ich werde tun, was erforderlich ist.«
»Fußarbeit.«
Er nickte. »Fußarbeit. Die Kunst des Weglaufens. Und Formen, der defensive Käfig, denn das wird dafür sorgen, dass sie am Leben bleiben. Sperrstöße auf Handgelenke, Knie, Füße.«
»Nicht-tödliche Stöße.«
»Ja.«
Sie seufzte und reckte sich. »In Ordnung. Vorausgesetzt, ich kann mir Euch leisten.«
»Ich bin mir sicher, dass Ihr das könnt.«
Sie warf ihm einen eigenartigen Blick zu, und fügte dann hinzu: »Nebenbei bemerkt, kommt bloß nicht auf die Idee, mich zu jagen.«
»Mit alledem bin ich fertig, oder genauer, es ist mit mir fertig.«
»Gut …«
In diesem Augenblick bemerkten sie beide, dass eine Frau an sie herangetreten war.
Stonnys Stimme klang plötzlich … anders, als sie sagte: »Was machst du denn hier, Myrla?«
»Ich suche nach Grantl …«
»Der Idiot ist mit der Trygalle losgezogen – ich habe ihn davor gewarnt, und jetzt lässt er sich ohne triftigen Grund einfach umbringen!«
»Oh. Es ist wegen Harllo, weißt du …«
»Was ist mit ihm?«
Die Frau zuckte bei jedem von Stonnys Worten zusammen, und Murillio vermutete, dass er angesichts ihres Tonfalls das Gleiche gemacht hätte. »Er ist verschwunden.«
»Was? Seit wann?«
»Snell sagt, er hat ihn vor zwei Tagen gesehen. Unten bei den Docks. Er ist noch nie nicht nach Hause gekommen, wenn es dunkel wurde – er ist erst fünf …«
»Seit zwei Tagen!«
Murillio sah, dass Stonny totenblass geworden war und in ihren Augen plötzlich blankes Entsetzen stand. »Seit zwei Tagen!«
»Snell sagt …«
»Du einfältige Frau – Snell ist ein Lügner! Ein verdammter Dieb!«
Myrla wich angesichts dieses Angriffs zurück. »Er hat uns das Geld gegeben, das du gebracht hast …«
»Nachdem ich ihn beinahe erwürgen musste, ja! Was hat Snell Harllo angetan? Was hat er getan?«
Myrla weinte jetzt, rang die rissigen Hände. »Er sagt, er hat nichts getan, Stonny …«
»Einen Augenblick«, mischte Murillio sich ein und trat zwischen die beiden Frauen, als er sah, dass Stonny drauf und dran war, einen Schritt vorwärtszumachen, und eine Hand hob. »Ein Kind ist verschwunden? Ich kann die Nachricht verbreiten –
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