Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
williges Opfer anzubieten schien. Als sein Kopf davonflog und der kopflose Leichnam rücklings über den Stuhl fiel, packte Domänenser den Tisch an einer Seite, riss ihn hoch und schleuderte ihn gegen den Mann zur Linken, der unter dem Gewicht des Tischs zu Boden ging. Womit nur noch ein Mann übrig war, Domänenser genau gegenüber.
    Der mit einer Hand an dem verzierten Dolch an seinem Gürtel herumfummelte und mit flehendem Blick zurückwich …
    Noch nicht einmal annähernd schnell genug. Domänenser bewegte sich vorwärts und schwang seinen schweren Tulwar nach unten; die Klinge durchtrennte die erhobenen Unterarme des Mannes und grub sich dann in seinen Brustkorb, zerschmetterte das Schlüsselbein und glitt an einer Seite des Brustbeins hinunter. In der vierten Rippe blieb die Schneide stecken, was Domänenser dazu zwang, dem Leichnam einen Tritt zu versetzen. Dann drehte er sich zu dem letzten Verschwörer um.
    Der alte Palastbedienstete. Er hatte Speichel auf den Lippen, während der Gestank nach Urin wie Dampf um ihn herum aufstieg. »Nein, bitte …«
    »Kennst du mich, Hegest?«
    Ein rasches Nicken. »Ihr seid ein Mann von Ehre – was Ihr hier getan habt …«
    »Verstößt gegen das, was du von einem ehrenhaften Mann erwarten würdest, und genau diese Erwartungen geben dir die Freiheit zu intrigieren und zu planen. Doch leider waren deine Erwartungen falsch, Hegest. Mit tödlichen Folgen. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten herrscht Frieden in Schwarz-Korall, ist die Stadt von ihren Schrecken befreit. Und dennoch ärgerst du dich, träumst du zweifellos von deiner alten Position, von deinem Privileg, im Überfluss zu leben.«
    »Ich liefere mich der Gnade des Sohns der Dunkelheit aus …«
    »Du kannst dich keinem anderen als mir ausliefern, Hegest. Und ich werde dich töten, hier und jetzt. Ich kann es schnell tun – oder langsam. Wenn du mir meine Fragen beantwortest, werde ich dir die Gnade erweisen, die du für andere niemals übrig gehabt hast. Wenn du dich weigerst, werde ich dir das antun, was du vielen, vielen Opfern angetan hast – und ja, ich erinnere mich gut. Welches Schicksal soll es sein, Hegest?«
    »Ich werde Euch alles erzählen, Domänenser. Im Tausch für mein Leben.«
    »Dein Leben ist in diesem Geschäft kein Zahlungsmittel.«
    Der Mann begann zu weinen.
    »Das reicht«, knurrte Domänser. »Heute bin ich so, wie du einst warst, Hegest. Sag mir, haben die Tränen der Opfer dein Herz erweicht? Nein, kein einziges Mal. Also wisch dir das Gesicht ab. Und gib mir deine Antwort.«
    Das tat der Mann, und Domänenser fing an, seine Fragen zu stellen.
    Später und getreu seinem Wort zeigte Domänenser Erbarmen, so weit das Wort von Bedeutung war, wenn man einem anderem das Leben nahm, und er wusste sehr gut, dass es nicht viel bedeutete. Er wischte seine Waffe an Hegests Umhang ab.
    Unterschied er sich denn überhaupt von diesen Narren? Es gab zahllose Wege, die er einschlagen konnte und die ihn dazu führen würden, etwas anderes zu behaupten, und sie alle waren gequält und boshaft vor Falschheit. Während er sich wieder auf den Weg nach draußen machte, sagte er sich, dass das, was er hier getan hatte, zweifellos etwas beendet hatte, wohingegen das, was diese Narren geplant hatten, erst der Anfang von etwas anderem war, etwas Widerlichem, bei dem gewiss das Blut von Unschuldigen vergossen worden wäre. Nach diesem Maßstab war sein Verbrechen bei weitem das geringere von beiden. Aber warum fühlte es sich dann so an, als wäre seine Seele befleckt, beschädigt? Zwingende Gedankengänge konnten einen Mann Schritt für logischen Schritt zum Entsetzen führen. Er hatte jetzt eine Liste mit Namen bei sich, die schäbigen Einzelheiten einer Verschwörung mit dem Ziel, die Tiste Andii zu vertreiben, und auch wenn er wusste, dass sie zum Scheitern bestimmt war, hieße es Chaos und Elend heraufzubeschwören, sollte er den Dingen ihren Lauf lassen. Und deshalb würde er wieder töten müssen. Leise, ohne irgendjemandem etwas zu verraten, denn die ganze Sache war eine Schande. Für seine Art, für die Menschen mit ihren dummen, grausamen Neigungen.
    Doch er wollte nicht die Hand der Gerechtigkeit sein, denn diese Hand war immer blutig und oft willkürlich, und sie war anfällig für Exzesse aller Art.
    Die grausamste Einzelheit von all dem, was er in dieser Nacht erfahren hatte, war, dass dieses Netz der Verschwörung bis zum Pilgerlager hinausreichte. Hegest hatte nicht gewusst, wer dort draußen

Weitere Kostenlose Bücher