Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)
die Spieler waren, aber es war offensichtlich, dass sie wichtig waren, vielleicht sogar wesentlich. Domänenser würde wieder in das Lager zurückgehen müssen, und allein schon der Gedanke daran machte ihn krank.
Salind, die Hohepriesterin – gehörte sie zu den Verschwörern? War dieser Akt der Usurpation in seinem Kern ein religiöser? Es wäre nicht das erste Mal, dass eine von selbstgerechter Gewissheit und puritanischem Eifer befeuerte Religion – oder ein Kult – einen grässlichen Konflikt heraufbeschwor, und hatte er nicht mehr als einmal die dreiste Behauptung gehört, der Sohn der Dunkelheit hätte keinen Anspruch auf das Gebiet außerhalb der Nacht ? Eine absurde Vorstellung, ja, eine unhaltbare, eine Vorstellung von genau der Art, auf die sich Fanatiker einigen, die geballten Fäuse hoch in die Luft gereckt.
Er war einige Zeit lang der Ansicht gewesen, dass er nicht der Einzige war, der die Herrschaft der Tiste Andii zu schätzen wusste, und der Respekt für die Weisheit empfand, die der Sohn der Dunkelheit wieder und wieder an den Tag legte. Der dankbar für das Geschenk von Frieden und Stabilität war, für die sicheren, unzweideutigen Regeln der Gesetze, die von einem Volk aufgestellt worden waren, dessen Zivilisation zehntausende von Jahren umspannte – sogar länger, wenn die Gerüchte irgendwie zutrafen. Wie konnte irgendein Mensch dieses Geschenk nicht wollen?
Viele taten es, das war nun klar. Die Idee der Freiheit konnte dafür sorgen, dass selbst Frieden und Ordnung unterdrückend wirkten und den Verdacht aufkommen ließen, dass es irgendeine verborgene Absicht gab, eine große Täuschung, irgendein unspezifisches Verbrechen, das außerhalb des menschlichen Horizonts verübt wurde. Das war die großzügige Betrachtungsweise; die Alternative war zuzugeben, dass die Menschen an sich hin- und hergerissen waren, dass sie mit habgierigen Neigungen des Geistes geschlagen waren.
Er erreichte die steile Rampe, die zum gut verborgenen Eingang zu den Tunneln führte, und während Ratten vor ihm davonhuschten, trat er hinaus in die wärmere, trockenere Luft der Nacht . Ja, er würde zum Lager der Pilger gehen müssen, aber nicht jetzt gleich. Das würde eine gewisse Planung erfordern. Außerdem würden die Verschwörer dort draußen feststellen, dass sie isoliert waren, wenn er den Krebs in der Stadt herausschneiden konnte, dass sie hilflos und nicht in der Lage waren, irgendetwas zu erreichen. Und er würde dann nach Belieben mit ihnen verfahren können.
Ja, das war der bessere Weg. Vernünftig und planmäßig, wie die Gerechtigkeit sein sollte. Er vermied diese Reise nicht absichtlich.
Zufrieden mit diesen Argumenten setzte Domänenser sich in Bewegung, um seine Nacht des Gemetzels zu beginnen, und hier, in dieser Stadt, hörte die Nacht niemals auf.
Die Ratten sahen ihn davongehen. Sie konnten das Blut an ihm riechen, und mehr als eine von ihnen war Zeuge des Gemetzels dort unten gewesen. Ein paar huschten jetzt von der Ruine weg, machten sich in die Welt des Tageslichts jenseits des Schleiers auf.
Gerufen, ja, von ihrem Herrn, demjenigen, der als Mönchratt bekannt war, ein sehr erheiternder Name, in dem Verachtung und Spott mitschwangen. Was keiner der Partner des Mannes wirklich verstand, war die Wahrheit, die in dem Namen steckte. Mönchratt, ja. Der Mönch der Ratten, Priester und Magier, Beschwörer und Banner der Geister. Lacht und kichert, wenn ihr wollt … auf eigene Gefahr.
Die Befreier hatten einen Feind gefunden, und dagegen musste etwas getan werden.
Bastion kauerte über dem riesigen sterbenden See, die unbeweglichen, wuchtigen Mauern der Stadt waren geschwärzt und mit Streifen aus irgendeiner Art Öl überzogen. Die Baracken und Holzhütten außerhalb der Mauern waren verbrannt und dann geschleift worden, ihre verkohlten Überreste anschließend auf dem Hang verteilt, der sich zur gepflasterten Straße hinunterzog. Rauch hing dick und verdrießlich über den Befestigungsanlagen.
Die zerschundenen Hände im Schoß haltend – die Zügel hatte er locker darumgeschlungen – blinzelte Nimander zur Stadt und ihren weit offen stehenden Toren hinauf. Keine Wachen in Sicht, nicht ein Mensch auf der Mauer. Vom Rauch abgesehen sah die Stadt leblos aus, verlassen.
Skintick, der neben ihm an der Spitze ihrer kleinen Gruppe ritt, sagte: »Eine Stadt namens ›Bastion‹ ruft Bilder von grimmigen Verteidigern wach, die von allen Arten von Waffen starren, misstrauisch jedem Fremden
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