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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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ihrem Elend, ihren Belastungen und Ängsten, ihrer schrecklichen Schwermut der Seele. Man kann sagen, dass der reiche Getreidehändler einen raffinierten Krieg führt.«
    Kruppe musterte den Wein durch den Kristall. »Und so bleiben die Armen arm und werden vielleicht sogar ärmer. Die, die Arbeit haben und kaum über die Runden kommen, klammern sich nur noch fester an ihre Arbeitsplätze, selbst wenn das bedeutet, widerwärtige Arbeitsbedingungen hinnehmen zu müssen – was es im Gegenzug denen, die die Arbeit vergeben, ermöglicht, ihre Börsen noch praller zu füllen und so alle möglichen, geheimen armseligen Unzulänglichkeiten zu befriedigen, die sie hegen. Man kann sagen, dass ein Gleichgewicht existiert, eines, das niemals weitergegeben wird, mit dessen Hilfe der ewige Krieg kontrolliert wird, um Anarchie zu vermeiden. Sollte der Getreidehändler allzu hohe Preise verlangen, dann könnte sehr wohl alles explodieren und eine Revolution zum Leben erwachen.«
    »Bei der alle verlieren.«
    »Für eine gewisse Zeit. Bis eine neue Generation der Reichen auftaucht, um erneut mit ihrer Plünderung der Armen zu beginnen. Jedes Gleichgewicht wird von Ungleichgewichten eingerahmt, und so scheint es, als könnten diese Dinge bis in alle Ewigkeit fortbestehen. Doch leider sieht man auf lange Sicht immer, dass dem nicht so ist. Die Struktur der Gesellschaft ist viel fragiler, als die meisten glauben. Zu viel Vertrauen in ihre Belastbarkeit zu setzen bedeutet im Moment ihres vollkommenen Zusammenbruchs einen Augenblick makellosen Erstaunens zu erleben – bevor die Wölfe heran sind.« Kruppe hob einen Finger. »Doch betrachtet all diejenigen, die die Krone gerne in die Finger bekommen wollen, um sich zu den Freiesten und Reichsten von allen zu machen. Oh, sie sind im Moment überaus gefährlich, wie man erwarten könnte. Überaus gefährlich, in der Tat. Man fühlt sich ermutigt zu beten. Für Staub zu beten.«
    »Ein Ende für alles.«
    »Und ein neuer Anfang.«
    »Irgendwie hatte ich mehr von dir erwartet, mein Freund.«
    Kruppe lächelte, streckte eine Hand aus und tätschelte dem Dämon den kieseligen Kopf, der daraufhin träge blinzelte. »Kruppe behält einen Blickwinkel bei, der so breit wie seine Gürtellinie ist, und die wiederum ist, wie Ihr wisst, unendlich. Denn wo fängt sie an, und wo hört sie auf?«
    »Gibt es irgendwelche anderen bedeutsamen Neuigkeiten?«
    »Städte leben in Hast. Immerzu voran. Nichts ändert sich, und alles ändert sich. Ein Mörder sucht das Gadrobiviertel heim, aber Kruppe vermutet, dass Ihr das wisst. Assassinen spinnen Ränke. Auch das wisst Ihr, Freund Baruk. Liebende verabreden sich oder träumen von besagter Verabredung. Kinder reiten auf unbekannten Zukünften herum. Leute scheiden aus, und andere werden verabschiedet, neue Karrieren sind im Überfluss vorhanden und alte Erzfeinde lauern. Freundschaften entwickeln sich, während andere zunichtegemacht werden. Alles zu seiner Zeit, Hoher Alchemist, alles zu seiner Zeit.«
    »Du sorgst nicht gerade dafür, dass ich erleichtert bin, Kruppe.«
    »Trinkt ein Glas von diesem auserlesenen Jahrgang mit mir!«
    »Der Keller ist mit einem Dutzend Schutzzaubern versiegelt – doppelt so vielen wie bei deinem letzten Besuch.«
    »Tatsächlich?«
    »Du hast nicht einen einzigen ausgelöst.«
    »Außergewöhnlich!«
    »Ja, das ist es.«
    Der Dämon rülpste, und der vollmundige Geruch von geräuchertem Aal waberte durch das Zimmer. Selbst der Dämon zog seine Nüstern zu schmalen Schlitzen zusammen.
    Mit einer schwungvollen Bewegung brachte Kruppe ein paar Duftkerzen zum Vorschein.
    Ein Durcheinander aus Rohren, Ventilen, Kupferkugeln, Verbindungsstücken und Auslässen, die an ineinander verschlungene Gedärme erinnerten, nahm eine ganze Seite des Hauptvorderraums des Gebäudes ein. Von diesem bizarren Mechanismus kam rhythmisches Keuchen (überaus zweideutig), Schnaufen (das so, wie es war, einen realistischeren Beitrag lieferte) sowie Gemurmel und zischende Untertöne. Sechs Düsen ragten heraus, jede davon für einen Schlauchaufsatz oder eine Verlängerung bereit, aber im Moment kamen aus allen nur gleichmäßige blaue Flammen, wodurch die knochentrockene Luft des Raums so erhitzt wurde, dass sowohl Chaur als auch Barathol – die mit freiem Oberkörper arbeiteten, wie sie es schon den ganzen Tag getan hatten – schweißnass waren.
    Mittlerweile war der größte Teil des Gerümpels in dieser heruntergekommenen Backstube entfernt worden,

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