Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)
oder, genauer, er war nach draußen geschafft worden, auf den schmalen, von hohen Mauern umgebenen Hinterhof, und Chaur hockte auf Händen und Knien und wischte mit feuchten Lumpen Staub und altes Mehl von den wohlgesetzten Bodenfliesen. Barathol untersuchte die Ziegelfundamente der drei buckligen Öfen und stellte überrascht und erfreut fest, dass zwischen die Ziegelschichten große Bimssteinplatten eingelegt worden waren. Die inneren Rückwände der Öfen enthielten Einbauten für das Gas, das als Brennstoff benutzt worden war, mit länglichen, durchlöcherten Rohren, die unter den Gestellen herausragten. Konnte er diese Öfen zu Niedrigtemperatur-Schmieden umbauen? Vielleicht.
Die alten Mischtrommeln aus Kupfer blieben; sie zogen sich an der Hälfte der Rückwand des Raums entlang und würden zum Abschrecken benutzt werden. Einer aus Fahl kommenden Karawane hatte Barathol einen Amboss abgekauft – der ursprüngliche Käufer war leider verstorben, während das gute Stück unterwegs gewesen war. Der Amboss war schlicht und transportabel – von den Rhivi hergestellt, hatte man ihm mitgeteilt –, und er wies zwar nicht ganz die Größe auf, die er wollte oder brauchte, aber für den Anfang würde er genügen. Allerlei Zangen und andere Werkzeuge kamen von den Schrottmärkten auf der Westseite der Stadt, darunter auch ein sehr schöner Hammer aus Arenstahl (der zweifellos einem Waffenschmied der malazanischen Armee gestohlen worden war).
Am folgenden Tag würde er seine ersten Bestellungen für Holz, Koks, Kohle und unverarbeitetes Kupfer, Zinn und Eisen aufgeben.
Es wurde spät. Barathol beschloss, die Untersuchung der Öfen zu beenden, richtete sich auf und sagte zu Chaur: »Lass gut sein, mein Freund. Wir sind dreckig, das stimmt, aber vielleicht werden wir in einem Restaurant mit Tischen im Freien bewirtet, wenn wir ihnen unser Geld zeigen. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber mir käme ein kühles Bier jetzt sehr recht.«
Chaur schaute auf, und sein verschmiertes und verdrecktes Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen.
Die Vordertür wurde aufgetreten, und sie drehten sich beide um, als ein halbes Dutzend übel beleumdeter Männer sich in den Raum hereindrängte und ein wenig verteilte. Sie hatten Knüppel und Keulen in den Händen und fingen an, die Ausrüstung zu beäugen. Einen Augenblick später kam eine gut gekleidete Frau durch die Gruppe geschritten, richtete den Blick auf Barathol und lächelte ihn an.
»Werter Herr, Ihr seid mit einer ungesetzlichen Tätigkeit beschäftigt …«
»Ungesetzlich? Dazu bedarf es schon einer gewissen Vorstellungskraft, da bin ich mir sicher. Nun, bevor Ihr Eure Schläger auf einen zerstörerischen Amoklauf schickt, möchte ich Euch darauf hinweisen, dass nicht nur die Ventile offen sind, sondern dass auch die Gewinde abgetrennt wurden. Mit anderen Worten, im Moment kann das strömende Gas von den Räumen unter diesem Bauwerk nicht aufgehalten werden. Jede Art von Beschädigung wird zu einem … nun ja, einem Feuerball führen, der vermutlich ausreichend groß sein dürfte, um einen ansehnlichen Teil dieses Viertels einzuäschern.« Er machte eine Pause und fügte dann hinzu: »Eine derartige absichtliche Zerstörung Eurerseits wird als überaus … äh … ungesetzlich betrachtet werden. Nun gut, Ihr werdet mit keinerlei Kosten konfrontiert werden, da Ihr tot sein werdet, aber die Gilde, die Euch angeheuert hat, wird eine schlimme Strafe bekommen. Allein schon die Geldstrafen werden sie bankrottgehen lassen.«
Das Lächeln der Frau war längst verschwunden. »Ach, was seid Ihr aber auch für ein schlauer Bursche. Da wir Euch nicht abschrecken können, indem wir Euren Laden zerlegen, haben wir keine andere Wahl, als unsere Aufmerksamkeit dann eben euch beiden zuzuwenden.«
Barathol ging zum Knettisch, griff in einen Lederranzen und holte eine große Kugel aus gebranntem Ton heraus. Er wandte sich der Frau und ihrem Mob zu, sah ein paar Gesichter blass werden und war zufrieden. »Ja, eine Moranth-Granate. Die Malazaner nennen die hier Knaller. Bedroht mich oder meinen Kameraden hier, und ich werde voller Begeisterung Selbstmord begehen – was haben wir denn letztlich zu verlieren, das Ihr uns nicht sowieso mit Freuden nehmen würdet, wenn Ihr Gelegenheit dazu hättet?«
»Ihr habt den Verstand verloren.«
»Diese Meinung ist Euch unbenommen. Doch die Frage ist – Ihr auch?«
Sie zögerte, dann fauchte sie wütend und machte auf dem Absatz kehrt. Sie
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