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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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nicht, mein Freund«, sagte Domänenser und kniff leicht die Augen zusammen. »Der Sohn der Dunkelheit – ist das etwa ein Titel für einen Bürokraten? Wohl kaum. Der Ritter der Dunkelheit, der die Schläger von den Straßen vertreiben soll?«
    »Es ist der Fluch eines langen Lebens«, sagte Spinnock, »dass das Ansehen, das man genießt, steigt und sinkt, wieder und wieder. Vor einiger Zeit hat es einen gewaltigen und verlustreichen Krieg gegen die Pannionische Domäne gegeben. Davor eine sogar noch tödlichere und weit längere Fehde mit dem malazanischen Imperium. Davor Jacuruku. Anomander Rake hat sich seine Ruhe verdient, Domänenser. Diesen Frieden.«
    »Dann ist er vielleicht derjenige, der leidet. Er starrt hinaus auf die rauen Wasser der Bucht, während der zwölfte Glockenschlag wie ein Klagelied durch die Düsternis hallt.«
    »Wie poetisch«, sagte Spinnock lächelnd, doch in seinem Herzen war etwas Kaltes, als wäre das Bild, das die Worte seines Freundes heraufbeschworen hatten, irgendwie zu schmerzlich. Der Gedanke machte ihn traurig. »Ich weiß nicht, ob mein Lord leidet. Ich war niemals wirklich wichtig, war kaum mehr als ein Krieger unter Tausenden. Ich glaube nicht, dass wir in den letzten Jahrhunderten miteinander gesprochen haben.«
    Domänenser sah ihn ungläubig an. »Aber das ist absurd!«
    »Ist es das? Sieh mich an, Domänenser, ich bin zu unberechenbar. Das ist mein ewiger Fluch. Ich habe mich nie dazu geeignet, Befehle zu erteilen, noch nicht einmal einem Trupp. Ich habe mich im Mottwald verirrt, bin fünf Tage lang durch Dornenbüsche und Gestrüpp gestolpert.« Spinnock lachte, wedelte mit einer Hand. »Ich war schon damals ein hoffnungsloser Fall.«
    »Man ist im Allgemeinen der Ansicht, dass ihr übrig gebliebenen Tiste Andii – die Überlebenden all dieser Kriege –, dass ihr alle unweigerlich zur Elite gehört, Spinnock – zu den Besten von allen.«
    »Du warst selbst Soldat, also weißt du es besser. Oh, es gibt jede Menge Helden in den Reihen der Andii. Aber es gibt genauso viele, die einfach nur Glück hatten. So läuft das nun mal. Wir haben viele große Helden in unseren Kämpfen gegen die Malazaner verloren.«
    »Du behauptest, du wärst ein hoffnungsloser Fall.« Domänenser verzog das Gesicht. »Aber du bist ein meisterlicher Kef-Tanar-Stratege.«
    »Was Soldaten angeht, die aus Holz geschnitzt sind, bin ich höchst beeindruckend. Richtige Soldaten hingegen sind etwas ganz anderes.«
    Der Mann gab ein Brummen von sich und schien zufrieden damit, die Sache auf sich beruhen zu lassen.
    Einige Zeit lang saßen sie in wohltuender Stille da, während Resto eine weitere Kanne Bier brachte, und als das Bier von der Kanne in den Krug und dann in den Mund floss, war Spinnock erleichtert, dass kein weiteres Gespräch über vergangene Taten auf fernen Schlachtfeldern aufkam, das die Halbwahrheiten und glatten Lügen, die er gerade von sich gegeben hatte, möglicherweise ins Wanken bringen würde.
    Und als der Augenblick kam, da die Morgendämmerung am fernen östlichen Horizont ihren roten Schimmer entfaltete – ein Augenblick, den niemand innerhalb von Schwarz-Korall sehen konnte –, nickte Spinnock Durav, aber vor allem zu sich selbst. Ewige Dunkelheit oder nicht, ein Tiste Andii wusste, wann das Licht kam. Dann war das also eine weitere Ironie, dass nur die Menschen in dieser ewigen Nacht den Beginn des Tages nicht wahrnehmen konnten, das Vorbeiziehen der unsichtbaren Sonne jenseits der Düsternis, ihre endlose Reise über den Himmel.
    Sie verabredeten sich zu einem neuen Spiel, ehe sie beide dafür zu betrunken wurden. Und als Domänenser schließlich schwankend aufstand und Spinnock achtlos zuwinkte, ehe er durch die Tür der Schenke davonwankte, stellte Spinnock fest, dass er dem Mann einen sicheren Heimweg wünschte.
    Ein überaus großzügiger Abschied, selbst wenn er wortlos erfolgte.
    Anomander Rake würde sich um diese Zeit in den Thronraum begeben, wo er sich stählen würde, um den grausamen Anforderungen des Tages entgegenzusehen, der Erteilung von Stipendien, den Beschwerden der Händler, über die geurteilt werden musste, den Berichten über den Stand der Vorräte, einem oder zwei Gesandten aus fernen Städten, die Handelsabkommen und gegenseitige Schutzbündnisse (ja, davon gab es viele) abschließen wollten.
    Oh, der Ritter der Dunkelheit kämpfte wirklich gegen alle Arten von Bestien und Dämonen, nicht wahr?
    Die Dunkelheit gab nach. Aber das tat sie immer.

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