Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)
zu anderen Städten weit draußen gelangt war, ja, sogar bis nach Darujhistan.
Es gab so viele Könige und Königinnen wie Spieler. Ein Spielfeld, das sich bei jeder Runde ausdehnte und nie zweimal das gleiche war. Soldaten und Söldner und Magier, Assassinen, Spione. Spinnock Durav wusste, dass die ursprüngliche Inspiration für Kef Tanar in den Nachfolgekriegen zwischen den Ersten Kindern von Mutter Dunkel zu finden war, und tatsächlich wies eine der Königsfiguren einen Spritzer silberner Farbe in ihrer Mähne auf, während eine andere aus gebleichtem Knochenholz bestand. Es gab eine Königin aus weißem Feuer, von Opalen gekrönt; und andere, die Spinnock hätte benennen können, wenn er sich denn die Mühe gemacht hätte, vorausgesetzt, irgendjemand hätte sich auch nur im Geringsten dafür interessiert, was, wie er vermutete, nicht der Fall war.
Die meisten nahmen an, dass die weiße Mähne eine neue Maniriertheit war, eine spöttische Ehrenbezeugung für Schwarz-Koralls zurückgezogen lebenden Herrscher. Die Fliesen des Feldes selbst waren alle mit Aspekten von Dunkel, Licht und Schatten versehen. Die Fliesen der Großen Stadt und der Feste wurden als Entsprechung von Schwarz-Korall betrachtet, doch Spinnock Durav wusste, dass die sich immer weiter ausdehnende Große Stadt des Feldes (es gab mehr als fünfzig Fliesen allein für die Stadt, und ein Spieler konnte mehr davon machen, wenn er es wünschte) in Wirklichkeit Kharkanas war, die Erste Stadt des Dunkels.
Aber egal. Was zählte, war das Spiel.
Spinnock Durav saß als einziger Tiste Andii im ganzen Kolk mit vier anderen Spielern da, umgeben von einer Menge, die sich um sie versammelt hatte, um diese titanische Schlacht zu beobachten, die jetzt bereits fünf Glockenschläge andauerte. Rauchschleier hingen dicht über ihren Köpfen, verbargen die niedrigen Dachsparren des Schankraums und dämpften das Licht der Fackeln und Kerzen. Derbe Säulen hier und dort trugen die Decke; sie alle waren auf wenig fachmännische Weise aus Bruchstücken des alten Palastes und Mondbruts zusammengebaut, und einige neigten sich unheilvoll und wiesen Risse im Mörtel auf. Vergossenes Bier sammelte sich in Pfützen auf den unebenen Bodenplatten, wo Salamander mit harten Rücken hin und her huschten und betrunken versuchten, sich mit den Füßen der Gäste zu paaren, so dass sie immer und immer wieder weggekickt werden mussten.
Der Domänenser saß Spinnock am Tisch gegenüber. Zwei der anderen Spieler waren bereits unterlegen und spielten nur noch die Vasallenrollen, waren nun beide Untertanen der opalgekrönten Königin des Domänensers. Die Streitkräfte des dritten Spielers waren in eine Ecke des Spielfelds zurückgedrängt worden, und er dachte darüber nach, sein Schicksal entweder mit dem des Domänensers oder mit dem Spinnock Duravs zu verbinden.
Falls er Ersteres tat, würde Spinnock Probleme bekommen, allerdings wäre er auch dann noch längst nicht erledigt. Schließlich war er ein Veteran in diesem Spiel und konnte auf eine Erfahrung von beinahe zwanzigtausend Jahren zurückblicken.
Spinnock war groß für einen Tiste Andii, breitschultrig und merkwürdig plump. Seine langen, nicht zusammengebundenen Haare schimmerten schwach rötlich. Seine Augen standen weit auseinander in einem breiten, irgendwie flächigen Gesicht, dessen Wangenknochen auffallend deutlich hervortraten. Sein schmaler Mund – kaum mehr als ein Schlitz – war zu einem Grinsen erstarrt, ein Ausdruck, der sich nur selten veränderte.
»Domänenser«, sagte er jetzt, während der in die Enge getriebene Spieler, hinter dessen Stuhl sich seine Freunde drängten und ihn mit Ratschlägen bestürmten, Ausflüchte machte, »du hast eine einzigartige Begabung für Kef Tanar.«
Der Mann lächelte einfach nur.
In der vorangegangenen Runde hatte das Würfelglück eine Söldnermünze in die königlichen Schatzkammern des Domänensers befördert. Spinnock erwartete einen flankierenden Ausfall der vier seinem Gegner verbliebenen Söldnerfiguren, entweder um Druck auf den dritten König auszuüben, falls er sich entschließen sollte, unabhängig zu bleiben oder sein Schicksal mit dem von Spinnock zu verbinden oder um mit ihnen tief in Spinnocks Territorium vorzustoßen. Doch da nur noch eine Handvoll Feld-Fliesen übrig waren und das Tor noch nicht gewählt war, würde Domänenser gut daran tun, sich zurückzuhalten.
Ringsum wurde der Atem angehalten, als der dritte Spieler in den Beutel griff und
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