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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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diese eine Sache, die es Spinnock Durav leicht machte, den Mann seinen Freund zu nennen. Denn bei all seinem Kummer ließ Domänenser irgendwie nicht zu, dass ihn die Verzweiflung übermannte, sondern trotzte der Belagerung, die vor langer Zeit die Tiste Andii besiegt hatte. Ganz sicher ein menschlicher Charakterzug. Sogar mehr als ein Charakterzug – eine Eigenschaft, deren Widerstandsfähigkeit umfassend war, eine Tugend, die Spinnock weder in sich selbst noch – um die Wahrheit zu sagen – bei irgendeinem anderen Tiste Andii finden, aus der er aber nichtsdestotrotz eine Art Nährwert ziehen konnte. Gelegentlich fühlte er sich wie ein Schmarotzer, so unverzichtbar war diese stellvertretende Speisung geworden, und manchmal fürchtete er, dass es das Einzige war, was ihn am Leben hielt.
    Domänenser hatte genügend Bürden zu tragen, und Spinnock war fest entschlossen, dafür zu sorgen, dass sein Freund niemals erkennen sollte, wie notwendig er geworden war – wie wichtig diese Spiele, diese Nächte in der ewigen Nacht , diese heruntergekommene Schenke und die Krüge voller billigem Rülpsbier geworden waren.
    »Dieses Mal hat es mich fertiggemacht«, sagte der Mann jetzt, während er seinen leeren Bierkrug abstellte. »Ich dachte, ich hätte dich – ja, klar, ich wusste, dass die Tor-Fliese noch nicht im Spiel war. Zwei Fliesen, um an dir vorbeizukommen, und alles hätte mir gehört.«
    Dazu gab es nicht viel zu sagen. Beide wussten, was das Spiel entschieden hatte. Ungewöhnlich war hingegen das Bedürfnis Domänensers, sich zu rechtfertigen. »Geh eine Runde schlafen«, sagte Spinnock.
    Domänenser lächelte gequält. Er zögerte, als wüsste er nicht, ob er etwas sagen oder ob er einfach Spinnocks Rat befolgen und nach Hause stolpern sollte.
    Erzähl mir nichts von Schwäche. Bitte.
    »Ich habe mir angewöhnt«, sagte der Mann und beobachtete blinzelnd einen kleinen Tumult unweit der Theke, »auf die Ruinen zu klettern. Und aufs Nachtwasser hinauszusehen. Mich dabei an die alten Kattankermänner und ihre Familien zu erinnern – ja, es sieht so aus, als würden sie erneut Junge kriegen, aber das wird natürlich nicht das Gleiche sein; es wird ganz und gar nicht das Gleiche sein.« Er verstummte einen Moment und warf Spinnock dann einen raschen, unbehaglichen Blick zu. »Ich sehe euren Lord.«
    Die Brauen des Tiste Andii hoben sich. »Anomander Rake?«
    Ein Nicken. »Das erste Mal war vor ein paar Wochen. Und jetzt … jedes Mal, so ungefähr um den zwölften Glockenschlag. Er steht auf der Mauer der neuen Feste. Und starrt genau wie ich hinaus aufs Meer.«
    »Er bevorzugt … die Einsamkeit«, sagte Spinnock.
    »Dieser Aussage misstraue ich immer«, antwortete Domänenser.
    Ja, ich sehe, wieso. »Es ist das, was sich ergibt, wenn man ein Lord ist, wenn man herrscht. Die meisten Mitglieder seines ursprünglichen Hofes sind fort. Korlat, Orfantal, Sorrit, Pra’iran. Sie sind verschwunden oder tot. Das macht es nicht leichter. Doch es sind immer noch welche geblieben. Endest Silann, um mal einen zu nennen.«
    »Wenn ich ihn sehe, wie er so allein dasteht …« Domänenser wandte den Blick ab. »Es macht mich nervös.«
    »So, wie ich es verstehe«, bemerkte Spinnock, »tun wir das alle. Euch Menschen nervös machen. Durch die Art und Weise, wie wir diese Stadt heimzusuchen scheinen.«
    »Wächter, die nichts zu bewachen haben.«
    Spinnock dachte über diese Worte nach und fragte dann: »Und dies gilt dann auch für den Sohn der Dunkelheit? Leidet ihr Menschen unter seiner gleichgültigen Herrschaft?«
    Domänenser verzog das Gesicht. »Ich wollte, alle Herrscher wären so gleichgültig. Nein, ›gleichgültig‹ ist nicht ganz das richtige Wort. Er ist dort, wo es wichtig ist. Verwaltung und Autorität können beide nicht in Zweifel gezogen werden, und es gibt auch nicht den geringsten Grund, das zu tun. Der Sohn der Dunkelheit ist … gütig.«
    Spinnock dachte an das Schwert auf dem Rücken seines Lords, und das verlieh den Worten seines Freundes den herben Beigeschmack unbeabsichtigter Ironie. Und dann dachte er an die toten Städte im Norden. Maurik, Setta, Lest. »Es ist nicht so, dass irgendwelche benachbarten Königreiche den Preis namens Schwarz-Korall beäugen würden. Sie sind entweder tot, oder – was für den Süden gilt – vollkommen in Aufruhr. Von daher droht weit und breit kein Krieg. Was bleibt also einem Herrscher? Wie du gesagt hast, Verwaltung und Autorität.«
    »Du überzeugst mich

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