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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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eine Feld-Fliese herausnahm. Er zog die zur Faust geschlossene Hand heraus und blickte Spinnock an.
    Nerven und Habgier. »Drei Münzen, Tiste, und ich bin dein Vasall.«
    Spinnocks Grinsen verhärtete sich, und er schüttelte den Kopf. »Ich kaufe keine Vasallen, Garsten.«
    »Dann wirst du verlieren.«
    »Ich bezweifle, dass Domänenser sich deine Treuepflicht erkaufen wird.«
    »Komm jetzt zu mir«, sagte Domänenser zu dem Mann, »und zwar auf Händen und Knien.«
    Garstens Blicke huschten hin und her; er versuchte abzuwägen, welche Schlange ihm den weniger schmerzhaften Biss verpassen würde. Nach einem kurzen Augenblick knurrte er leise vor sich hin und zeigte die Fliese.
    »Tor!«
    »Ich bin erfreut, dich zu meiner Rechten sitzen zu sehen«, sagte Spinnock.
    »Ich ziehe mich durch das Tor zurück!«
    Feige, aber vorhersehbar. Dies war der einzige Ausweg, der Garsten noch geblieben war, wollte er die Münzen in seiner Schatzkammer nicht verlieren. Spinnock und Domänenser sahen zu, wie Garsten seine Spielfiguren vom Feld marschieren ließ.
    Und dann war Spinnock an der Reihe. Nun, da das Tor im Spiel war, konnte er die fünf Drachen herbeirufen, die er gesammelt hatte. Sie segelten hoch über Domänensers am Boden befindliche, kunstvolle Verteidigungsanlagen hinweg, und nur einer ging dabei durch die verzweifelte Zauberei der beiden Hohemagier auf der Spitze des Bergfrieds von Domänensers Feste verloren.
    Der Angriff erledigte zwei Drittel von Domänensers Innerem Hof und isolierte faktisch seine Königin.
    Nun, da keine Befehle mehr erteilt wurden und die Verteidigungslinien schlagartig in Unordnung gerieten, ließ Spinnock eine Vorausabteilung seiner eigenen Söldner ebenso vorrücken wie ein Regiment seiner Elitereiterei und teilte so fein säuberlich die feindlichen Streitkräfte in zwei Hälften. Beide Vasallen erhoben sich nacheinander und blieben jeweils lange genug auf dem Spielfeld, um weiter über Domänensers angeschlagene Streitkräfte herzufallen, ehe sie sich durch das Tor zurückzogen. Als die Reihe an ihm war, hatte Domänenser keine andere Wahl mehr, außer die Hand auszustrecken und seine Königin umzuwerfen.
    Ringsum erhob sich Gemurmel, als die Wetten ausgezahlt wurden.
    Spinnock Durav beugte sich vor, um seinen Gewinn einzustreichen. »Resto! Einen großen Krug Bier für den Tisch hier!«
    »Du bist immer sehr großzügig mit meinem Geld«, sagte Domänenser etwas säuerlich erheitert.
    »Das ist das Geheimnis der Großzügigkeit, mein Freund.«
    »Ich weiß den Balsam zu schätzen.«
    »Ich weiß.«
    Wie es Brauch war, konnten die anderen drei Spieler, die sich zurückgezogen hatten, nicht an einer feierlichen Geste des Siegers teilnehmen. Dementsprechend konnten Spinnock und Domänenser den großen Krug Bier allein miteinander teilen, und dies schien ein überaus befriedigendes Ende solch eines geschickt geführten Feldzugs zu sein. Die Menge war weitergewandert, hatte sich in alle Richtungen zerstreut, und die Schankmädchen und -jungen waren plötzlich wieder gut beschäftigt.
    »Das Problem mit uns Nachteulen …«, sagte Domänenser und beugte sich über seinen Bierkrug. Als es schon schien, als würde er nichts mehr sagen, fügte er hinzu: »Ganz egal, wie oft man hinschaut – in der dreckigen Fensterscheibe da drüben sieht man nie den roten Kuss der Dämmerung.«
    »Den Kuss der Dämmerung? Oh, um das Ende der Nacht zu verkünden«, sagte Spinnock nickend. »Es überrascht uns Tiste Andii immer noch und immer wieder, dass so viele Menschen hiergeblieben sind. Diese Art ungelinderter Dunkelheit ist eine Bürde auf eurer Seele – zumindest habe ich so etwas gehört.«
    »Wenn es keine Möglichkeit zur Flucht gibt, tja, dann kann es einen in den Wahnsinn treiben. Doch ein kurzer Ritt durchs Nordtor, raus zum Grabhügel, und der helle Tag lockt. Das Gleiche gilt für die Fischer, die auf dem Außenwasser segeln. Ohne diese Möglichkeiten wärt ihr Andii tatsächlich allein in Schwarz-Korall, Spinnock. Die Brut des Mondes wirft auch noch lange nach ihrem Tod einen Schatten, davon singen zumindest die Dichter. Aber ich sag dir was«, Domänenser beugte sich vor, um seinen Bierkrug erneut zu füllen, »mir gefällt diese ewige Dunkelheit.«
    Das wusste Spinnock bereits, denn der Mann, der ihm gegenübersaß, trug ein Leid, das schwerer und viel dunkler war als jeder Schatten; was das anging, war er – von einer Sache abgesehen – vielleicht mehr Tiste Andii als Mensch, und es war

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