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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Man konnte nicht sagen, wie lange die Reise in der Zeit dauerte, die sie in Kurald Galain verbrachten, oder wie groß die Entfernungen waren, die überbrückt wurden, Schritt um Schritt um Schritt. Alles lag im Zwiespalt miteinander, war ungelindert und nicht lindernd. Wieder und wieder schien Nimander Golit zusammenzuzucken und aufzuwachen und mit einem Schaudern festzustellen, dass er gedankenlos und unachtsam in der Mitte seiner Kameraden dahingeschritten war, die alle trübe glühten und in einer ätherischen Leere zu schweben schienen. Der namens Clip war ihnen ein paar Schritte voraus und bewegte sich mit einer Zielstrebigkeit, die kein anderer von ihnen aufbringen konnte. Und dann pflegte Nimander zu begreifen, dass er wieder einmal vollständig abgeschweift war.
    Wiederzuentdecken, wo er war, bereitete ihm keinerlei Befriedigung. Wiederzuentdecken, wer er war, erwies sich als sogar noch schlimmer. Der junge Mann namens Nimander Golit war wenig mehr als eine Ansammlung von Erinnerungen, betäubt durch miteinander verknüpfte, erinnerte Empfindungen – eine schöne Frau, die in seinen Armen starb. Eine andere Frau, die unter seinen Händen starb, deren Gesicht dunkel wurde wie eine Sturmwolke, die sich nicht austoben konnte, deren Augen herausquollen, während seine Hände immer noch zudrückten. Ein zappelnder Körper, der durch die Luft flog, durch ein Fenster krachte und im Regen verschwand.
    Ketten konnten bis in alle Ewigkeit wirbeln, Ringe auf irgendeine Weise lebendig glitzern. Abgetragene Stiefel konnten nach vorne schwingen, einer nach dem anderen, wie die Schneiden einer Schere. Versprechen konnten gemacht werden, Zustimmung konnte erzwungen werden wie eine geschwollene Hand, die in einen zu engen Handschuh gezwungen wurde. Alle konnten dastehen und ihre Gewissheit tragen. Oder spüren, wie sie sie vorwärtstrieb wie ein Wind, der wusste, wohin er wollte. Alle konnten sich nach der Wärme in dieser Umarmung sehnen.
    Aber dies hier waren leere Dinge, die vor seinen Augen auf und ab hüpften wie Marionetten an verknäulten Fäden. Sobald er die Hand ausstreckte und versuchte, die Fäden zu entwirren und alldem hier einen Sinn zu verleihen, würden sie wegschwingen, für immer außerhalb seiner Reichweite bleiben.
    Skintick, der auf alles mit einem Lächeln reagieren zu können schien, ging an seiner Seite, doch einen halben Schritt vor ihm. Nimander konnte nicht genug vom Gesicht seines Cousins sehen, um erkennen zu können, wie Skintick die Dunkelheit begrüßt hatte, die sich ständig vor ihnen erstreckt hatte. Aber als der undurchdringliche Abgrund verblasste und auf dem Weg vor ihnen die Stämme von Kiefern auftauchten, drehte sein Cousin sich mit einem ausgeprochen gequälten Lächeln zu ihm um.
    »Das war gar nicht so schlimm«, murmelte er und machte aus jedem Wort eine Lüge, während er gleichzeitig Spaß daran hatte, sich selbst zu verspotten.
    Feuchte Luft wogte jetzt um sie herum, strich kühl über ihre Haut, und Clips Schritte waren langsamer geworden. Als er sich umdrehte, konnten sie sehen, wie erschöpft er war. Die Ringe wirbelten einmal an der Kette in seiner Hand, ehe sie sich spannte. »Wir werden hier lagern«, sagte er mit heiserer Stimme.
    Clips Rüstung und seine Kleider bestanden fast nur noch aus Fetzen, das Leder war mit alten Blutflecken übersät – Spuren irgendeines vorangegangenen Kampfes und so vieler Wunden, dass sie ihn – wenn er sie alle gleichzeitig erlitten hätte – wahrscheinlich getötet hätten. Von alledem war in jener Nacht auf der Straße im Fort der Zweiten Jungfrau, als er sie zum ersten Mal zusammengerufen hatte, nicht viel zu sehen gewesen.
    Nimander und Skintick sahen zu, wie ihre Verwandten sich dort, wo sie gerade zufällig standen, mit leerem Blick und irgendwie verloren wirkend auf dem weichen, lehmigen Waldboden niederließen. Ja, »Erklärungen sind flüchtig. Sie sind das Schwert und der Schild des Angriffs, und hinter ihnen verbergen sich Beweggründe. Erklärungen sind auf der Suche nach einer Schwäche, und die Ausbeutung dieser Schwäche führt zu Willfährigkeit und schließlich zur Möglichkeit der absoluten Unterwerfung.« Das hatte Andarist vor langer Zeit in einer Abhandlung mit dem Titel Kampf und Verhandlung geschrieben.
    Skintick, auf dessen langem Narrengesicht sich ganz schwach so etwas wie Müdigkeit abzeichnete, zupfte Nimander am Ärmel, machte eine knappe Bewegung mit dem Kopf und ging zur Seite, wo er zwischen die Bäume

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