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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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vielleicht gibt es dort Dörfer.«
    »Du besitzt beeindruckende Reserven, Aranatha«, sagte Skintick.
    »Wenn es nicht weit ist …«
    Mit einem gequälten Lächeln stand Skintick auf.
    Nimander tat es ihm nach.
    Es war sehr einfach, in Richtung der aufgehenden Sonne zu marschieren, über umgestürzte Bäume zu klettern und Dolinen zu umgehen. Die einzigen Pfade, die sie kreuzten, stammten von Wild – nichts größer als Hirsche, und daher hingen die Zweige tief über ihnen –, und keiner führte zum Meer. Die Luft wurde wärmer und dann plötzlich wieder kühler, und vor ihnen hörten sie, wie der Wind durch Zweige und Blätter strich, und dann das Tosen der Brandung. Schiefe Felsen schoben sich zwischen den Bäumen aus dem Boden, zwangen sie dazu zu klettern, eine steil aufsteigende Schräge hochzukraxeln.
    Sie kamen auf der vom Wind glatt gescheuerten Kuppe einer felsigen Klippe heraus, an deren Rand sich verkrüppelte, verwachsene Bäume drängten. Vor ihnen war das Meer, glitzerte wild in der Sonne. Gewaltige Wogen rollten heran, hämmerten gegen die zerklüftete, lebensfeindliche Küste tief unter ihnen. Sie erstreckte sich nahezu gleich nach Norden und Süden, so weit sie sehen konnten. Ein gutes Stück vor der Küste gischtete das Meer auf, was darauf hindeutete, dass es dort unterseeische Riffe und Untiefen gab.
    »Hier werden wir keine Dörfer finden«, sagte Skintick. »Ich bezweifle, dass wir hier überhaupt irgendetwas finden, und es sieht aus, als wäre es ziemlich unmöglich, an dieser Küste entlangzugehen. Es sei denn«, fügte er mit einem Lächeln hinzu, »unser ruhmreicher Anführer kann Felsen in Kies verwandeln, um uns einen Strand zu machen. Oder geflügelte Dämonen beschwören, die uns über all das hier hinwegtragen. Aber mangels dieser Dinge schlage ich vor, dass wir zu unserem Lager zurückkehren, uns in die Kiefernnadeln wühlen und schlafen.«
    Niemand widersprach ihm, und so drehten sie sich um, um den Weg zurückzugehen, den sie gekommen waren.
    Es tröstete Clip immer wieder aufs Neue, die Wut zu sehen, die ständig unter der Oberfläche des jungen Kriegers namens Nenanda brodelte und kochte. Mit diesem Jungen konnte er arbeiten. Den konnte er formen. Wohingegen er andererseits praktisch kein Vertrauen in Nimander hatte. Der Mann war in die Rolle des Anführers hineingedrängt worden, und sie passte ganz offensichtlich nicht zu ihm. Nimander war viel zu empfindsam, war von der Sorte, die von dieser Welt und ihren brutalen Realitäten normalerweise zerstört wurde, und es war fast so etwas wie ein Wunder, dass das bisher noch nicht geschehen war. Clip hatte solche erbärmlichen Kreaturen schon früher gesehen; vielleicht war es tatsächlich ein Charakterzug der Tiste Andii. Ein Jahrhunderte währendes Leben wurde zu einer Mühsal, einer unmöglich zu ertragenden Bürde. Solche Kreaturen brannten schnell aus.
    Nein, Nimander war seine Zeit nicht wert. Und Nimanders bester Freund Skintick war nicht besser. Clip gestand sich ein, dass er etwas von sich selbst in Skintick sah – in seinen ironischen Spötteleien, den rasch dahingeworfenen sarkastischen Bemerkungen – ja, auch das waren Charakterzüge, die bei den Andii häufig vorkamen. Woran es Skintick allerdings mangelte, war der harte, grausame Kern, den er selbst im Übermaß besaß.
    Notwendigkeiten bestanden. Notwendigkeiten mussten erkannt werden, und im Rahmen dieser Erkenntnis musste verstanden werden, welche Aufgaben zu erfüllen waren, um genau das zu erreichen, was notwendig war. Harte Entscheidungen waren die einzigen Entscheidungen, die als tugendhaft erachtet werden konnten. Clip war mit harten Entscheidungen wohl vertraut, und mit der annehmbaren Bürde, die diese Tugend darstellte. Er war darauf vorbereitet, solch eine Bürde für den Rest eines – wie er erwartete – sehr, sehr langen Lebens zu tragen.
    Und Nenanda mochte es sehr wohl wert sein, bei alledem, was noch kommen würde, an seiner Seite zu stehen.
    Was die jungen Frauen in seiner Gefolgschaft anging, schien nur Desra möglicherweise nützlich. Sie war ehrgeizig und ohne jeden Zweifel skrupellos und konnte so das Messer in seiner verborgenen Scheide sein. Außerdem beinhalteten die Aufmerksamkeiten einer attraktiven Frau ihren eigenen Lohn, nicht wahr? Kedeviss war zu schwach, innerlich gebrochen, genau wie Nimander, und Clip konnte bereits den Tod in ihrem Schatten sehen. Aranatha mit ihrem ständig bestürzten Blick war immer noch ein Kind und würde

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