Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)
Freund. Steh dem König bei. Bis …«, und er wandte sich wieder dem Kristallfenster zu.
Es bestand keine Notwendigkeit, das Ende des Satzes auszusprechen, wie Spinnock nur zu gut wusste. Er verbeugte sich ein drittes Mal und verließ dann das Zimmer, zog die Tür hinter sich zu.
Endest Silann kam langsam den Korridor entlanggehumpelt. Als er Spinnock sah, schaute er auf. »Oh«, sagte er, »ist unser Lord in seinem Zimmer?«
»Das ist er.«
Das Lächeln, mit dem der ältere Tiste Andii auf seine Worte reagierte, war für Spinnock kein Geschenk, so angestrengt war es, eine Mischung aus Kummer und Scham. Und während Endest – einst ein mächtiger Magier, der jetzt gebrochen war – sich vielleicht das Recht verdient hatte, Kummer zu empfinden, hatte er nicht das Recht auf das zweite Gefühl – auf Scham. Doch was konnte Spinnock sagen, was diese Bürde erleichtern würde? Nichts, was nicht banal klänge. Vielleicht etwas … Bittereres, etwas, das dieses Selbstmitleid herausfordern würde …
»Ich muss mit ihm sprechen«, sagte Endest und streckte die Hand nach der Tür aus.
»Er wird sich freuen«, brachte Spinnock hervor.
Wieder das Lächeln. »Da bin ich mir sicher.« Eine Pause, ein Blick in Spinnocks Augen. »Ich habe großartige Neuigkeiten.«
»Ja?«
Endest Silann hob den Riegel. »Ja. Ich habe einen neuen Lieferanten für Kadaver-Aale gefunden.«
»Lord von diesem, Sohn von jenem, es spielt keine Rolle, oder?« Der Mann schälte mit seinem Daumenmesser das letzte Stückchen Fruchtschale ab und warf es nach draußen, auf die Pflastersteine. »Die Sache ist die«, wandte er sich wieder an seine Begleiter, »er ist noch nicht einmal ein Mensch, oder? Nur einer von diesen uralten schwarzhäutigen Dämonen, und er hat genauso tote Augen wie der Rest.«
»Du bist groß darin, die Welt zu schälen, was?«, sagte der zweite Mann am Tisch und winkte dem dritten zu, der noch keinen Ton gesagt hatte.
»Ich bin in vielem groß, das solltest du lieber glauben«, murmelte der erste Mann, der die Frucht jetzt in Stücke schnitt und jedes einzeln auf der Klinge in seinen Mund beförderte.
In diesem Augenblick kam der Schankjunge, um den Docht in der Laterne hochzudrehen; anschließend verschwand er wieder in der Düsternis.
Die drei saßen in einem der neuen Speiselokale, die hier und da die Straßen säumten, wobei »Speiselokal« eine vielleicht zu hochtrabende Bezeichnung für diese unregelmäßige Reihe aus Tischen und nicht zusammenpassenden Stühlen war. Die Küche war kaum mehr als ein umgebauter Karren mit einem Dach aus Leinen, unter dem eine Familie um einen Grill herum arbeitete, der einst ein Pferdetrog gewesen war.
Von den vier Tischen waren drei besetzt. Alle von Menschen. Die Tiste Andii waren es nicht gewöhnt, in der Öffentlichkeit zu essen, ganz zu schweigen davon, sich über dampfenden Bechern mit Kelyk – einem starken Gebräu aus Bastion, das in Schwarz-Korall immer beliebter wurde – in müßigem Geschwätz zu ergehen.
»Du redest gern«, stichelte der zweite Mann und griff nach seinem Becher. »Aber Worte haben noch keinen Graben ausgehoben.«
»Ich bin nicht der Einzige, der Bescheid weiß«, entgegnete der erste Mann. »Ganz und gar nicht der Einzige. Es ist klar, dass, wenn der Lord-Sohn tot und verschwunden wäre, diese ganze verdammte Dunkelheit weggehen würde, und alles würde wieder normal werden, mit Tag und Nacht und so.«
»Dafür gibt es keine Garantien«, sagte der dritte Mann. Er klang, als würde er halbwegs schlafen.
»Es ist klar, habe ich gesagt. Klar, und wenn du das nicht sehen kannst, dann ist das dein Problem, nicht unseres.«
»Unseres?«
»Ja, genau das.«
»Dann hast du also vor, ihm das Schälmesser da in die Brust zu stoßen?«
Der zweite Mann ließ ein brummiges Lachen hören.
»Kann ja sein, dass sie lange leben«, sagte der erste Mann leise und grollend, »aber sie bluten genauso wie alle anderen.«
»Jetzt erzähl mir bloß nicht, Buksch«, sagte der dritte Mann und versuchte, ein Gähnen zu unterdrücken, »dass du der Drahtzieher hinter all dem bist, wovon du hier schwatzt.«
»Ich nicht«, gab Buksch, der erste Mann zu, »aber ich war einer der Ersten, der sein Wort gegeben und geschworen hat.«
»Also wer ist es?«
»Kann ich nicht sagen. Ich weiß es nicht. So organisieren sie diese Dinge.«
Der zweite Mann kratzte sich jetzt das stoppelige Kinn. »Weißt du«, fing er an, »es ist ja nicht so, dass es eine Million von ihnen geben
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