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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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eigene Pilgerreise zu beenden, was Spinnock dazu veranlasst hatte, sich Gedanken über die Glaubenskrise dieses Mannes zu machen und zu fürchten, dass er – Spinnock – schon bald wirklich verzweifelt sein würde, wenn all das, was er von seinem Freund brauchte, vielleicht dahinwelken … oder gar sterben würde.
    Wo würde er dann noch Hoffnung finden?
    Er ging durch die düsteren Straßen, näherte sich allmählich der Schenke, und fragte sich, ob er vielleicht etwas für Domänenser tun könnte. Der Gedanke ließ ihn seine Schritte verlangsamen und brachte ihn schließlich dazu, die Richtung zu ändern. Eine Straße entlang, auf eine andere Straße hinaus, die einen niedrigen Hügel hinunterführte, wo die Gebäude auf beiden Seiten Stufe um Stufe niedriger wurden, eine Kaskade aus einst hell bemalten Türen formten – aber wer kümmerte sich jetzt, in dieser ewigen Nacht, noch um solche Dinge?
    Er kam zu einer Tür zu seiner Linken, in deren teilweise abgeplatzte Oberfläche ein grobes Symbol eingeprägt war: die Umrisse des Großen Grabhügels von der Seite aus gesehen, und darunter der stümperhafte Abdruck einer offenen Hand.
    Wo etwas verehrt wurde, machten sich Priester und Priesterinnen so rasch breit wie Schimmel auf Brot.
    Spinnock klopfte an die Tür.
    Nach einem Augenblick wurde sie einen Spaltweit geöffnet, und er sah nach unten, in ein einzelnes Auge, das zu ihm aufschaute.
    »Ich will mit ihr sprechen«, sagte er.
    Die Tür öffnete sich quietschend. In dem schmalen Gang stand ein junges Mädchen in einer fadenscheinigen Tunika und knickste mehrmals. »L-lord«, stammelte sie, »sie ist oben … es ist spät …«
    »Ist es das? Und ich bin kein ›Lord‹. Ist sie wach?«
    Ein zögerndes Nicken.
    »Ich werde nicht viel von ihrer Zeit in Anspruch nehmen. Sag ihr, dass der Tiste-Andii-Krieger da ist, dem sie einst in den Ruinen begegnet ist. Sie hat Holz gesammelt. Ich habe … sehr wenig getan. Geh jetzt, ich werde hier warten.«
    Das Mädchen raste die Treppe hinauf, nahm immer zwei Stufen auf einmal. Bei jedem Satz nach oben blitzten ihre schmutzigen Fußsohlen auf.
    Er hörte, wie eine Tür aufging, sich wieder schloss, dann erneut aufging, und dann tauchte das Mädchen am oberen Ende der Treppe auf. »Kommt!«, zischte sie.
    Die hölzernen Stufen quietschten unter seinen Füßen, als er ins nächste Stockwerk hinaufstieg.
    Die Priesterin – sie war sehr alt und ungeheuer fett – hatte auf einem ehemals luxuriösen Sessel vor einem Altar aus aufgehäuftem Plunder Platz genommen. Links und rechts von ihr standen zwei Kohlepfannen, die nicht nur den Raum mit orangefarbenem Licht diffus erhellten, sondern auch dichte Rauchfahnen erzeugten, die schwer und beißend unter der Decke hingen. Der gedämpfte orangefarbene Schimmer spiegelte sich in den vom Alter trüben Augen der Frau.
    Sobald Spinnock den kleinen Raum betreten hatte, ging das Mädchen und zog dabei die Tür hinter sich zu.
    »Ihr kommt nicht, um den neuen Glauben anzunehmen, Spinnock Durav«, sagte die Priesterin.
    »Ich kann mich nicht erinnern, dass ich dir jemals meinen Namen genannt habe, Priesterin.«
    »Wir alle kennen denjenigen, der sich als Einziger von allen Tiste Andii mit uns niederen Menschen abgibt. Das heißt, abgesehen von dem Alten, der auf den Märkten Waren kauft, und Ihr seid nicht Endest Silann, der Mühe gehabt hätte, die Stufen heraufzusteigen, und unter dessen Gewicht sich jede von ihnen durchgebogen hätte und beinahe gebrochen wäre.«
    »Bekannt zu sein bereitet mir Unbehagen.«
    »Natürlich tut es das. Was wollt Ihr von mir, Krieger?«
    »Ich will dich etwas fragen. Gibt es eine Krise unter den Gläubigen?«
    »Oh. Ihr sprecht von Domänenser, der sich uns in unserer Not jetzt verweigert.«
    »Tut er das? Wie? Und was für eine Not ist das?«
    »Das geht Euch nichts an. Und auch die Tiste Andii nicht. Oder den Sohn der Dunkelheit.«
    »Anomander Rake herrscht über Schwarz-Korall, Priesterin, und wir Tiste Andii dienen ihm.«
    »Der Große Grabhügel liegt außerhalb der Nacht . Der Erlöser kniet nicht vor dem Sohn der Dunkelheit.«
    »Ich mache mir Sorgen um meinen Freund, Priesterin. Das ist alles.«
    »Ihr könnt ihm nicht helfen. Und er – das ist jetzt klar – kann uns nicht helfen.«
    »Warum braucht ihr Hilfe?«
    »Wir warten auf den Erlöser, der das beenden soll, was seine Gläubigen plagt.«
    »Und wie will der Erlöser so etwas erreichen – außer durch auserwählte Sterbliche?«
    Sie

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