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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Kondore bleckte Kallor jetzt freudlos grinsend die Zähne, als würde er versuchen, den Gesichtsausdruck des auf so tragische Weise gestürzten Idioten nachzuahmen, der dort unter dem Karrenrad festgeklemmt war und das Letzte sah, was er jemals in seinem Leben sehen würde, und es in den Gesichtern der Gaffer fand und dachte: Oh, schaut euch doch alle nur mal an. So banal. So … banal.
    Er schreckte einen Hasen auf, der aus einem zwanzig Schritt entfernten Gestrüpp davonschoss, und seine linke Hand zuckte blitzartig vor; ein Messer zischte durch die Luft – so schnell, dass es kaum zu erkennen war –, erwischte den Hasen mitten im Sprung und wirbelte ihn herum, ehe er zu Boden fiel.
    Eine leichte Richtungsänderung, und dann blieb er vor dem kleinen, reglosen Körper stehen und starrte auf die winzigen Blutstropfen hinunter, die sich um die Wunde sammelten. Das Messer war bis zum Heft eingedrungen, war knapp vor den Hüften komplett durchgegangen – dann hatte er also die Eingeweide erwischt. Nicht gut. Schlampig.
    Er hockte sich hin, zog das Messer heraus und schlitzte dem toten Hasen rasch den Bauch auf, zerrte die noch warmen Eingeweide heraus. Er hielt die glänzenden Gedärme in einer Hand, betrachtete sie und flüsterte: »Banal.«
    Ein Auge des Hasen starrte zu ihm hoch, ohne etwas zu sehen, alles, was dahinter gewesen war, war stillgelegt, verschwunden.
    Aber er hatte all das schon früher gesehen. Öfter, als er zählen konnte. Hasen, Menschen – alles das Gleiche. In jenem letzten Moment, ja, da gab es nichts zu sehen, also was sollte man sonst anderes tun, als wegzugehen?
    Er warf die Eingeweide zur Seite, hob den ausgeweideten Kadaver an den langen Hinterläufen auf und ging weiter. Der Hase kam mit. Nicht dass es für ihn von Bedeutung gewesen wäre. Später würden sie sich irgendwo zum Essen hinsetzen.
    Hoch am Himmel über ihm begannen die schwarzen Punkte tiefer zu sinken. Ihre ebenso leeren Augen hatten die Innereien entdeckt, die als kleine graue Häufchen auf dem gelben Gras lagen, jetzt schon ein Stück hinter dem einsamen Mann. Leere Augen, aber es war eine andere Art von Leere. Nicht die Leere der Banalität des Todes, nein, sondern die der Banalität des Lebens.
    Die gleiche Art von Augen wie die von Kallor.
    Und aus diesem Grund war der rasche Tod des Hasen ein barmherziger Tod gewesen, denn im Gegensatz zu unzähligen, zu hunderttausenden von Menschen waren das Letzte, was das Tier gesehen hatte, nicht Kallors zutiefst leere Augen – ein Anblick, der Entsetzen auf die Gesichter seiner Opfer legte.
    Die Welt, so hatte irgendjemand einmal gesagt, gibt zurück, was ihr gegeben wird. Im Übermaß. Andererseits, wie Kallor anzumerken pflegte, sagte eigentlich immer irgendjemand irgendetwas. Bis er die Nase voll hatte und sie alle hinrichten ließ.

Kapitel Fünf
    Bitte, sprich zu mir nicht vom Wetter
    Nicht von der Sonne, den Wolken oder den Orten
    Wo die Stürme geboren werden
    Ich will nichts wissen vom Wind, der über das Heidekraut streicht
    Oder vom Hagel, vom Regen, von alten Spuren
    Auf grauem, verschlissenem Stein
    Bitte, ergötze dich nicht an den Kümmernissen schlechter Gesundheit
    Nicht bei dir selbst, deinen Verwandten oder der alten Frau
    Am Ende der Straße
    Ich werde keine Zeit vergeuden oder voller Barmherzigkeit Vermögen abtreten
    Oder Gedanken oder Gefühle oder Schleier, die gewoben sind,
    Um das Glück zu ködern
    Bitte, erzähle mir von tiefen Klüften, die überquert wurden
    Nicht zurückgelassen, nicht umgangen, nicht von den verräterischen Taten
    Die wie Würmer brüten
    Ich will, dass du all deine Wut gegen das, was verloren ist, herausschreist
    Jetzt stark, jetzt um zu weinen, jetzt um die Faust zu ballen und zu fluchen
    Auf so festem Boden
    Bitte, singe laut von den erbärmlichen Herrlichkeiten der Liebe
    Jetzt vom Schmerz, jetzt trunken, jetzt losgerissen von jeder Vernunft
    In Lachen und Tränen
    Ich will, dass du mit den entrückten Göttern dort oben handelst
    Ohne Sorge, ohne Kosten, ohne Wechsel der Jahreszeiten
    Zu winterlichen Ängsten
    Sing zu mir von diesen Dingen, und ich werde dich unerschrocken suchen
    Jetzt wissend, jetzt sehend, jetzt im Angesicht
    Des heulenden Sturms
    Singe dein Leben, als wäre es ein Leben ohne Ende
    Und deine Liebe, das helle Feuer der Sonne, auf seinem himmlischen Schritt
    Dorthin, wo die Wahrheit geboren wird
    Bitte um ein Ende der folgenlosen Dinge
    Baedisk von Nathilog
    D arujhistan. Unendliche Herrlichkeiten! Wer kann

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