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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Aufmerksamkeit zu schenken keinen Sinn hatte; zumindest sagte er sich das und behielt sein lockeres Lächeln bei, während er näher ans Bett trat. »Diese Reisen nach Kurald Galain waren dir so lange verwehrt, dass das Ritual des Öffnens schon längst keinen Sinn mehr zu haben schien. Mal abgesehen davon, dass Sex an sich eine Menge Spaß macht.«
    Sie musterte ihn einen Augenblick lang unter schweren Lidern hervor. »Ja.«
    »Dann hat sie uns also vergeben?«
    Ihr Lachen war bitter. »Du fragst das so geradeheraus, als ginge es um einen verärgerten Verwandten! Wie kannst du so etwas tun, Spin? Es hätte dich eigentlich die halbe Nacht kosten müssen, dieses Thema anzuschneiden.«
    »Vielleicht hat das Alter mich ungeduldig gemacht.«
    »Nach all den Qualen, die du mich gerade hast durchleiden lassen? Du hast die Geduld einer Flechte.«
    »Aber ich hoffe doch, dass ich ein bisschen interessanter bin.«
    Sie rutschte zur Bettkante, stellte die bloßen Füße auf den Fußboden und zischte angesichts der kalten Steinfliesen. »Wo sind meine Sachen?«
    »Die sind in der Hitze deines Verlangens verbrannt.«
    »Da drüben – bring sie mir bitte her.«
    »Und wer ist jetzt ungeduldig?« Er sammelte ihre priesterlichen Gewänder zusammen.
    »Die Visionen werden immer … beladener.«
    Nickend streckte er ihr ihre Robe entgegen.
    Sie stand auf, drehte sich um und schlüpfte mit den Armen in die Ärmel, ließ sich dann in seine Umarmung zurücksinken. »Ich danke dir, Spinnock Durav, dass du meinem … Verlangen stattgegeben hast.«
    »Das Ritual darf nicht verweigert werden«, antwortete er und strich ihr über das kurzgeschnittene, mitternachtsschwarze Haar. »Außerdem – hast du wirklich geglaubt, ich würde dir eine solche Bitte abschlagen?«
    »Ich werde der Priester müde. Ihr Überdruss ist so groß, dass die meisten widerliche Kräuter zu sich nehmen müssen, um sich zum Leben zu erwecken. In letzter Zeit kommt es immer öfter vor, dass wir uns ihrer bedienen, während sie schlaff wie faulende Bananen daliegen.«
    Er lachte und trat einen Schritt zurück, suchte nach seinen eigenen Kleidern. »Bananen. Ja, eine höchst wundersame Frucht, die uns in dieser merkwürdigen Welt belohnt. Bananen und Kelyk. Wie auch immer, das Bild, das du beschreibst, ist zu Unrecht unappetitlich.«
    »Da stimme ich dir zu, und deswegen danke ich dir noch einmal, Spinnock Durav.«
    »Bitte keine weiteren Dankbarkeitsbekundungen mehr. Es sei denn, du willst, dass ich meine eigenen zum Ausdruck bringe und dich mit dem Pathos meiner Notlage überwältige.«
    Bei diesen Worten lächelte sie nur. »Bleib einfach nur nackt, Spinnock, bis ich gehe.«
    »Ist das auch ein Teil des Rituals?«, fragte er.
    »Hätte ich dich so bescheiden gefragt, wenn dem so wäre?«
    Nachdem sie gegangen war, zog Spinnock Durav seine Sachen an und dachte dabei an sein eigenes Ritual zurück, wie er sein Schwert zärtlich wie ein Liebender eingeölt hatte, als wollte er die Waffe daran erinnern, dass die Frau, mit der er gerade geschlafen hatte, nichts weiter als eine Ablenkung war, eine vorübergehende Zerstreuung, und dass in seinem Herzen nur Platz für eine einzige Liebe war, wie es sich für einen Krieger gehörte.
    Gewiss, das Ritual war absurd, war ein seltsamer, in der Tat erbärmlicher Einfall. Aber da sie so wenig hatten, an dem sie sich festhalten konnten, nun ja, klammerten die Tiste Andii sich ganz eng und fest an alles, was irgendeine Bedeutung hatte, ganz egal, wie fragwürdig oder letztlich sinnlos es auch sein mochte.
    Nachdem er sich angezogen hatte, brach er auf.
    Das Spiel wartete auf ihn. Das Spiel und der gequälte Blick Domänensers, der ihm gegenübersaß, während sich zwischen ihnen auf dem Tisch kunstvoll geschnitzte, aber im Grunde unbewegliche Figürchen aus Holz, Horn und Knochen befanden. Geisterhafte, bedeutungslose Spieler auf beiden Seiten.
    Und wenn es vorbei war, wenn Sieg und Niederlage ausgespielt waren, würden sie noch einige Zeit dasitzen, Bier trinken, und es war gut möglich, dass Domänenser dann wieder über etwas sprechen würde, ohne wirklich zu sagen, was er meinte – dass er das, was ihn beunruhigte, mit jedem Wort, mit jeder doppeldeutigen Äußerung und Bemerkung Spinnock zuschieben würde. Und alles, was Spinnock herausbekommen würde, war, dass es etwas mit dem Großen Grabhügel nördlich von Schwarz-Korall zu tun hatte. Mit Domänensers Weigerung in jüngster Zeit, noch einmal dort hinauszugehen, seine

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