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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Nein, nein, sie hat nicht so ausgesehen wie die da. Eher schlimmer, wenn man es genau nimmt. Ich muss zugeben, dass ich wohl vorübergehend wahnsinnig war. Das ist der Fluch der Jugend, nehme ich an. Wann wir geheiratet haben? Oh, das ist jetzt etwa vier, fünf Jahre her, ja. Es fühlt sich nur wie ein ganzes Leben an, und ich bin froh, so froh, dass es jetzt zu Ende ist. Noch etwas Wein, meine Süße?«
    Lächelnd setzte Iskaral Pustl sich in Richtung des Tempels in Bewegung.
    Im Schatten liegende Stufen, die zu einem im Schatten liegenden Absatz unter einem narbigen Sturzstein führten; oh, das war alles sehr gut gemacht. Die Doppeltüren waren riesig – fast schon Tore –, und sie waren mit polierten Bronzeplatten getäfelt, die ein gewaltiges Bildnis aus angreifenden Hunden darstellten. Welch köstliche Note! Liebevoll dargestellt, der ganze schnaubende Schrecken.
    »Ja, die Türen waren meine Idee, tatsächlich habe ich sie mit meinen eigenen Händen geschaffen – ich versuche mich an allem. Ich modeliere Skulpturen, knüpfe Wandteppiche, porträtiere, karikiere, töpferiere – töpfere, meine ich. Schau dir diese Graburne an, ja, die ist wirklich erlesen. Sie ist da drin. Ja, meine geliebte Verstorbene, meine liebenswerterweise Verstorbene, meine gesegnete Verstorbene, haha – oh, ihre Gliedmaßen zusammenzufalten war keine einfache Aufgabe, das kann ich dir sagen, das war schon ziemlich eng. Ich weiß, es ist schwer zu glauben, dass sie da drin ist, in einer Urne, kaum größer als ein Weinkrug. Ich habe viele Fähigkeiten, ja, wie es sich für den ruhmreichsten sterblichen Diener des Hohen Hauses Schatten gehört. Aber ich kann dir sagen, sie hat sich die ganze Zeit heftig gewehrt, bis sie endlich drin war.«
    Er kauerte sich vor den Bronzetüren hin, starrte in die klaffenden Mäuler der Hunde. Streckte eine knochige Hand aus und klopfte gegen Barans Nase.
    Ein schwaches, hohles Echo.
    »Ich wusste es«, sagte er nickend.
    Die Bhokarala hampelten auf den Stufen herum, hauten sich gegenseitig auf die Schnauzen und nickten dann weise.
    Die Tür zur Linken öffnete sich einen Spalt. Ein von einer Kapuze verhüllter Kopf wurde etwa auf Brusthöhe herausgestreckt, das Gesicht, das nach oben spähte, war nur undeutlich und verschwommen zu erkennen. »Wir wollen keinen«, sagte eine dünne Frauenstimme im Flüsterton.
    »Ihr wollt keinen was?«
    »Sie versauen die Möbel.«
    Iskaral Pustl machte ein finsteres Gesicht. »Sie ist verrückt. Warum sind alle, mit denen ich zu tun habe, verrückt? Hör zu, du elende Akolythin, tritt beiseite. Schab die Bodenfliesen mit deiner pickligen Stirn und küss mir die kostbaren Füße. Ich bin niemand anderer als Iskaral Pustl.«
    »Wer?«
    »Iskaral Pustl! Der Hohepriester des Schattens, Magus des Hohen Hauses. Der vertrauteste, beliebteste und am meisten geschätzte Diener unseres Gottes! Lass mich rein! Ich beanspruche diesen Tempel mit dem Recht des höheren Alters, dem Recht der rechtmäßigen Hierarchie, dem Recht natürlicher Überlegenheit! Weck sie auf, mach sie zurecht, stütze sie – was auch immer du tun musst, um dafür zu sorgen, dass sie für mich bereit ist.«
    Die Tür schwang quietschend auf, und schlagartig richtete die Akolythin sich auf – und erwies sich als lächerlich groß. Sie schlug die Kapuze zurück, und ein auserlesen geformtes, von langen, rostroten Haaren umgebenes Gesicht wurde sichtbar. Ihre Stimme klang tief und melodisch, als sie sagte: »Ich bin Hohepriesterin Sordiko Skrupel vom Tempel des Schattens in Darujhistan.«
    »Ah, jemand, die meisterhaft die Täuschung beherrscht. Genau wie ich.«
    »Ja, das kann ich sehen.«
    »Kannst du?«
    »Ja.«
    »Oh, ist das nicht lustig.« Er legte den Kopf leicht schräg. »Nein, das ist ganz und gar nicht lustig.« Er lächelte sie gewinnend an. »Und was glaubst du, was ich bin, meine Liebe?«
    »Sowas wie eine sonnenverbrannte Kröte, glaube ich.«
    »Genau das, was ich dich glauben machen will. Und jetzt bitte mich nach drinnen, ehe ich meine Wärme verliere.«
    »Deine Geduld, meinst du.«
    »Nein, Wärme. Es wird kühl.«
    Ihre bernsteinfarbenen Augen richteten sich auf die Stufen hinter ihm. »Was ist mit deinen Nachkommen?«
    »Ha, ha. Das sind keine Nachkommen. Kümmere dich nicht um sie. Sie können weinen, sie können winseln, sie können knurren, sie können …«
    »Im Augenblick wedeln sie gerade alle mit den Händen und ahmen perfekt deine Gesten nach, Iskaral Pustl. Warum tun sie

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