Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)
Gilde ist ziemlich im Arsch.«
»Na schön. Ich werde vor Anbruch der Morgendämmerung zurückkehren. Im Augenblick tun wir nichts, Krute.«
»Darin bin ich gut.«
Rallick verzog das Gesicht, sagte aber nichts, als er sich dem Fenster zuwandte und die Läden entriegelte.
Was Krute anging, so brauchte er auch nichts zu sagen. Es stimmte schon, Krute war gut im Nichtstun. Rallick Nom hingegen nicht. Er war sogar gar nicht gut darin. Oh, das wird noch ziemlich lustig werden, was?
Die Unmutsbekundungen jagten ihn die Gasse entlang, kehlige Geräusche, die aus knapp zwei Dutzend mit Fängen bestückter Münder drangen, in denen Zungen wackelten und deren schwarze Lippen zurückgezogen waren. Rollende Augen schimmerten und blitzten in der Düsternis auf. Iskaral Pustl, Magus und Hohepriester des Schattens, Gott der Bhokarala, blickte über die Schulter nach hinten und schnitt denen, die ihn anbeteten, Grimassen. Er verfluchte sie mit zwitschernder Stimme. Er wackelte mit der Zunge. Er bleckte die Zähne und riss die Augen so weit auf, dass sie ihm aus den Höhlen quollen.
Und jagte ihnen das etwa Angst ein und verscheuchte es sie? Oh, nein! Ganz im Gegenteil, wenn man so etwas Wahnsinniges glauben konnte. Sie kamen immer näher herangekrabbelt, umklammerten dabei immer noch die Beute, die sie unglücklichen Opfern auf dem Markt geraubt hatten, und ihre Gesichter waren verzerrt, als würden sie an Verstopfung oder etwas ähnlich Schrecklichem leiden. Wie ärgerlich!
»Mach dir nichts draus, mach dir nichts aus ihnen . Auf mich warten Aufgaben, Aufträge, bedeutungsvolle Taten. Ich habe allerhand zu tun.«
Und so eilte er weiter, stapfte durch Abfälle und lauschte auf die Kreaturen hinter sich, die durch die gleichen Abfälle stapften. Jedes Mal, wenn er das Ende einer Gasse erreichte, machte er halt, warf rasche Blicke die Straßen hinauf und hinunter, und schoss dann über die Kreuzung zum nächsten Durchgang. Hinter ihm sammelten sich die Bhokarala an der jeweiligen Mündung zu einem Klumpen, schauten in die eine Richtung, schauten in die andere Richtung, und dann löste sich der Klumpen wieder in viele einzelne Wesen auf, die ihn weiter verfolgten.
Kurze Zeit später kam er schlitternd zum Stehen, und das Geräusch, das seine Absätze machten, wurde einen Augenblick später von zahllosen Klauen wiederholt, die sich in Pflastersteine gruben. Iskaral Pustl raufte sich die Haare und wirbelte herum. Die sich hinkauernden Bhokarala hatten ihre knotigen Fäuste erhoben und hielten sie alle beiderseits des winzigen Schädels.
»Lasst mich in Ruhe!«, zischte er.
Sie zischten zurück.
Er spuckte.
Und bekam einen Sprühregen faulig riechender Speichelklumpen ab.
Er hämmerte sich gegen den Schädel.
Sie schlugen sich mit Fäusten voller Juwelen und Früchten gegen die Köpfe.
Mit zusammengekniffenen Augen (gefolgt von zusammengekniffenen Augen) stellte Iskaral Pustl sich langsam auf ein Bein. Und sah zu, wie die Bhokarala schwankend auf einem Bein dastanden.
»Bei den Göttern hienieden«, murmelte er, »die sind alle ganz und gar verrückt geworden.«
Er wirbelte erneut herum und starrte zu dem flachen, achteckigen Tempel hinüber, der sich fünfzig Schritt die Straße hinunter zu seiner Rechten befand. Seine Mauern waren eine chaotische Ansammlung aus Nischen und missgestalteten Winkeln, wahrhaftig Schatten im Überfluss. Iskaral Pustl seufzte. »Mein neues Domizil. Eine bescheidene Hütte, aber sie entspricht meinen Bedürfnissen. Ich habe natürlich vor, sie zu renovieren, wenn Zeit dafür ist. Oh, dir gefallen die goldenen Gedecke und die Seidenservietten? Bedenke, das ist nur etwas, das ich schnell zusammengeschustert habe, aber es gefällt mir sehr gut. Spinnen? Nein, hier gibt es keine Spinnen, oh nein. Die kommen hier ganz einfach nicht rein. Grässliche Kreaturen, ja, wirklich widerlich. Die baden nie, wusstest du das nicht? Grässlich.«
Wortloser Singsang hinter seinem Rücken.
»Oh, mach dir nichts aus denen da hinten. Das sind Verwandte meiner Exfrau – wenn ich das gewusst hätte, nun ja, dann hätte ich den Sprung niemals gemacht, wenn du verstehst, was ich meine. Aber so ist es nun mal – man heiratet, und dann hat man auf einmal die ganze Familien-menagerie am Hals. Und auch wenn sie jetzt von uns gegangen und nur noch eine ausgetrocknete Hülle ist, die die Beine in die Luft streckt, nun, also ich muss zugeben, dass ich mich für ihre unglückseligen Verwandten verantwortlich fühle.
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