Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
Vom Netzwerk:
ihnen anschließen konnte, sagte eine vertraute Stimme: »Was habe ich verbrochen, dass du mich mit Verachtung strafst, Julian of Waringham?«
    Er wandte sich um. »Megan!«
    Sie saß am Ende einer Bank mit dem Rücken zur Tafel, einen leichten Reisemantel auf dem Schoß. Mantel, Kleidersaum und Schuhe waren voller Staub.
    »Gerade angekommen?«, tippte Julian und nahm die Hände, die sie ihm entgegenstreckte. Für einen Moment spürte er das Herz in der Kehle, als er sie berührte, und ließ sie beinah hastig wieder los.
    Megan nickte. »Wir waren in Chester. Als wir gehört haben, was passiert ist, wollte Hal umgehend herkommen, um Marguerite … den König seiner Unterstützung zu versichern.«
    »Hal?«, fragte Julian verwirrt.
    »Henry Stafford, Julian, mein Gemahl«, erinnerte sie ihn trocken.
    »Oh, natürlich.« Er setzte sich neben sie, aber er sah sie nicht an. Megan hatte kaum das Trauerjahr abgewartet, bevor sie wieder geheiratet hatte. Julian wusste, sie hatte wenig Einfluss auf diese Entscheidung gehabt. Ihr Schwager Jasper hatte sie im Frühjahr nach Edmunds Tod in ihre Kutsche gesetzt und war wie ein Gaukler mit ihr kreuz und quer durch England gezogen, auf der Suche nach einem geeigneten Heiratskandidaten. Jasper hatte es zu Megans Sicherheit und der ihres kleinen Sohnes getan, denn je größer Yorks Macht in England geworden war, desto unsicherer wurde ihre Lage. Und mit Hal Stafford hatte er eine ausgezeichnete Wahl getroffen. Stafford war der Sohn des Duke of Buckingham, ein begüterter Edelmann von untadeligem Ruf und beinah so etwas wie ein Gelehrter. Vermutlich hatte er Megan mehr zu bieten als nur Sicherheit. Aber Julian war das alles ein bisschen zu schnell gegangen.
    Als könne Megan seine Gedanken lesen, sagte sie leise: »Ich merke, du hast mir immer noch nicht verziehen. Aber es war das Einzige, was ich tun konnte, Julian. Und Hal ist ein wunderbarer Mann. Das heißt jedoch nicht, dass ich Edmund vergessen hätte.«
    Er sah verlegen auf. »Megan … es steht mir überhaupt nicht an, dir etwas übel zu nehmen. Natürlich war es das Einzige, was du tun konntest. Ich bin einfach ein unbelehrbarer Tor und wünschte, Edmund wäre nicht gestorben, das ist alles.«
    »Es vergeht kein Tag, da ich nicht das Gleiche wünsche«, erwiderte sie nüchtern.
    Dieses Eingeständnis versöhnte ihn ein wenig. Das verstand er nicht so recht, denn er wollte doch gar nicht, dass Trauer ihr Leben verdüsterte. Er wollte, dass sie glücklich war. Wenn ein Mensch auf der Welt das verdiente, dann Megan Beaufort, denn er kannte niemanden sonst, der die göttlichen Gebote der Nächstenliebe und Frömmigkeit mit solcher Hingabe befolgte wie sie. Aber leider bekamen die wenigsten hier auf Erden, was sie verdienten – die Schurken ebenso wie die Heiligen. Zumindest das hatte er gelernt.
    Er lehnte sich zurück, stützte die Ellbogen auf den Tischund betrachtete seine Cousine zum ersten Mal eingehend. Mit siebzehn war Megan kein blutjunges Mädchen mehr, doch sie wirkte so filigran und unirdisch wie eh und je. Die Taille in dem züchtigen dunklen Kleid war so schmal, dass es Julian vorkam, als könne er sie mit einer Hand umfassen. Es war ihm immer noch unbegreiflich, wie dieses spinnwebenzarte Wesen ein Kind zur Welt gebracht haben sollte, und das eine Mal, da seine Schwester versucht hatte, ihm zu erzählen, wie es gewesen war, hatte er hastig das Thema gewechselt.
    »Du sagst, ihr kommt aus Chester? Wart ihr in Wales?«
    Megan nickte und sah sich verstohlen um. »Im Mai hab ich sie zuletzt gesehen. Es geht ihr gut.«
    Es waren noch nicht viele Menschen in der Halle, aber wenn sie nicht allein waren, erwähnten sie Blanche niemals namentlich. Keine Absprache war darüber getroffen worden, doch sie hatten es sich beide zur Gewohnheit gemacht, und Julian war Megan dankbar für ihre Diskretion. Es war ein schwerer Schlag für ihn gewesen, als die Königin ihm offenbart hatte, dass sie Blanches dunkles Geheimnis kannte und wusste, wo seine Schwester sich versteckt hielt. Seit jenem Tag lebte Julian mit der Angst, dass Thomas Devereux oder jeder andere Yorkist es genauso herausfinden könnte wie Marguerite. Es gab nicht viel, was er dagegen tun konnte, außer selber jede Unachtsamkeit zu vermeiden.
    »Sie kümmert sich rührend um meinen Sohn«, fuhr Megan gedämpft fort. »Ich weiß wirklich nicht, was ich täte, wenn ich sie nicht hätte.«
    Das war noch eine Sache, die Julian schwer zu verstehen fand: Megan holte ihren

Weitere Kostenlose Bücher