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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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d’Anjou war, als Suffolk sie nach England brachte«, begann Megan.
    Julian fuhr nervös mit dem Finger über die Bleifassungen des vielfarbigen Fensters. Sie standen nebeneinander ans Sims gelehnt, den Altar ebenso im Blick wie die ausgebleichte Eichentür zu der kleinen, dämmrigen Kapelle.
    »Ja, das Gleiche hat meine Mutter auch gesagt«, bemerkte er.
    »Nun, sie haben sich beide getäuscht. Er war ihr erster Liebhaber.«
    »Der Duke of Suffolk?«, fragte er entgeistert.
    Megan nickte.
    »Woher in aller Welt weißt du das?«
    »Ich war mit seinem Sohn verlobt«, erinnerte sie ihn. »John de la Pole. Er hat es mir anvertraut.«
    »Aber … aber Suffolk war des Königs engster Vertrauter«, protestierte Julian.
    »Edmund war des Königs Bruder. Je näher sie Henry stehen, desto mehr Vergnügen findet Marguerite daran. Du bist die Ausnahme, die diese Regel bestätigt.«
    Julian räusperte sich. »Megan, wozu erzählst du mir das? Warum sind wir hier?«
    »Aus zwei Gründen, Cousin. Erstens, um dir die Augen zu öffnen, damit du endlich siehst, dass ich schon lange nicht mehr das weltfremde Kind von einst bin und dass ich darüber hinaus nie so ein schutzbedürftiges Pflänzchen war, wie du immer glauben wolltest. Nicht Edmund hat mich vor John de la Pole errettet, sondern ich ihn vor Marguerite. Es kam uns beiden gut zupass, denn wir waren schrecklich verliebt,aber die Tatsache bleibt. Dir hingegen kann ich nicht auf diese Weise helfen, denn ich bin zufällig gerade mit Hal Stafford verheiratet, und darüber hinaus würde wohl selbst der König Verdacht schöpfen, wenn ich ihm ein zweites Mal eine rührselige Heiligengeschichte auftischte.«
    Julian hob flehend die Hand. »Augenblick, Augenblick. Sag nicht, es war erfunden? Ich weiß nicht, ob ich es verkrafte, so viele Illusionen auf einmal zu verlieren. Das viel diskutierte Geheimnis, das sich um die Auflösung deiner Verlobung mit de la Pole und dein neues Verlöbnis mit Edmund Tudor rankte? Eine Lügengeschichte?«
    »Mir ist selten im Leben etwas schwerer gefallen, aber es musste sein. Marguerite hätte Edmund zugrunde gerichtet. So hat es letztlich die Pest getan, aber das konnten wir ja nicht ahnen. Wenigstens hatten wir ein Jahr zusammen, und er ist als Ehrenmann gestorben. Ich denke, kaum jemand weiß so gut wie du, wie wichtig ihm das war.«
    Er nickte. »Und der zweite Grund, warum wir hier sind?«
    »Um dein Mitgefühl für Marguerite zu wecken.«
    »Dann können wir jetzt gehen, Megan. Es wird ohnehin bald Zeit zum Essen, und ich bin hungrig wie ein …«
    »Julian, hör mir zu.«
    »Nein. Du verschwendest deine Zeit. Ich kenne eine Marguerite, für die kein Mensch, der auch nur einen Funken Anstand besitzt, Mitgefühl empfinden könnte.«
    »Aber es gibt auch noch eine andere. Die Marguerite, die mit dem König von England verheiratet wurde und ihre Heimat verlassen musste, ohne dass irgendwer Rücksicht auf ihre Wünsche genommen hätte. Die Marguerite, der das englische Volk vom ersten Tag an nichts als Hass und Missgunst entgegengebracht hat, weil sie uns das Maine gekostet hat – eine Entscheidung, die mein Vater und dein Großvater getroffen und zu verantworten hatten, nicht sie. Die Marguerite, die nur den einen bescheidenen Wunsch hatte: einen Prinzen, um die Einsamkeit und die Kälte zu lindern.«
    »Nun, den hat sie ja jetzt«, warf er ein, »auch wenn vermutlich nie ein Prinz mehr Väter hatte.«
    »Ja, dieser Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Und nun stehen wir vor einem Krieg, Julian, den Marguerite mit unerbittlicher Härte und Grausamkeit führen wird, um das Erbe ihres Sohnes zu verteidigen. Vielleicht bist du der Meinung, dass sie ihn genau so führen sollte, weil das Recht auf unserer Seite ist, aber dies wird ein Bruderkrieg sein.«
    »Das höre ich heute schon zum zweiten Mal. Aber ich weiß auch nicht, was ich dagegen tun soll …«
    Sie fuhr fort, als hätte er sie nicht unterbrochen. »Männer, die das gleiche Blut in den Adern haben, werden sich gegenseitig erschlagen. Du hast vermutlich Recht, ich wüsste auch nicht, was irgendwer von uns noch tun könnte, um das zu verhindern. Aber es wäre viel gewonnen, wenn irgendwer Marguerites Verbitterung lindern und ihr Herz erweichen könnte.«
    »Oh, Megan, da bist du bei mir wirklich ganz falsch. Du überschätzt meinen Einfluss, glaub mir. Selbst wenn ich wollte, die Königin hätte nicht mehr Interesse an meiner Freundschaft als an der der Ratten im Bodenstroh. Sie benutzt mich,

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