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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Verstohlen wie ein Dieb schlüpfte er ins kühle Halbdunkel des alten Gemäuers und die Treppe hinauf.
    In seinem Quartier fand er seinen Knappen Alexander vor, der am Tisch saß, sich die Langeweile mit dem Würfelbecher vertrieb und sehnsüchtig aus dem kleinen Fenster schaute.
    »Tut mir leid, dass du so lange warten musstest, Junge«, sagte Julian.
    Alexander zuckte die Schultern und unterdrückte ein Gähnen. »Macht nichts, Sir. Allein zu würfeln hat den Vorzug, dass man immer gewinnt.«
    Julian grinste vor sich hin. Kaum ein Tag verging, ohne dass er Gott für diesen umsichtigen und höflichen Jungen dankte, der immer aufmerksam war und dem anscheinend nichts die Laune verderben konnte. »Sei so gut und hol mir einen Eimer Wasser. Danach kannst du von mir aus verschwinden. Deine Freunde baden im Großen Meer.«
    »Ich hab’s gesehen«, erwiderte Alexander ohne sonderliche Begeisterung. »Aber ich kann nicht schwimmen.«
    Julian zog Surkot und Wams über den Kopf, und als sein Gesicht wieder zum Vorschein kam, zeigte es Verwunderung. »Ist das wahr? Warum hast du das nie gesagt? Ich kann es dir beibringen.«
    »Ich schätze, es war mir peinlich.«
    »Unsinn«, widersprach Julian. »Sobald wir wieder mal für ein paar Wochen nach Waringham kommen, kriegst du Schwimmunterricht. Von mir höchstpersönlich. Wir müssen es ja nicht an die große Glocke hängen, wenn es dir unangenehm ist. Ein Ritter, der auf sich hält, muss schwimmen können.«
    »Wozu?«, fragte Alexander. »Ein Ritter, der über Bord fällt, ersäuft so oder so, weil seine Rüstung ihn in die Tiefe zieht.«
    »Na ja, da hast du Recht«, musste Julian einräumen. »Denkst du, es wird heute noch was mit dem Eimer Wasser?«
    Schleunigst sprang Alexander von dem lederbespannten Schemel auf, ging hinaus und kam in Windeseile mit einem Eimer zurück. Das Gefäß war randvoll und schwer, aber Alexander trug es ohne erkennbare Mühe. Das rief Julian ins Gedächtnis, dass sein Knappe schon siebzehn und kein Knabe mehr war. Julian dachte nicht gern an den Tag, da er ihn verlieren würde, doch dieser Tag rückte unaufhaltsam näher.
    Alexander gab Wasser aus dem Eimer in die Schüssel aufdem Tisch und legte Rasiermesser, ein Handtuch, sogar einen kleinen Klumpen Seife bereit.
    Vermutlich kann man auf zehn Schritte Entfernung riechen, wie nötig ich es habe, dachte Julian verdrossen. »Danke. Jetzt verschwinde.«
    »Kann ich Euch vorher noch was fragen, Sir?«
    Julian seufzte. Er wollte allein sein. Er wollte nachdenken, sich einreden, es sei alles nicht seine Schuld und er könne nichts dafür, dass er den König auf so schändliche Weise betrog, und vor allem wollte er sich waschen.
    »Ich könnte Euch rasieren«, erbot sich der Junge.
    Julian zog die linke Braue hoch. »Was hast du denn auf dem Herzen, dass du mir so unwiderstehliche Angebote machst? Also schön, meinetwegen.«
    Er wusch sich Gesicht und Hände, dann setzte er sich auf den Schemel und reichte Alexander das Messer.
    Der Knappe stellte sich hinter ihn, hob mit einem Finger sein Kinn an und machte sich behutsam ans Werk.
    »Für jeden Schnitt eine Ohrfeige«, drohte Julian.
    Alexander grinste über den nervösen Tonfall. »Ich pass schon auf«, versprach er.
    »Also?«
    Für ein paar Herzschläge war nichts zu hören als nur das Schaben der Klinge. Dann fragte Alexander: »Werden wir gegen die Yorkisten in die Schlacht ziehen?«
    Julian blinzelte gegen das Sonnenlicht, das ihm direkt in die Augen fiel. »Ich schätze schon. Die Königin scheint nicht in der Stimmung, mit Warwick zu verhandeln. Aber sei unbesorgt. Wir werden wieder gewinnen. Wir setzen den König einfach auf einen Gepäckwagen und nehmen ihn mit, und dann werden die Soldaten der Yorkisten glauben, sie kommen in die Hölle, wenn sie gegen uns kämpfen. Das hat bei Ludlow auch funktioniert.«
    Alexander drehte Julians Kopf ein wenig und rasierte ihm die linke Wange. »Was habt Ihr mit Eurem Arm gemacht?«, fragte er plötzlich.
    Ein wenig zu hastig drehte Julian den rechten Unterarm um, sodass die Handfläche nach oben zeigte und die Spuren von Marguerites Nägeln verdeckt waren. »Was weiß ich. Irgendwo in die Rosen geraten oder so.«
    »Es blutet.«
    »Rosen haben Dornen, Alexander«, belehrte Julian ihn trocken.
    »Nein, ich meine, es läuft richtig.«
    Sein Dienstherr seufzte ungeduldig. »Ich glaube trotzdem, wir kriegen mich noch mal durch.«
    »Waren es weiße oder rote?«, wollte Alexander wissen.
    »Was?«, fragte

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