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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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und sie demütigt mich, wenn sie kann. Das ist alles, was sie von mir will.«
    »Vielleicht, weil das das Einzige ist, was du ihr gibst.«
    »Ich glaube eher, es liegt daran, dass sie ein verkommenes Miststück ist, wenn du meine Offenheit verzeihst. Und ehrlich gesagt, ist mir unbegreiflich, wie ausgerechnet du sie in Schutz nehmen kannst. Immerhin ist der König dein Cousin.«
    »Deiner auch«, gab sie zurück. »Und nicht ich bin derjenige, der ihn betrügt.«
    Julian versuchte blinzelnd, durch die bunten Scheiben zu erkennen, wie weit der Nachmittag draußen fortgeschritten war. »Ja, nur zu, streu Salz in meine Wunden. Du weißt vermutlich, dass ich keine besonders großen Stücke auf ihn halte, aber ich schäme mich trotzdem, denn ganz gleich, was du denkst, ich habe so etwas wie ein Gewissen. Aber ich weiß nicht, was ich machen soll.«
    »Sie erpresst dich, weil die Erfahrung sie gelehrt hat, dass das der einzige Weg für sie ist, ein bisschen Zuwendung zu bekommen.«
    Julian wandte sich zu ihr um und verschränkte die Arme. »Es ist nicht Zuwendung, die sie will. Sie erpresst mich, weil sie es kann. Macht ist das Einzige, was sie will. Ich habe so etwas noch nie erlebt. Und ich finde es richtig unanständig für eine Frau, so machtgierig zu sein. Das ist nicht natürlich.«
    »Julian …«
    »Nein, Megan, bitte. Lass uns aufhören. Du sagst, du willst mir beweisen, dass du kein weltfremdes Kind mehr bist. Das ist dir gelungen. Gründlich. Aber glaub mir, es gibt Abgründe, von denen du keine Ahnung hast. Weil du gut und heil und unverdorben bist. Mehr wie ein Engel, als dir vielleicht lieb ist«, fügte er mit einem unfreiwilligen Lächeln hinzu. »Können wir es nicht dabei belassen? Kannst du nicht einfach gut und heil und unverdorben bleiben? Es ist etwas so Kostbares in dieser unvollkommenen Welt. Halt dich von der Königin fern und am besten auch von mir, und bleib, wie du bist. Es wäre mir ein großer Trost, ehrlich.«
    Ehe Megan darauf etwas erwidern konnte, ging unter vernehmlichem Quietschen die Tür zur Kapelle auf, und ein Mann trat über die Schwelle, der nicht viel älter als Julian sein konnte, dessen Haar aber schon völlig ergraut war. »Ah. Wusste ich doch, dass ich dich hier finde«, sagte er lächelnd zu Megan.
    Julian sah aus dem Augenwinkel, wie ihr Gesicht erstrahlte. »Hal! Entschuldige, dass ich einfach verschwunden bin. Hier, dies ist mein Cousin, Julian of Waringham. Julian: Hal Stafford, mein Gemahl.«
    Sie gaben sich die Hand. Stafford brach Julian beinah die Finger, und Julian schoss durch den Kopf, was sein Vater früher gelegentlich gesagt hatte: Trau niemals einem Mann mit einem zu festen Händedruck, denn er hat etwas zu verbergen. Hastig verscheuchte er den Gedanken. »Stafford. Eine Ehre«, sagte er ein wenig steif.
    »Sie ist ganz auf meiner Seite, Sir«, erwiderte Hal im gleichen Tonfall.
    Mit einem spöttischen Lächeln sah Megan von einem zum anderen. Dann fragte sie ihren Mann: »Hat der König nach uns geschickt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Aber ich habe mit der Königin und Somerset gesprochen. Eben ist ein Bote eingetroffen. Warwick und March ziehen mit ihren Truppen nach Norden. Wir müssen uns schleunigst bereit machen.«
    »Wann rücken wir aus?«, fragte Julian.
    »Morgen.«

Northampton, Juli 1460
    Mit rund zweieinhalbtausend Mann waren die Königin, der König und die Lords, die zu ihnen standen, den Yorkisten entgegengezogen, und während des ganzen Marschs hatte es unablässig geschüttet – Tag und Nacht. König Henry hatte sich ständig über die beschwerliche Reise beklagt, und wenn er ausnahmsweise einmal nicht jammerte, sah er sich verwirrt um und fragte seine langjährigen Vertrauten nach ihren Namen. All das war der Truppe nicht verborgen geblieben, und Julian sorgte sich um die Moral der Männer.
    Vor den Toren von Northampton hatten sie die feindlichen Banner schließlich gesichtet und ihr Lager aufgeschlagen, und am Morgen des zehnten Juli zogen die königstreuen Lancastrianer gegen die abtrünnigen Yorkisten in die Schlacht.
    »Der Earl of Warwick hat Befehl gegeben, den König zu schonen, aber all seine Lords zu töten, Gentlemen«, eröffnete der Duke of Buckingham, der das Kommando führte, den Männern, die sich im Zelt der Königin zu einer letzten Lagebesprechung eingefunden hatten. Der Regen prasselte aufs Zeltdach, und wahre Sturzbäche plätscherten durch die undichten Stellen. Einer ergoss sich beständig auf Lucas Durhamslinke

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