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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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kleinen Sohn nie zu sich nach England. Der Junge lebte bei Blanche in Pembroke oder wo immer seine Schwester und Jasper Tudor sich auch in Wales herumtreiben mochten. Julian glaubte nicht, dass es ernsthaften Anlass gab, in England um die Sicherheit des Jungen zu fürchten. Jetzt gewiss nicht mehr, da Megan so machtvollen Schutz geheiratet hatte. Ob ihr Gemahl den kleinen Tudor nicht im Haus haben wollte? In seinem Stiefsohn nur dessen Vater sah,seinen – Staffords – Vorgänger in Megan Beauforts Bett? Gut möglich, befand Julian.
    »Jasper ist äußerst umtriebig in Wales«, erzählte Megan.
    Julian nickte. »Ich hab’s gehört. Vor ein paar Monaten hat er zu guter Letzt auch noch Denbigh eingenommen. Jetzt hat der Duke of York in Wales praktisch kein Fleckchen Land mehr, auf das er seinen Fuß setzen könnte. Jasper hat ein Wunder für den König gewirkt.«
    » Gott wirkt Wunder, Julian«, verbesserte Megan ihn aus alter Gewohnheit. »Trotzdem hast du Recht. König Henry kann sich glücklich schätzen, einen solchen Bruder zu haben.«
    Julian fragte sich, wie viel Blanche über die letzten drei Jahre überhaupt von Jasper gesehen hatte, während der Wales Stück um Stück für die Krone zurückeroberte. Ob er sie mitnahm auf seine Feldzüge? Und wenn nicht, ob sie einsam war? Doch Julian konnte Megan diese Fragen nicht stellen, weil er nicht wusste, ob sie die geringste Ahnung von dem skandalösen Verhältnis zwischen Jasper und Blanche hatte.
    Und so fiel er aus allen Wolken, als Megan ihm fast beiläufig eröffnete: »Sie ist übrigens guter Hoffnung.«
    Vor Schreck verstieß Julian gegen ihr ungeschriebenes Gesetz. » Blanche ?«
    »Schsch«, mahnte seine Cousine. »Man konnte es kaum sehen, aber als ich sie gefragt habe, hat sie es mir gesagt.«
    Er stützte die Stirn in die Hand. »Oh, Schande. Was für ein Malheur.«
    »Damit war früher oder später zu rechnen, nicht wahr?«, entgegnete sie ungerührt.
    Julian sah sie neugierig an. »Bist du überhaupt nicht schockiert?«
    »Nein.«
    »Befremdet?«
    »Nein.«
    »Wütend?«
    »Auch nicht. Es bekümmert mich, dass sie in Sünde leben, das gebe ich zu. Aber es ist allein Gottes Sache, über sie zurichten, nicht meine. Hältst du mich für so bigott, Julian, dass du glaubst, ich breche den Stab über zwei Menschen, die so gut zu mir und meinem Sohn waren?«
    Er betrachtete sie einen Moment nachdenklich, den Kopf zur Seite geneigt. »Bigott? Nein, ich glaube nicht. Aber das Ausmaß deiner Frömmigkeit hat uns allen immer ein bisschen Angst gemacht. Wenn du einen Raum betrittst, hat man gleich auf Verdacht ein schlechtes Gewissen, verstehst du.«
    »Nein«, gab sie ein wenig verdrossen zurück. »Das verstehe ich nun wirklich nicht. Wenn ich euch Vorhaltungen gemacht habe, dann doch nur, weil ich um euch besorgt war. Ihr wart solche Flegel, Edmund und du. Manchmal konnte man wirklich um euer Seelenheil bangen.«
    Lachend küsste Julian ihre Hand. »Oh, sei mir nicht gram, Megan. Und mach kein so strenges Gesicht, das steht dir nicht. Ich bin überzeugt, wir waren nie so schlimm, wie es dir vorkam.«
    »Nein?«, fragte sie. Mit einem Mal war sie wütend, aber sie besaß genügend Beherrschung, um die Stimme zu einem tonlosen Flüstern zu senken. »Und was, wenn ich dir sagte, dass Edmund der Königin ins Netz gegangen ist? Wie würdest du das nennen? Einen Lausbubenstreich?«
    Julian spürte, wie das Blut aus seinem Gesicht wich, und er brachte kein Wort heraus. Er fand einfach nichts zu sagen. Nicht genug, dass er hier eine seiner finstersten Befürchtungen bestätigt bekam. Aber dass ausgerechnet Megan Beaufort ihm dieses brandgefährliche Geheimnis enthüllte, machte ihn vollends sprachlos.
    »Ich … ich würde sagen, das ist wirklich das Letzte, was wir hier erörtern sollten«, brachte er schließlich mühsam hervor.
    Megan sah ihn an. Er wusste, wie bleich er geworden war, wie schlecht er es immer noch verstand, zu verbergen, was er dachte und fühlte. Er wollte den Kopf abwenden, aber es war zu spät. Sie hatte die Wahrheit längst erkannt. Federleicht legte sie ihm die Hand auf den Arm. »Dann lass uns für einen Moment in die Kapelle gehen.«
    »Ein noch unpassenderer Ort für solch ein Thema.«
    »Der einzige Ort, wohin du und ich allein gehen können, ohne Argwohn zu erregen.«
    »Ich habe dir nichts zu sagen, Megan.«
    »Dann wirst du mir einfach zuhören.«
     
    »Meine Mutter hat mir erzählt, was für ein reizendes, unschuldiges Kind Marguerite

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