Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige
zuzufügen.«
»Das hat Lord Waringham auch gesagt«, antwortete der Junge.
Jasper tauschte einen kurzen Blick mit Julian, ehe er dem Prinzen zunickte. »Lord Waringham weiß aus eigener Erfahrung, dass der Earl of March ein Ehrenmann ist …«
Die Königin schnaubte unüberhörbar.
»… selbst wenn er Yorks Sohn ist.«
»Aber wie bekommen wir den König zurück, Mylord? Und wann?«
»Wie ich sagte, Pembroke: Ich brauche eine Armee«, warf die Königin ein. »Und mit ihr holen wir deinen Vater zurück, mein Sohn.«
»Ich kann mir keine Armee aus den Rippen schneiden, Madam«, fuhr Jasper sie barsch an.
»Ihr habt ganz Wales hinter Euch«, widersprach sie unbeeindruckt.
»Und ich werde es nicht entblößen, auf dass es Black Will Herbert in die Hände falle, der mir hier seit Jahren jeden Zoll Boden streitig zu machen versucht, den ich gewinne.«
Black Will Herbert war der walisische Marcher Lord, dermit Walter Devereux zusammen Carmarthen eingenommen und Edmund Tudor dort eingekerkert hatte, bis die Pest ihn holte. Jaspers Hass auf Herbert war unversöhnlich, und es verbitterte ihn, dass es ihm bis heute nicht gelungen war, seinen Feind persönlich zu stellen, obwohl sie seit drei Jahren Krieg gegeneinander führten.
»Dann werdet Ihr eben in die Bretagne segeln und dort Truppen ausheben«, schlug Marguerite vor. »Mir ist gleich, wo Ihr sie herholt, nur tut es, und zwar schnell.«
»Madam, bei allem gebotenen Respekt …«
»Ihr habt keinen Respekt vor Eurer Königin, den hattet Ihr noch nie. Aber Ihr werdet mir trotzdem gehorchen, da Ihr Eurem Bruder treu ergeben seid, das weiß ich. Darum verzichte ich auf Euren geheuchelten Respekt, Mylord.«
Jasper wurde bleich. Er stemmte die Hände in die Seiten, und der Blick, mit dem er die Königin maß, verhieß nichts Gutes.
Blanche sah, dass der Streit den Prinzen ängstigte, und sie streckte ihm die Hand entgegen. »Hast du eigentlich schon deinen kleinen Cousin Richmond kennen gelernt, Edouard? Komm, ich mache euch bekannt, und dann gehen wir alle zusammen in die Küche hinunter und stibitzen irgendetwas Gutes, was hältst du davon?«
Der Prinz zögerte.
»Ich komme mit«, verkündete Julian, der ebenfalls nicht erpicht darauf schien, Marguerites und Jaspers Wortgefecht beizuwohnen.
Beruhigt und mit einem erleichterten Lächeln nahm der Junge Blanches Hand, und zügig verließen sie das Schlachtfeld.
»Wann warst du zuletzt zu Hause?«, fragte Blanche, als sie in der Abendsonne allein mit Julian durch den Burghof schlenderte. Edouard und Richmond waren zu Bett gebracht worden, und die Königin und Jasper Tudor waren nach wie vor damit beschäftigt, ihr weiteres Vorgehen zu erörtern und sich bei der Gelegenheit alles an den Kopf zu werfen, was sie sich seit fünfzehn Jahren immer schon einmal hatten sagen wollen.
So muss es sein, wenn Titanen streiten, dachte Julian mit einem Grinsen.
»Zur Auktion«, antwortete er seiner Schwester und berichtete, wie sich diese altehrwürdige Veranstaltung verändert hatte: Etwa die Hälfte aller Tiere, die sie dieses Jahr versteigert hatten, waren wertvolle Reitpferde, keine Schlachtrösser gewesen. So waren nicht nur Adlige und Ritter, sondern auch reiche Kaufleute aus London und Canterbury zur Auktion gekommen, die erstmalig über zwei Tage gegangen war, weil die gestiegene Zahl der Tiere dies erforderlich machte. »Im Gegensatz zu den Lords waren die Kaufherren sich nicht zu fein, auch den Jahrmarkt im Dorf zu besuchen. Jack Saddler hat daraufhin sofort seine Werkstatt geöffnet und zwanzig Aufträge für neue Sättel an Land gezogen. Nächstes Jahr, hat er mir gesagt, will er Sättel auf Vorrat herstellen und auf dem Markt anbieten. Und Adam hat den Gentlemen seinen gesamten Käse verkauft und ein Vermögen gemacht.«
»Adam?«, fragte Blanche erstaunt. »Alys’ Sohn?«
Julian nickte. »Adam ist auf dem besten Wege, der reichste Bauer von Waringham zu werden, Blanche. Er hat inzwischen zwei Knechte und einen Schäfer, kannst du dir das vorstellen? Er ist wie alle Bauern gierig nach immer noch mehr Land, aber er konzentriert sich auf die Zucht von Schafen und Rindern. Und dabei hat er weiß Gott eine glückliche Hand. Er verkauft seine Wolle Lucas’ Bruder in Sevenelms, der ihm eine Abnahmegarantie gegeben hat. Es herrscht überhaupt viel Kommen und Gehen zwischen dem Tuchmacherstädtchen und Waringham. Adam hat eine Weberstochter aus Sevenelms geheiratet, eine junge Hebamme, und zwei ihrer Brüder
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