Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige
sorgen. In deinem … Zustand.«
Blanche runzelte die Stirn. »Du sagst es immer so, als hätte ich irgendeine anstößige Krankheit. Aber ich bekomme nur ein Kind, Jasper. Es ist ein Wunder, dass es so lange gedauert hat, und es passiert jeden Tag, überall auf der Welt, weißt du. Ich verstehe nicht, was dir daran so zu schaffen macht.«
Er befreite seine Hand, stand auf, ging bis an die Brüstung und drehte sich dann wieder zu ihr um. »Wirklich nicht? Solltest du vergessen haben, dass wir nicht verheiratet sind?«
Sie hob gleichmütig die Schultern. »Meinst du nicht, es ist ein bisschen heuchlerisch, sich ausgerechnet jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen? Außerdem sind wir in Wales. Hier macht es nicht so viel aus, oder?«
»Auch in Wales haben die Zeiten sich geändert«, murmelte er verdrossen.
Blanche stand auf. »Und wenn schon! Was ist los mit dir? Möchtest du, dass ich zur Hebamme in Denbigh gehe und es wegmachen lasse? Wäre dir das genehmer, ja?«
»Hör auf zu keifen, Frau. Du wirst den Jungen noch aufwecken mit deinem gottlosen Gerede.«
»Und bekomme ich auch eine Antwort?«
Er verschränkte abweisend die Arme vor der breiten Brust. »Nein, es wäre mir nicht genehmer«, beschied er unwirsch. »Jetzt ist es passiert, also müssen wir damit leben. Aber es gibt kein Gesetz, das mich verpflichtet, darüber glücklich zu sein, oder?«
»Herrgott noch mal! Du bist der Earl of Pembroke und des Königs Bruder. Wer genau, denkst du, sollte es wagen, uns irgendwelche Schwierigkeiten zu machen?«
»Es sind nicht Schwierigkeiten, die ich fürchte.«
»Sondern was?« Sie ging einen Schritt näher auf ihn zu.
Er winkte ab. »Blanche, lass uns aufhören, ja? Ich …«
»Sondern was? Ich will es jetzt endlich wissen. Seit dem Tag, da ich es dir gesagt habe, bist du distanziert. Du siehst mich kaum noch an und bleibst meinem Bett fern. Warum? Was ist los? Ist es eine andere Frau? Willst du heiraten? Dann hab die Güte und sag es mir. Erweise mir so viel Respekt, ehrlich zu sein und …«
Er schloss die Lücke zwischen ihnen, nahm sie bei den Oberarmen und rüttelte sie leicht. »Was redest du da? Ich will keine andere Frau. Wie um Himmels willen kommst du auf so einen Unsinn?«
»Es schien nicht so weit hergeholt«, entgegnete sie frostig.
Jasper legte die Hände auf ihr Gesicht, sah ihr einen Moment in die Augen, ließ sie dann los und wandte ihr den Rücken zu. »Ich wollte niemals Vater werden«, eröffnete er der steinernen Balustrade.
»Zu schade, dass dir nie jemand erklärt hat, wie das eine zum anderen führt.«
Jasper lachte leise, blieb aber mit dem Rücken zu ihr stehen, sodass sie sein Gesicht nicht sehen konnte. Das tat er absichtlich, wusste Blanche. Er ließ sie nie gern sein Gesicht sehen, wenn eine Sache ihm Sorgen machte.
»Also, erklär es mir, Mylord of Pembroke. Warum nicht? Vater werden ist erheblich leichter als Mutter werden. Woher kommt es, dass du dich mehr fürchtest als ich?«
»Mein Großvater, der alte König von Frankreich, Blanche …«
»Ja? Was ist mit ihm?«
»Er war schwachsinnig. Wusstest du das?«
»Ich hab mal so etwas gehört. Und?«
»Meine Mutter starb in geistiger Umnachtung. Mein Bruder, der König, verliert gelegentlich den Verstand. Nicht gerade eine Linie, die fortzusetzen sich empfiehlt, oder?«
Blanche zwängte sich zwischen ihn und die Balustrade, sodass ihm nichts anderes übrig blieb, als sie anzuschauen. »Aber deine anderen Brüder und du, ihr seid alle gesund«, wandte sie ein.
»Wenn wir einmal von der Tatsache absehen, dass Edmund tot ist, ja. Owen und ich sind gesund. Noch.«
»Unser Kind wird nur einen kleinen Tropfen dieses schwachen Valois-Blutes in den Adern haben. Doch das Tudor-Blut ist stark und gesund, und das meiner Familie auch. Es gibt keine Fälle von Verrücktheit in der Geschichte der Waringham.«
»Nein? Ich habe hingegen schon gelegentlich gehört, alle Waringham seien verrückt.«
Sie bohrte ihm einen spitzen Finger in die Seite an der Stelle, wo er kitzelig war. »Du weißt genau, was ich meine. Weich mir nicht aus. Ich will, dass du auf der Stelle aufhörst, dir so düstere Gedanken zu machen.«
»Ich werd’s versuchen«, versprach er. Es klang nicht sehr überzeugend.
Es stellte sie nicht zufrieden. »Nimm dir ein Beispiel an Edmund. Er hat Megan geheiratet und einen Sohn gezeugt, ohne …«
»Edmund hat sich genau die gleichen Gedanken gemacht wie ich«, unterbrach er. »Das hat er mir vor der Hochzeit
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