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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Julian in St. Thomas und Blanche in Havering –, damit sie lernten, dass jeder von ihnen ein eigenständiger Mensch und nicht die Hälfte eines Ganzen sei, hatten sie ihm seinen Siegelring gestohlen und versteckt und erst gegen das heilige Versprechen wieder herausgegeben, von dem Vorhaben abzurücken.
    »Hast du etwas von Mutter gehört?«, fragte Blanche schließlich.
    »Ostern habe ich sie besucht.« Julian pflückte ein Gänseblümchen und drehte es zwischen Daumen und Mittelfinger der Rechten. »Sie hat nach dir gefragt, und mir hat sie zugesetzt, weil ich noch nicht verheiratet bin. Aber sie war nicht wirklich mit dem Herzen dabei, schien es mir. Es war, als erfülle sie eine lästige Pflicht. Mir kam es vor, als sei es in Wahrheit nur die Vergangenheit, die sie interessiert, nicht die Gegenwart oder die Zukunft. Vor allem von Politik wollte sie nichts hören, ganz im Gegensatz zu früher. Ich fand sie blass und dünn, dabei ist Havering nun wahrhaftig kein Ort der Askese. Aber sie behauptet, es gehe ihr gut, sie habe ihren Frieden gefunden. Sie … hat sich verändert.«
    »Sie fehlt mir. Ich würde sie so furchtbar gern noch einmal wiedersehen, ehe sie diese Welt verlässt. Ach, es ist zu vertrackt, Julian. Ich wünschte, der Schlag träfe Thomas Devereux und ich könnte endlich zurück nach England.«
    »Sollte ich ihm auf dem Schlachtfeld begegnen, werde ich sehen, was sich machen lässt«, versprach ihr Bruder.
    Blanche fand das offenbar nicht komisch. Sie sah von ihrem Strickzeug auf, die Stirn gerunzelt. »Denkst du wirklich, es wird zu weiteren Kämpfen kommen?«
    »Das hängt davon ab, was York vorhat, würde ich sagen. Und du hast Marguerite gehört. Sie ist noch lange nicht bereit, sich geschlagen zu geben.«

Westminster, Oktober 1460
    Der Duke of York ließ
     England nicht lange im Zweifel über seine Absichten. Im September war er aus seinem Exil in Irland zurückgekehrt und unweit von Chester gelandet. Er marschierte durch Ludlow und Hereford, gefolgt von einer stetig wachsenden Schar von Anhängern, von denen nicht wenige hofften, der mächtige York sei heimgekehrt, um Frieden zwischen den Seinen und den Lancastrianern zu stiften und dem Land Ruhe und Ordnung zurückzubringen. Doch als er Abingdon erreichte, hatte er seine Trompeter mit neuen Wimpeln für ihre Instrumente ausgestattet, die das Wappen des Königs von England zeigten.
     
    Der Earl of Warwick und der junge Edward of March hatten für Anfang Oktober ein Parlament einberufen, und da sie den König als Geisel hielten, hatte kaum ein Lord gewagt, sich ihrer Ladung zu widersetzen.
    Eine goldene Oktobersonne strahlte auf Westminster herab und bescherte England einen herrlichen Altweibersommer, doch in Westminster Hall war die Stimmung frostig.
    »Sire, wir wüssten es wirklich zu schätzen, wenn Ihr der Absetzung Eures Lord Chamberlain nun endgültig zustimmen wolltet«, sagte Warwick. Seine Worte waren höflich, aber seine Miene verächtlich und sein Tonfall schneidend. »Wir werden hier keinen Schritt weiterkommen, wenn Ihr die Ergebnisse eines Tages am nächsten Morgen gleich wieder in Frage stellt.«
    Ihm gegenüber erhob sich der Earl of Wiltshire von der Bank. »Habt die Güte und besinnt Euch darauf, mit wem Ihr sprecht, Warwick«, schnauzte er.
    König Henry, der seit einer guten halben Stunde in seinen Schoß gestiert hatte, hob die Linke zu einer matten Geste. »Ihr wollt Uns nun entschuldigen, Mylords«, murmelte er. »Wir sind erschöpft.«
    Er stand von dem großen Thronsessel auf, der den König kleiner und schmächtiger machte, als er in Wirklichkeit war.Als Henry stand, wankte er leicht, und Thomas Bourchier, der Erzbischof von Canterbury, eilte herbei und nahm ihn behutsam beim Arm.
    Henry sah kurz auf und schenkte ihm dieses unendlich traurige Lächeln, das Julian so verabscheute. »Habt Dank, guter Freund. Aber es geht schon.« Ohne die Lords links und rechts auch nur anzuschauen, schlurfte Henry Richtung Tür. Zwei Leibwächter und drei junge Ritter des Lord Chamberlain warteten draußen auf ihn, nahmen ihn unter ihre Fittiche und führten ihn in die Gemächer der Königin, die er seinen eigenen, pompöseren vorzog.
    Julian rieb sich die Stirn. »Gott … was für ein Abgang.«
    »Da, hörst du das?«, raunte ihm der Earl of Burton zu, der sein Sitznachbar war. Er war Julians Cousin und der älteste Bruder von Algernon Fitzroy.
    Julian lauschte. »Marschierende Schritte.«
    »Und zwar nicht wenige. Rat mal, wer da

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