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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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ausstehen, Mabilia.«
    Die Köchin lächelte. »Ihr habt Euch getäuscht, wie es aussieht. Für eine Engländerin seid Ihr gar nicht mal übel. Jetzt seid still und hört auf das, was Euer Körper von Euch will.«
    »Aber wenn Devereux hier hereinkommt …«
    »Dann dreht den Kopf zur Wand und schreit. Männer haben Angst vor Frauen im Kindbett. Er wird die Flucht ergreifen. Schreit einfach, so laut Ihr könnt.«
    »Ich glaube, das wird mir nicht schwerfallen.«
     
    Drei Mägde und die Köchin drängten sich in dem engen, schwach erleuchteten Raum um die Wöchnerin, als die Tür rüde aufgestoßen wurde.
    »Was geht hier vor?«, fragte eine Stimme auf Englisch. Nicht Devereux. Jünger.
    Blanche drehte trotzdem den Kopf zur Wand und schrie. Das tat sie seit gut einer Stunde.
    »Wonach sieht es denn aus?«, entgegnete Mabilia. Ihr Englischwar gebrochen, doch ihr verdrossener Tonfall unmissverständlich. »Stör uns nicht.«
    »Ach, du meine Güte …«, hörte Blanche den jungen Mann kleinlaut murmeln, und seine Stimme entfernte sich, als weiche er von der Tür zurück. »Wisst ihr, wo Jasper Tudor steckt?«, fragte er.
    »Nein. Der war seit Weihnachten nicht hier. Willst du zwischen ihren Beinen nachsehen, ob ich dich anlüge?«, bekam er zur Antwort.
    Der wackere Soldat trat den Rückzug an.
    Zwei der Mägde kicherten, aber Blanche hatte nicht einmal genug Luft, um Mabilia zu danken. Sie krallte die Hände ins Stroh, starrte auf das hölzerne Kruzifix neben der Tür und betete. Sie betete um Mut. Sie betete um Jaspers Sicherheit, um ihre eigene und um Richmonds. Und sie betete, es möge bald vorüber sein.
    Der Himmel hatte ein Einsehen. Nicht einmal eine Stunde später brachte Blanche ihren Sohn zur Welt.
    »Das ging hurtig fürs erste Mal«, sagte Mabilia anerkennend, als sie ihr das gewaschene Neugeborene in den Arm legte. »Mir scheint, Ihr seid wie geschaffen fürs Kinderkriegen.«
    »Vielen Dank, vorerst reicht’s mir«, gab Blanche matt zurück, aber als das winzige Menschenkind in ihrem Arm sich regte, spürte sie eine Art von Liebe, die sie noch nicht kannte, die sie dem Kind in ihrem Leib – dieser bloßen Idee eines Kindes –, nicht hatte entgegenbringen können. Die Macht dieses Gefühls erschreckte sie ein wenig, aber sie hielt sich nicht damit auf, es zu erforschen. Es war gut, es war richtig, es war etwas, das Gott allen Müttern einhauchte, nahm sie an. Sie küsste ihrem Sohn behutsam die Stirn, schob die Brustwarze zwischen die unglaublich winzigen Lippen und konzentrierte sich mit gefurchter Stirn auf diese neue, eigentümliche Empfindung.
    »Engländer.« Mabilia seufzte und schüttelte den Kopf. »Keine Glückstränen, kein Freudentaumel, kein Zorn, kein gar Nichts. Was seid ihr nur für ein kaltschnäuziges Volk, ihr Angelsachsen.«
    Blanche hob den Kopf. »Meine Vorfahren waren Normannen, keine Angelsachsen. Und zu Hause sagte man mir nach, dass ich nie ein Geheimnis aus meinen Empfindungen mache und das Herz zu sehr auf der Zunge trage.«
    »Herrje, wie muss dann erst der Rest von euch sein.«
    Blanche strich ihrem Sohn mit dem kleinen Finger über den Kopf. Er hatte blondes Haar wie sein Vater, aber weitere Ähnlichkeiten zwischen den beiden konnte sie nicht entdecken. Sie wäre gern allein mit ihm gewesen. Um ihn zu betrachten, kennen zu lernen, sich mit dem Gedanken vertraut zu machen, dass es ihn gab.
    »Wie soll er heißen?«, fragte Mabilia. »Sobald es hell ist, bring ich ihn ins Dorf, damit Vater Hugh ihn tauft.«
    Blanche schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht bleiben, bis es hell wird. Ich … ich muss sofort von hier verschwinden. Das Gleiche gilt für den kleinen Richmond.«
    Mabilia strich ihr die Schulter. »Schsch. Wie soll er heißen, Kindchen?«
    »Owen.« Und damit schlief sie ein.
     
    »… sind mit zwanzig Männern hergekommen, allesamt englische Soldaten«, hörte sie Generys wispern. »Sie sind über die Mauer gestiegen und haben die Torwache überwältigt. Einen haben sie erschlagen, aber sonst tun sie niemandem etwas.«
    Blanche schlug die Augen auf. Es war Tag geworden – graues Winterlicht fiel durch das schmale, unverglaste Fenster in die Kammer der Köchin. »Wo ist mein Sohn?«, fragte sie.
    Generys hockte sich zu ihr und reichte ihr ein Bündel, das Blanche auf den ersten Blick für ihren Mantel hielt, auf den zweiten aber den Säugling enthielt. »Hier«, sagte die Amme mit einem Lächeln. »Ordentlich getauft, und er hat gebrüllt wie ein Löwe. Jetzt

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