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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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schlummerndes Kind. »Sobald wir weit genug weg sind von Denbigh, stehle ich uns zwei Pferde.«
    Die Amme zog erschrocken die Luft ein. »Aber Lady Blanche …«, protestierte sie.
    »Ja, ja«, knurrte Blanche. »Es geht nun einmal nicht anders.« Sie betete, dass sie lange genug durchhalten werde, um Gelegenheit zu dieser Freveltat zu bekommen. Kalter Schweiß hatte sich auf Stirn und Nacken gebildet, und sie spürte, dass sie blutete.
    Der Pfad, der für walisische Verhältnisse schon einer königlichen Hauptstraße gleichkam, führte nach Osten, ihr fernes Ziel indessen lag ganz im Süden von Wales. Doch es wäre Selbstmord gewesen, in diesem tief verschneiten, unzugänglichen Gelände den Weg zu verlassen und zu versuchen, sich durch die Wildnis nach Süden zu kämpfen. Ihnen blieb nur zu hoffen, dass bald ein Pfad in ihre Richtung abzweigen würde. Wenigstens konnte Generys sich orientieren und geriet nicht ständig mit den Himmelsrichtungen durcheinander, wie es Blanche so oft passierte.
    Sie waren vielleicht zwei Stunden unterwegs, als vor ihnen endlich die erhoffte Kreuzung auftauchte.
    »Gott sei Dank«, murmelte Blanche erleichtert. Der Pfad zur Rechten tauchte nach vielleicht einer Viertelmeile in ein Waldstück ein, sah sie. Dort würden sie rasten. Richmond brauchte eine Pause, und sie selbst erst recht.
    »He da, macht Platz, ihr Gesindel!«, rief eine barsche Stimme hinter ihnen. »Runter von der Straße!« Es war eine englische Stimme.
    Sie hatten die Reiter im Schnee nicht kommen hören. Generys fuhr erschrocken herum, aber Blanche packte ihren Arm, zerrte sie zum Wegesrand und hielt den Kopf tief gesenkt. Sie war nicht schnell genug. Die beiden vorderen Reiter preschten an ihnen vorbei, noch ehe sie sich ganz in Sicherheit gebracht hatten. Eine Pferdeschulter streifte Generys, sodass sie mit dem Gesicht in den Schnee geschleudert wurde.
    Die drei nachfolgenden Reiter galoppierten vorbei, ohne die kleine Gruppe eines Blickes zu würdigen.
    »Was fällt euch ein, ihr Halunken!«, rief Richmond ihnen im Brustton der Entrüstung nach.
    »Nein«, zischte Blanche, hockte sich zu ihm hinunter und hielt ihm mit der freien Hand den Mund zu. »Nur Walisisch, Richmond, hast du’s schon vergessen?«
    Es war zu spät. Der Anführer der Reiterschar hatte angehalten und sein Pferd gewendet. Matt funkelte die Wintersonne auf seiner schwarzen Eisenhand. Im Schritt kam er zu ihnen zurückgeritten, seine Männer folgten ihm.
    Vor den beiden Frauen glitt Thomas Devereux aus dem Sattel. »Was hast du gesagt, Junge?«
    Richmond antwortete nicht. Blanche kniete neben ihm, starrte in den Schnee und konnte vor Furcht kaum atmen. Sie sah seinen feinen braunen Lederstiefel, das eng geschnittene dunkelgrüne Hosenbein, welches aus dem Schaft ragte. Wann würde ihm auffallen, dass die Magd mit dem Säugling im Arm den Kopf so starr gesenkt hielt?
    »Wie ist dein Name, Söhnchen?«, fragte Devereux den kleinen Richmond. Als er keine Antwort bekam, ohrfeigte er den Jungen. Richmond fiel in den Schnee und begann leise zu weinen.
    Generys hob ihn auf, drückte ihn an sich und sah flehentlich zu Devereux auf. »Bitte, Mylord, tut ihm nichts«, bat sie auf Walisisch.
    »Wie heißt er?«, entgegnete Devereux barsch in derselben Sprache.
    »Ithel ap Cadugan, Mylord«, antwortete die Amme.
    »Ach wirklich? Ein Bastard von Cadugan of Powys, hm?«
    Blanche glaubte nicht, dass Generys wusste, wer Cadugan of Powys war. Die Amme hatte einfach den erstbesten Namen gesagt, der ihr in den Sinn kam. Dennoch nickte sie nachdrücklich.
    Thomas Devereux lächelte auf sie hinab, und dieses Mal war Generys diejenige, die er mit einer seiner unvergesslichen Ohrfeigen zu Fall brachte. »Es gibt keinen Cadugan of Powys, du durchtriebenes Luder. Und ich erkenne einen Tudor, wenn ich ihn vor mir habe.« Finster sah er auf den kleinen Jungen hinab, der furchtsam immer näher an Blanche heranrückte. »Zum letzten Mal, Bengel, wie ist dein Name?«
    Verstohlen ergriff Blanche seine Hand, um ihm Mut zu geben, aber der Junge war erst vier Jahre alt. Zu klein, um einem Finstermann mit einer eisernen Hand die Stirn zu bieten. »Henry ap Edmund«, gestand er. »Ich bin der Earl of Richmond, Mylord.« Er versuchte, es mit Stolz zu sagen, aber es klang doch ziemlich eingeschüchtert.
    Devereux sah abschätzig auf ihn hinab. »So, so. Als ob ich’s geahnt hätte.« Ohne Vorwarnung packte er Blanches Arm und zerrte sie auf die Füße. »Und ihr zwei wolltet es auf

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