Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige
ganz ähnlich aus. Furchtbare Schweinerei, wenn du das kleine Wortspiel verzeihen willst. Also, versprichst du mir, dass du still hältst?«
Malachy nickte, die Augen groß und voller Unruhe.
»Gut.« Mit flinken Fingern schob Blanche ihm einen Knebel in den Mund, eine vorbereitete Stoffbinde, und zurrte sie hinter seinem Kopf fest. Es ging so schnell, dass er die Klinge schon wieder an der Kehle fühlte, noch ehe er ganz begriffen hatte, dass sie für einen Augenblick verschwunden war.
»Mein Freund Meilyr war Tischler in einem Dorf gar nicht weit von hier entfernt. Ein guter Tischler. Ein angesehener Mann in seinem Dorf. Aber eines Tages erregte er Black Will Herberts Missfallen. Herberts Männer ergriffen ihn und brachten ihn in seine Tischlerei. Dort hatte Meilyr eine Werkbank.«
Meilyr nahm fast behutsam Malachys Arm und schob den jungen Mann zwei, drei Schritte nach vorn, bis er vor der Werkbank der Waffenkammer stand.
»So ungefähr wie diese«, fuhr Blanche fort, immer noch direkt hinter ihm.
»An der Werkbank gab es eine Schraubzwinge. So ähnlich wie die hier, siehst du? Herberts Männer steckten Meilyrs Rechte in die Schraubzwinge.«
Bedächtig ergriff Meilyr die Rechte des Knappen und steckte sie zwischen die Backen des Schraubstocks, den es hier wie in fast jeder Waffenkammer gab, um die Arbeit an reparaturbedürftigenWaffen zu erleichtern. Malachys Hand wollte zurückzucken, aber die Backen waren nur gerade so weit geöffnet, dass sein Handteller dazwischen passte. Meilyr hielt die Öffnung mit dem Stumpf der Rechten zu und drehte mit der Linken bereits am Spanngriff, sodass der Schraubstock sich zu schließen begann.
»Dann drehten sie an der Stellschraube und klemmten seine Hand ein, Malachy«, berichtete Blanche weiter. »Ich schätze, du kannst dir den Rest denken, he? Aber kannst du’s dir auch vorstellen? Weiß du, wie das knackt, wenn all die kleinen Knöchelchen in der Hand bersten? Soll’n wir’s dir mal zeigen?«
Ein gurgelnder Laut kam hinter dem Knebel hervor und etwas, das man mit viel Fantasie als ein »Bitte nicht« deuten konnte.
Meilyr drehte, bis die Hand sicher eingeklemmt war. Der Junge stöhnte, aber vermutlich mehr vor Furcht als vor Schmerz, denn mehr als unangenehm konnte der Druck auf seine Hand noch nicht sein.
Meilyr nickte Blanche zu, und sie fesselte ihrem jammernden Opfer die freie Linke mit einem Stück Schnur an seinen Gürtel. Dann endlich umrundete sie den Jungen, trat vor ihn und riss sich mit einer ungeduldigen Bewegung das Tuch vom Kopf. Wie Wasser bei einem Dammbruch ergossen sich die befreiten schwarzen Locken um ihre Schultern und bis auf die Hüften hinab. Mit einem kleinen Kopfschütteln beförderte Blanche sie aus ihrem Gesicht und fragte: »Erkennst du mich, Malachy?«
Er starrte sie an. Sein Gesicht war blass und angespannt, die dunklen Augen waren weit aufgerissen, voller Angst und Verwirrung, und er schüttelte inbrünstig den Kopf.
Blanche trat noch einen halben Schritt näher, sodass kaum ein Spann sie mehr trennte, und sagte mit einem Lächeln: »Ich bin deine böse Stiefmutter, Bübchen. Die Frau, die dafür berüchtigt ist, dass sie den Devereux gern die Hand abhackt.«
Noch ein halb erstickter Laut des Schreckens quälte sich durch den Knebel, dann kniff der Junge die Augen zu und fielauf die Knie. Es sah merkwürdig aus, da seine Rechte ja im Schraubstock steckte, der Arm also nach oben abgewinkelt war.
Blanche packte den anderen Arm und hievte den Jungen wieder hoch. »Sieh mich an«, befahl sie.
Er gehorchte auf der Stelle. Schweiß perlte auf seiner Stirn, und aus dem Augenwinkel warf er gehetzte Blicke auf seine Hand im Schraubstock, deren Finger krampfartig zuckten.
Blanche packte den Spanngriff mit der Rechten. Ehe sie ihn auch nur um die Breite eines Haares gedreht hatte, stieß Malachy einen erstickten Schrei aus.
Blanche schnalzte mitfühlend und tätschelte ihm unsanft die Wange. »Langsam wirst du mürbe, was? Dabei haben wir noch nicht mal richtig angefangen, glaub mir.«
Malachy schüttelte wild den Kopf. Die Panik war jetzt nicht mehr weit. Er kämpfte eisern um Haltung, und Blanche bewunderte ihn dafür. Er war ein zäher Brocken wie sein Vater. Aber er war erst sechzehn Jahre alt, und lange würde er nicht mehr durchhalten. Sie verharrte ein paar Herzschläge, die Rechte immer noch am Spanngriff. Und als sie schätzte, dass der Junge fast an der Grenze war, sagte sie: »Heute ist dein Glückstag. Du wirst deine
Weitere Kostenlose Bücher