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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Hand behalten.«
    Sein Adamsapfel glitt auf und ab. Er stierte sie unverändert an, jetzt hin- und hergerissen zwischen Argwohn und Hoffnung.
    Blanche nickte. »Nein, nein, du kannst mir glauben, wirklich.« Sie lächelte. Schaurig, wie sie hoffte. Und tatsächlich konnte der Knappe ihren Blick plötzlich nicht mehr ertragen und senkte den Kopf.
    »Ich schone dich, Malachy Devereux«, eröffnete Blanche ihm feierlich. »Obwohl du es nicht verdient hast, lasse ich dich noch einmal davonkommen.« Sie krallte die Hand in seinen Schopf und riss den Kopf hoch, sodass er sie wieder ansehen musste. »Aber wenn du dem kleinen Earl of Richmond je wieder ein Haar krümmst, komme ich wieder, hast du verstanden?«
    Emsiges Nicken.
    »Du wirst von heute an sein Beschützer sein und dafür sorgen, dass niemand hier ihn dafür büßen lässt, dass seine Mutter eine Lancaster ist und sein Vater ein Tudor war. Du wirst höflich und anständig zu ihm sein und ihn mit Respekt behandeln, und du wirst dafür sorgen, dass auch deine Kumpane das tun. Niemand wird ihm mehr grausame Streiche spielen oder ihn verletzen. Ich verlasse mich auf dich. Und wenn du meine Befehle missachtest, dann werde ich davon erfahren. Auf dieser Burg geschieht nichts, das ich nicht weiß, verstehst du. Und dann wird nichts und niemand deine Hand retten.« Mit einem winzigen Ruck zog sie die Zwinge enger, und der Junge schrie durch den Knebel.
    »Aber, aber«, machte sie und tätschelte ihm wieder die Wange. »So schlimm ist es doch noch gar nicht. Nur ein Vorgeschmack. Auf das, was dich erwartet, wenn du mich enttäuschst. Und nun leb wohl, Söhnchen. Irgendwer wird dich bestimmt vor dem Abendessen hier finden, nur Geduld. Wir müssen uns nun verabschieden. Grüß deinen Vater von mir.«
    Mit diesen Worten wandte sie sich zur Tür, und Meilyr folgte ihr wie ein zu groß geratener Schatten.

Waringham, Mai 1464
    Bei Nacht und Nebel
     kamen Julian, Lucas und Tristan nach Hause. Es schüttete wie aus Kübeln, aber sie waren dankbar für das gottlose Wetter. Seit drei Tagen waren sie auf der Flucht, und erst kurz vor Rochester hatten sie ihre Verfolger in der undurchdringlichen Finsternis abschütteln können.
    Am Burggraben hielten sie an, und Julian pfiff durch die Zähne. Als ein schemenhafter Kopf am schwach erhellten Fenster der Wachkammer auftauchte, rief er die Losung: » Fragilissimae rosae protecor . Macht schnell, es ist brenzlig!«
    Der Kopf verschwand, und augenblicklich setzte die Winde sich in Gang. Kaum war die Zugbrücke ganz heruntergelassen, überquerten die drei durchnässten Reiter den Graben.
    »Willkommen, Mylord«, grüßte die Torwache.
    Julian nickte knapp. Ohne abzusitzen, befahl er: »Zieht sie wieder hoch, Joss, beeilt euch.«
    Der Wachsoldat trat zu seinem Kameraden an die Winde.
    Julian und seine beiden Freunde ritten durch das Torhaus in den Innenhof und zum Stall hinüber. Sie saßen ab und führten die erschöpften Tiere ins Trockene. Im Innern war der Regen nur noch ein gedämpftes Prasseln auf dem strohgedeckten Dach; umso deutlicher hörte man das ausgepumpte Keuchen von Pferden und Reitern. Tristan Fitzalan fischte seinen Feuerstein und einen Kerzenstummel aus seinem Beutel und machte ihnen ein wenig Licht. Behutsam ließ er Wachs auf einen hüfthohen Querbalken tropfen und befestigte die Kerze dort. Dann machten sie sich schweigend daran, ihre Pferde abzusatteln.
    »Reibt sie gut trocken«, riet Julian. »Nichts darf morgen mehr verraten, was sie hinter sich haben.« Er klopfte Dädalus den Hals und fuhr seinem ausdauernden Ross sacht über die Nüstern. »Das war verdammt knapp, Kumpel«, murmelte er. »Ohne dich hätten sie mich erwischt.«
    Seine Arme waren schwer, seine Knie butterweich vor Erschöpfung, und er nahm an, Tristan und Lucas erging es nicht besser. Aber sie versorgten die Tiere mit Bedacht und Sorgfalt, wuschen die Trensen ab, brachten die Sättel weg, und ehe sie den Stall verließen, vergewisserten sie sich, dass alle Spuren ihrer nächtlichen Heimkehr beseitigt waren.
    Tristan hielt eine schützende Hand über seine Kerze, als sie zum Bergfried hinübergingen. Das Tor war, wie nachts bei geschlossener Zugbrücke üblich, unbewacht und unverschlossen. Leise traten sie ein und stiegen die Treppen hinauf.
    »Legt die Rüstungen ab und verstaut sie sicher«, trug Julian seinen Rittern auf, ehe sie sich trennten. »Wenn genügend Zeit bleibt, bringen wir sie morgen früh ins Gestüt und verstecken sie im

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