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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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geltend zu machen. Zumal du das auf dem Schlachtfeld gegen die Yorkisten tun müsstest.«
    Richmond stieß hörbar die Luft aus. »Aber ich bin doch Waliser . Ich habe überhaupt nicht das Gefühl, dass dieser endlose Krieg um die englische Krone mich etwas angeht.«
    »Und doch hat er deinen Vater und deinen Großvater das Leben gekostet, dieser Krieg«, erinnerte Jasper ihn. »Bedauerlicherweise haben wir selber oft nur wenig Einfluss darauf, ob ein Krieg uns etwas angeht oder nicht.«
    »Du darfst nicht denken, sie wären mir gleichgültig. Mein Vater, mein Großvater, mein armer Onkel Henry oder mein Cousin Edouard.«
    »So etwas würde ich nie von dir denken«, entgegnete Jasper kopfschüttelnd. »Ich weiß, dass sie dir nicht gleichgültig sind. Das musst du weder mir noch dir selbst beweisen, indem du die Bürde dieses Thronanspruchs auf dich nimmst, denn das wäre der falsche Grund.«
    Richmond nickte unglücklich. Es war eine Weile still. Nur das Plätschern des Bachs und das Zirpen der Grillen im Ufergras waren zu hören. Schließlich murmelte der Junge: »Meine Mutter sagt, wir können nicht wählen, in welche Rolle wirgeboren werden oder an welchen Platz Gott uns stellt. Wir hätten indes einen freien Willen, um zu entscheiden, was wir damit anfangen. Ob wir Gottes Werkzeug sein wollen, uns seinem Willen unterwerfen oder nicht.«
    »Sie hat wie immer Recht«, bemerkte Jasper, auch wenn die Erkenntnis ihm wenig Freude zu bereiten schien.
    »Hat sie es gesagt, weil sie geahnt hat, vor welche Wahl ich mich gestellt finden würde?«
    »Ich finde es immer schwierig, zu erraten, welche Absichten deine Mutter verfolgt mit den Dingen, die sie sagt.«
    »Unsinn«, warf Blanche ein. »Wie hätte sie das ahnen können? Und mit Verlaub, Gentlemen, bevor Richmond entscheiden kann, was sein Wille oder Gottes Wille ist, sollten wir ihn erst einmal in Sicherheit bringen. Wir rasten hier schon zu lange.«
    Jasper und Richmond nickten. Sie wickelten ihren restlichen Proviant – dunkles Brot, eine halbe Zwiebel und ein Stück Wurst – in Leinenbeutel und verstauten sie in den Satteltaschen, während Blanche das kleine Feuer löschte. Dann brachen sie auf.
     
    Die Nachricht von der vernichtenden Niederlage bei Tewkesbury, von Edouards und König Henrys Tod hatte sie in Chepstow erreicht. Dort hatten sie auf Marguerites Boten gewartet. Stattdessen war ein yorkistischer Marcher Lord gekommen – Sir Roger Vaughan –, den König Edward geschickt hatte, um die Tudors gefangen zu nehmen. Aber Jasper und seine Männer hatten den Marcher Lord in einen Hinterhalt gelockt. Roger Vaughan hatte zu denen gezählt, die nach der Schlacht von Mortimer’s Cross die Hinrichtung des alten Owen Tudor beschlossen hatten. Jasper hatte ihm die Hände gefesselt und die Augen verbunden, ihn auf die Knie gezwungen, eine geschlagene Viertelstunde winseln lassen und ihm dann den Kopf abgeschlagen, ohne ihn zuvor beichten zu lassen. Es war eine bittere Rache gewesen, die seinen Schmerz nicht gelindert hatte, wusste Blanche.
    Von Chepstow aus hatte Jasper Meilyr mit den Frauen undKindern nach Penmynydd geschickt, um sie später nachzuholen, sobald er wusste, ob ihre Flucht glückte und wohin sie führen würde. Nur Madog und Rhys wollte er mitnehmen und hatte auch Blanche gebeten, in Penmynydd zu warten.
    Stattdessen hatte sie sehr schweren Herzens Abschied von ihren Kindern genommen, um Jasper und seinen Neffen auf ihrer Flucht ins Ungewisse zu begleiten. Sie hatte ein schlechtes Gewissen deswegen. Rabenmutter, raunte eine missfällige Stimme in ihrem Kopf, die sie in unheimlicher Weise an Thomas Devereux erinnerte. Es waren ungewisse, düstere Zeiten. Lancaster war besiegt. Niemand konnte ahnen, ob ihre und Jaspers Kinder nicht in Gefahr gerieten, sollten die Yorkisten sich je an den Stammsitz der Tudors auf Anglesey erinnern. Aber Blanche konnte nicht anders. Sie wusste, dass dies etwas war, das sie tun musste. Sie war keineswegs sicher, woher sie das wusste. Vermutlich aus einem der obskuren Träume, die sie manchmal heimsuchten, die ihr zeigten, was kommen würde, nur um sich ihr beim Aufwachen wieder zu entziehen, sodass sie mit nichts als Ahnungen dastand und ein paar halb verschütteten, zusammenhanglosen Bildern.
    Jasper hatte nicht versucht, sie umzustimmen. Ihre Entscheidung gefiel ihm nicht, aber er hatte sie respektiert, wie er vom ersten Tag an jeden von Blanches Entschlüssen respektiert und sie immer so genommen hatte, wie sie

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